Lehrstück ohne Lehre
- Modell für die Gefährlichkeit der politischen Dummheit des Bürgers
- Bequemlichkeit, wenn es heißt, gegen Mächtigere etwas zu unternehmen
- Neigung, gegen besseres Wissen zum Mitläufer zu werden und damit zum Mitschuldigen
Der politische Hintergrund
- Der Umsturz in der Tschechoslowakei 1948
darüber hinaus übertragbar auf viele Ereignisse im politischen, gesellschaftlichen, bisweilen auch im privaten Rahmen:
- Die Herrschaft der Nationalsozialisten
- Hitler hat alle seine Taten in \"Mein Kampf\" angekündigt
- Die atomare Bedrohung
- Der \"Weltbrand\", für den viele Militärs und Politiker die Lunte zu legen bereit sind (vgl. Zusammenarbeit deutscher Firmen mit Iran, Irak, Libyen
- Die demokratische Duldsamkeit
- Die Umstürzler von rechts und von links sitzen mit uns an einem Tisch (\"Es ist ja alles nicht so schlimm\")
- vgl. \"Großer Lauschangriff\"
- vgl. Rechtsradikalismus
- Die Bedrohung durch moderne Technologien (vgl. Kernenergie, Gentechnologie )
ein Stück ...
- von der Gefahr, die von der geduldigen Natur des Bürgertums kommt
- von dem Unheil, das in der mittelständischen Gemütlichkeit gedeiht
- von der Sattheit der Menschen, die sich mit Silber, Gänsebraten, Leuchten, Tischdecken, gutem Wein und Zigarren umgeben
- von der Unruhe, die von Menschen ausgeht, die \"in Ruhe und Frieden\" gelassen werden wollen (\"Ruhe ist die erste Bürgerpflicht\")
- von der Dummheit dessen, der sieht und nicht sehen will
- von der Feigheit dessen, der aus lauter Angst vor einem bißchen Macht sich selbst in die völlige Selbstaufgabe treibt und damit einer viel größeren Macht den Weg bereitet
- von der Leichtfertigkeit dessen, der mit moralischen Urteilen um sich wirft, ohne als Weltanschauung mehr zu besitzen als seine kleinbürgerliche Gemütlichkeit
- von der verlogenen Eitelkeit, die die letzten Einsichten zunichte macht
- vom Unglück, das geschieht, obwohl es hätte vermieden werden können
- vom Intellektuellen als geistigen Wegbereiter des Bösen insgesamt eine äußerst pessimistische Perspektive
Lehrstück ohne Lehre
Frisch glaubt nicht (im Gegensatz zu Brecht), dass von diesem Stück eine Wirkung ausgehen wird; die \"Helden\" der Handlung sind unbelehrbar; der Autor sieht sich als Prediger vor tauben Ohren; möglicherweise soll der Titel aber auch provokativ gemeint sein und auf Umwegen zum Handeln führen; der Pessimismus ist im \"Nachspiel\" konsequent zu Ende gedacht: Biedermann fordert nur Gnade und Wiedergutmachung
\"Die Erkenntnis-Vorstöße, die unser Jahrhundert bewegen, verdanken wir nicht der Literatur.\"
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