Interpretation des 6´ten Bildesbr /
Im sechsten Bild des Dramas Andorra von Max Frisch geht es um den Konflikt zwischen Andri, Barblin und dem Soldaten und dem Konflikt zwischen Andri und dem Soldaten und um die Wirkung der Konflikte auf Andri.
Es ist Nacht vor Barblins Kammer schläft Andri. Der Soldat steigt über ihn in die Kammer von Barblin und vergewaltigt sie.
Andri erwacht nach einer Weile und ist darüber erstaunt, dass Barblins Tür verriegelt ist. Er denkt, dass er mit ihr redet und erzählt seine Pläne und seine geheimen Wünsche und sagt, dass er sich bei ihr wohl fühle. Doch er hört von Barblin die ganze Zeit keine Antwort. Der Lehrer kommt im betrunkenen Zustand hinzu; er möchte Andri die Wahrheit sagen, doch er wird von Andri verachtet und er geht wieder. Danach kommt der Soldat mit nacktem Oberkörper und offener Hose aus Barblins Kammer und sagt zu Andri, dass er verschwinden solle. Andri ist geschockt und möchte es nicht wahr haben.
Meine Interpretationshypothese besteht darin, dass Andri eine Verschärfung der Identitätskrise erlebt, die ihn zu völligen Isolation treibt.
Andri beginnt seine "gesellschaftliche Rolle" als Juden zu akzeptieren und sagt dem Lehrer, dass er reich werden möchte mit einem zynischen Hinweis auf seine Religion. (Vgl. S.53, Z.7-15). Er fühlt sich von Can verraten, da er den richtigen Grund des Lehrers für die Ablehnung der Heirat mit Barblin nicht kennt und meint, dass der Grund, dass er Jude ist, wäre. (Vgl. S.53, Z.17).
"Mein Sohn!" (...) "Ich bin gekommen, Andri , um dir die Wahrheit zu sagen, bevor es wieder Morgen ist...." Doch die Enttäuschung Andris gegenüber dem Lehrer ist so groß, dass er ihn verachtet und die Wahrheit nicht mehr erkennen kann. (Vgl. S.51,Z.4-7).Für Andri ist der Lehrer längst einer von den Andorranern. Der Lehrer wird zum Opfer seiner eigenen Lebenslüge und der Lehrer, der um die Wahrheit zu verbreiten die alten Schulbücher zerrissen hat, flüchtet vor der Wahrheit in den Alkohol. Andris Enttäuschung gegenüber seinem Vater wird nur von seiner Enttäuschung gegenüber Barblin gesteigert, da er denkt, sie habe sich freiwillig mit dem Soldaten eingelassen. (Vgl. S.54, Z.9-11). Nun fühlt sich Andri nicht nur öffentlich sondern auch noch privat isoliert. Er denkt, dass Barblin genauso wie die anderen Andorraner ist und ist schockiert darüber. (Vgl. S.54).Dieses Bild beinhaltet Andris größtes Schicksalsschlag vor seinem Tod, da er denkt, dass er seine große Liebe, die einzige Bezugsperson für ihn und zwar Barblin verloren hat. Durch diesen Schicksalsschlag und die aus den vorigen Bilder (zB.die verweigerte lehre als Tischer) erlebt Andri in diesem Bild eine Verschärfung seiner Identitätskrise und er wird nun auch privat vom Ganzen isoliert und damit hat sich meine Interpretationshypothese bestätigt.
|