Fabers Leben ist im Grunde nur eine Kette von Zufällen: Die Notlandung in Tamaulipas, der Selbstmord von Joachim, die Schiffahrt nach Le Havre, das Wiedersehen mit Sabeth in Athen, der Schlangenbiß und überhaupt die Tatsache, daß er Magenkrebs hat. Dies sind alles Zufälle die Statistisch gesehen mehr oder weniger unmöglich oder sehr selten sind. Walter Faber überträgt die mathematische Wahrscheinlichkeitsrechnung auf den Menschen ohne das Gesetz der Ausnahme zu beachten. Daß er selber die Ausnahme bildet, führt ihn letztlich zum Verderben. Und dahinter steckt eine gewisse Ironie die das Buch ausmacht: Ein Mann der auf das berechenbar Wahrscheinliche schwört, wird vom statistisch nahezu ausgeschlossenen Fall getroffen. Man könnte Fabers Leben verschieden interpretieren: Ein religiöser und gläubiger Mensch würde es Schicksal nennen. Ein Mathematiker, Physiker, Wissenschaftler oder überhaupt ein rational denkender Mensch würde es Zufall bezeichnen.
Ebenfalls könnte man sagen, das Faber und Sabeth die Inzest begangen hatten, durch ihren relativ frühen Tod von ihrer Schande erlöst wurden.
Interpretation des Berichtes:
Fabers Schuldgefühle zwingen ihm eine Selbstuntersuchung auf: Er schreibt einen Bericht. Er versucht sein Leben anhand dieses Berichtes zu rechtfertigen. Alleine wird er mit seiner Misere aber nicht fertig und muß jemandem sein grausames Leben anvertrauen: Sich selbst. Der Bericht spielt die Rolle eines Spiegels den er sich selbst vorhält.
Diese höchst sonderbare Geschichte erinnert an den Mythos von Ödipus: Ödipus ist eine Gestalt der griechischen Mythologie. Er wird mit durchbohrten Knöcheln als kleines Kind ausgesetzt, da er nach einem Orakelspruch seinen Vater töten und seine Mutter heiraten soll. Er wird jedoch gerettet und vom König von Korinth aufgezogen. Später erschlägt er unwissentlich seinen Vater Laios und heiratet seine Mutter mit der er 4 Kinder bekommt. Als nun die Wahrheit ans Tageslicht kam, erhängte sich seine Mutter und Ödipus nahm sich sein Augenlicht. Er wurde schließlich von seinen Söhnen aus dem Land verbannt.
Daher kommt auch der Begriff "Ödipus-Komplex". Es ist der psychoanalytische Begriff für Söhne, die sich extrem zu ihrer Mutter hingezogen fühlen und ihren Vater ausschalten wollen.(Gegenteil Mädchen Vater: Elektra Komplex.)
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