In Kabale und Liebe dominiert das Thema einer "unbedingten" Liebe den eigentlichen Ständekonflikt und die Kritik am absoluten Herrscher. Dass das Stück auch gegen Despotismus gerichtet ist, erkennt man an der kurzen Szene mit dem Kammerdiener. Ein zweites Thema ist die schroffe Trennung zwischen den Ständen, die eine Ehe zwischen einem Aristokraten und einer Bürgerlichen unmöglichen macht.
Die höfische Welt wird abgesehen von Lady Milford negativ gezeichnet. Sie verkörpert die Kabale. Das Bürgertum ist verführbar, erpressbar und passiv, es macht gar nicht den Versuch, aus dieser Misere auszubrechen. Luise ist der Vater wichtiger als ihre individuellen Gefühle. Ferdinand tut zwar den Schritt in Richtung Bürgertum, fühlt individuell, ist auch bereit, gegen seinen Vater vorzugehen, aber in seiner Liebe ist er sich zu wenig sicher. Er ist misstrauisch und geht in seiner Eifersucht so weit, Luise zu töten. In seinem Verhältnis zu ihr ist er letztlich genauso autoritär wie sein Vater.
Die klein (bürgerliche) Familie
Die bürgerliche Familie der damaligen Zeit hatte einen streng patriarchalischen Charakter. Der Familienvater genoss ein unbegrenztes Ansehen. In der Familie war der Hausvater der unumschränkte Herrscher. Mit "Sie" redete der Sohn den Vater an und nannte ihn stets den "Herrn Vater".
Von der Zustimmung des Vaters hingen alle wichtigen Familienbeschlüsse ab.
In der Familie selbst kam nur in den seltensten Fällen ein ungezwungener Ton auf. Das gute Hausmütterchen war ihrem Manne gegenüber ganz Ergebenheit und ganz Gehorsam.
Eheschließungen, gesellschaftliche Behandlungen der Liebe und gesellschaftliche Position der Frau im Kleinbürgertum- im Gegensatz zum Adel
Das Liebesleben der bürgerlichen Klassen bewegte sich im 18 Jahrhundert in festen herkömmlichen Formen. Die Liebe wurde meist sehr nüchtern aufgefasst.
Beim Abschluss der Ehe fand die freie Liebeswahl nur wenig Berücksichtigung. Erst kommen die Güter, dann die Gemüter, dieses Wort galt noch als Regel - und Richtschnur für den Abschluss der meisten Ehen.
Die Familienväter brachten nach genauer Abwägung der Vermögensverhältnisse die Ehe ihrer Kinder zustande.
Literarische Strömungen des Sturm und Drangs
Etwa im Jahre 1770 begann nun aber das deutsche Bürgertum angriffsweise gegen den Adel vorzugehen. Zunächst trat die literarische Schule des Sturmes und Dranges in offene Gegnerschaft gegen ihn und die verrotteten Vorurteile der vornehmen Rokokogesellschaft.
Denn auch für die gedrückte Lage der ländlichen Bevölkerung, die unter dem Jocher der adligen Grundbesitzer seufzte, regte sich im Bürgerstande das Gefühl der Empörung. Auch die Journalistik und Publizistik der siebziger und achtziger Jahre wimmelt von Anklagen gegen den Adel.
Daneben freilich fehlte es auch nicht an bürgerlichen Schriftstellern, welche die fanatischen Ausfälle gegen die Privilegierten einschränken wollten, wie es Brandes um 1787 in der Berliner Monatsschrift tat: " Lasst also dem Adel seine Vorrechte, aber kontrolliert ihn, dass er nicht weiter greife, nicht in Rücksicht seiner Geburt sich alles erlaubt halte- und, ihr Bürgerlichen, vergesst nicht, dass wenn sie Edle sind, ihr Freie seid!"
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