1. Einleitung
Herkules war in der griechischen Mythologie der Held, der für seine Stärke, seinen Mut und seine legendären Heldentaten bekannt war. Herkules ist der römische Name des griechischen Helden Herakles. Er war der Sohn von Zeus und Alkmene, der Frau des thebanischen Generals Amphitryon, eines Enkels des Perseus. Zeus war Alkmene in der Gestalt ihres Mannes erschienen und zeugte mit ihr Herkules. Zeus verhieß dem nächsten Spross aus dem Hause des Perseus die Herrschaft über Mykene. Hera, die eifersüchtige Gemahlin von Zeus, war entschlossen, den Nachkommen ihres treulosen Gatten umzubringen. Zunächst hemmte sie mit ihren Verfolgungen bei Alkmene die Geburtswehen, so dass Eurystheus, ein anderer Perseusenkel, eher zur Welt kam, König von Mykene und später Herkules´ Dienstherr wurde. Kurz nach der Geburt von Herkules sandte Hera dann zwei große Schlangen, um ihn zu töten. Obwohl Herkules noch ein Baby war, erwürgte er die Schlangen. Als junger Mann tötete Herkules einen Löwen mit bloßen Händen. Als Trophäe seines Abenteuers trug er das Löwenfell als Mantel und den Kopf des Löwen als Helm. Als Nächstes besiegte der Held einen Stamm, der von Theben Tribut forderte. Als Belohnung erhielt er die Hand der thebanischen Prinzessin Megara, mit der er drei Kinder zeugte. Hera, die Herkules immer noch gnadenlos hasste, sandte ihm einen Anfall von Wahnsinn, in dem er seine Frau und seine Kinder tötete. In Entsetzen und Reue über seine Tat hätte sich Herkules umgebracht, aber das Orakel von Delphi wies ihn an, sich von der Schuld zu reinigen, indem er Diener seines Vetters Eurystheus, des Königs von Mykene, würde. Eurystheus ersann, von Hera gedrängt, als Buße zwölf schwierige Aufgaben, die
Arbeiten des Herkules".
2. Die zwölf Arbeiten
Die erste Aufgabe bestand darin, den Nemeischen Löwen zu erlegen, ein Tier, das bisher von keiner Waffe verletzt werden konnte. Herkules betäubte zuerst den Löwen mit seiner Keule und erwürgte ihn dann. Danach tötete er die Hydra, die in einem Sumpf in Lerna lebte. Das Ungeheuer hatte neun Köpfe. Ein Kopf davon war unsterblich. Wenn man einen der anderen abschlug, wuchsen an dessen Stelle zwei weitere nach. Herkules versengte jeden Halsstumpf mit einer brennenden Fackel, um zu verhindern, dass zwei Köpfe nachwuchsen. Den unsterblichen Kopf vergrub er unter einem Felsen. Danach tauchte er seine Pfeile in das Blut der Hydra, um sie zu vergiften. Herkules nächste Aufgabe war es, eine Hirschkuh mit goldenem Geweih und bronzenen Hufen, die der Artemis, der Göttin der Jagd, geheiligt war, lebendig zu fangen. Seine vierte Arbeit verlangte, einen großen Eber zu fangen, dessen Höhle auf dem Berg Erymanthos lag. Anschließend musste Herkules an einem Tag die Augiaställe reinigen, in denen 30 Jahre lang riesige Viehherden ihren Schmutz hinterlassen hatten. Er lenkte dazu die Ströme zweier Flüsse um und leitete sie durch die Ställe. Als Nächstes vertrieb Herkules eine riesige Schar von Menschen fressenden Vögeln mit bronzenen Schnäbeln, Klauen und Flügeln, die in der Nähe des Sees Stymphalos lebten. Zur Erfüllung der siebten Arbeit brachte Eurystheus dem Herkules einen wahnsinnigen Stier, den Poseidon, der Gott des Meeres, geschickt hatte, um die Insel Kreta zu terrorisieren. Um die Menschen fressenden Stuten des Diomedes, des Königs von Thrakien, zurückzubringen, tötete Herkules Diomedes und trieb die Stuten nach Mykene. Hippolyte, die Königin der Amazonen, war bereit, Herkules bei seiner neunten Arbeit zu helfen. Als sie Herkules ihren Gürtel geben wollte, den Eurystheus für seine Tochter begehrte, ließ Hera Hippolytes Soldaten glauben, Herkules wolle ihre Königin entführen. Herkules tötete die Hippolyte, weil er dachte, dass sie für den folgenden Angriff verantwortlich war, und flüchtete mit dem Gürtel vor den Amazonen. Auf seinem Weg zur Insel Erytheia, wo er die Rinder des dreiköpfigen Ungeheuers Geryon rauben sollte, stellte Herkules zwei große Felsen, die Berge Gibraltar und Ceuta, die heute die Straße von Gibraltar flankieren, als ein Denkmal seiner Reise auf. Nachdem Herkules das Vieh zurückgebracht hatte wurde er ausgesandt, die goldenen Äpfel der Hesperiden zu holen. Weil Herkules nicht wusste, wo sich diese befanden, bat er Atlas, den Vater der Hesperiden, um Hilfe. Atlas willigte ein, wenn Herkules die Welt auf seinen Schultern tragen würde, solange er die Äpfel besorgte. Der alte Mann wollte seine Last danach eigentlich nicht wieder übernehmen, aber Herkules überlistete ihn. Die zwölfte und schwierigste Arbeit bestand darin, den dreiköpfigen Hund Zerberus aus der Unterwelt heranzuschaffen. Hades, der Gott der Toten, erlaubte Herkules den Hund mitzunehmen, wenn er es ohne Waffen tue. Herkules fing Zerberus, brachte ihn nach Mykene und trug ihn dann zurück zu Hades.
3. Der Tod des Helden
Herkules heiratete später Deianeira, die in einem Ringkampf von dem Flussgott Acheloos gewonnen hatte. Als Deianeira von dem Kentauren Nessos angegriffen wurde, verwundete ihn Herkules mit einem Pfeil, den er mit dem Blut der Hydra vergiftet hatte. Der sterbende Kentaur sagte Deianeira, sie solle etwas von dem Blut nehmen, weil es ein kräftiger Liebeszauber sei. In Wahrheit aber war es Gift. Als Deianeira später glaubte, dass sich Herkules in Iole verliebt habe, sandte sie ihm einen Rock, der in das Blut getaucht worden war. Als Herkules ihn anzog, war der Schmerz, den das Gift verursachte, so groß, dass er sich auf einem Scheiterhaufen selbst das Leben nahm. Nach seinem Tod wurde er von den Göttern auf den Olymp gebracht und mit Hebe, der Göttin der Jugend, verheiratet.
4. Herkuleskult und Darstellungen
Die Griechen verehrten Herkules sowohl als Gott wie auch als sterblichen Helden. In der Antike verkörperte die Figur des Herkules einen messianischen Helfer der Menschen, der durch seine Ausdauer und seinen Mut die Menschen von ihrem Leiden befreit. Überall in Griechenland befanden sich Heiligtümer, die ihm gewidmet waren. Der Herakleskult wurde n zahlreichen Feiern und Festen zelebriert. In das antike Rom gelangte der Herkulesmythos mittels der römischen Handelskontakte zu den Phöniziern, die den griechischen Gottmenschen mit ihren Gott Melquart gleichgesetzt hatten. Mit den Eigenschaften dieses Gottes versehen fand Herkules als Gott des Handels, des kaufmännischen Gewinns und als Übelabwehrer Eingang in den Staatskult der Römer.
Die historische Person Jesu wurde in den ersten Jahrhunderten nach ihrem Tod, als sich das Christentum immer weiter nach Griechenland ausbreitete, mit zahlreichen Elementen aus dem Heraklesmythos identifiziert, die die bis heute gängige Vorstellung von Jesus Christus, als Erlöser, entscheidend beeinflusst haben. So kannte der Herakleskult im antiken Griechenland verschiedene Motive, die für den historischen Jesus nicht überliefert sind: die Jungfergeburt, die Verfolgung als auserwählter Königssohn, die Wiederauferstehung, die Anwesenheit der Mutter und der Lieblingsjünger in der Stunde des Todes, die Errettung der schmachtenden Seelen aus dem Totenreich und ähnliches mehr.
Dargestellt wird Herkules meist als starker, muskulöser Mann, der in eine Löwenhaut gekleidet ist und eine Keule trägt. Neuzeitliche Gemälde wurden u. a. von Dürer, Tiepolo, Tintoretto und Rubens geschaffen. Die berühmteste Statue des mythischen Helden, der sitzende, sich ausruhende Herkules aus der Sammlung Farense, eine Kopie des Glykon von Athen, steht im Nationalmuseum in Neapel.
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