Der aufklärerischen Theorie des Hexenwahns direkt entgegengesetzt sind "romantische" Auffassungen, die in den "Hexen" die Anhängerinnen vorchristlicher Fruchtbarkeitskulte zu erkennen glauben. Ein uralter Fruchbarkeitskult sei von Iquisitoren mit Verbrennungen verfolgt worden.
Die Anhänger eines heidnischen Fruchtbarkeitskultes aus Norditalien, die "benandanti" ("Gutgeher") waren weise Frauen und Männer, die in nächtlichen Visionen oder schlafwandelnd gegen die Unheil ausrichtenden Hexen kämpften. Nur durch den Sieg in diesen alljährlich wiederholten Kämpfen war die Ernte zu sichern.
Als die "benandanti" die Aufmerksamkeit der Inquisitoren auf sich ziehen (1620-1650) werden sie unter der Folter gezwungen, ihre visionären Erlebnisse unter Begrifflichkeit der Hexenjäger auszudrücken, d.h. aus dem nächtlichen Kampf der "benandanti" gegen die "streghe", wie er in den frühen Folterprotokollen noch ausführlich dokumentiert ist, wird nach und nach eine Ausfahrt zum Hexensabbat gemacht. Am Ende der Folterung bezichtigen sich einige "benandanti" selbst der Hexerei.
Im Grunde gehört der Ansatz der Soziologen in eine Reihe mit anderen Studien. Welche die Hexenjagd als Ergebnis von Auseinandersetzungen um Lebensstil, Einstellungen und politische Macht verstehen wollen. Als die eigentlichen Begründer dieser Perspektive in der Geschichtswissenschaft werden die protestantischen Pastoren Soldan und Heppe betrachtet. Mit Ihrer Geschichte der Hexenprozesse wollten sie beweisen, dass hinter dem Hexereivorwurf einzig der Kampf der kath. Kirche gegen die reformatorische Bewegung steckt. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass die frühen ev. Kirchen aktiven Anteil an der Hexenjagd hatten. Luther wollte 3 aus seiner neuen Kirche wegen Hexerei exkommunizierte Frauen am liebsten "selber verbrennen".
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