1. Erläutere am Text, wem der "dreifache ()Fluch gilt!
Die Weber verfluchen in Heinrich Heines Gedicht nicht nur den Verlegern, sondern eigentlich ganz Deutschland.
Das sieht man an der Aussage: "Deutschland, wir weben dein Leichentuch."
Damit soll ausgedrückt werden, dass sie besonders Verleger und die Obrigkeit für ihre Misere verantwortlich machen.
Außerdem soll mit dem Leichentuch ausgedrückt werden, dass der Staat Deutschland so bald nicht mehr existieren wird, wenn er sich nicht besser um Arbeiter und Weber kümmert und sie anständig behandelt, denn sie schaffen mit ihren Produkten z.B. die Grundlage des Reichtums der Verlegern.
Der "dreifache()" Fluch gilt aber auch der Kirche und Gott, denn in Strophe 2 wird auch diese Problematik angesprochen.
" Ein Fluch dem Götzen, zu dem wir gebeten In Winterskälte und Hungersnöten", zeigt dies ganz deutlich.
Die Weber fühlen sich von Gott und besonders von der Kirche verlassen, da sie ihnen in Hungersnöten nicht geholfen haben.
Auch im Kampf gegen die sozialen Ungerechtigkeiten hilft ihnen die Kirche nicht.
Im Gegenteil, oft machen sie mit Verlegern und der Politik gemeinsame Sache.
Wahrscheinlich will Heine mit der zweiten Strophe auch zum Ausdruck bringen, dass das jahrhundertealte Bündnis zwischen Thron und Altar abgeschafft werden sollte.
Der König könnte in Zukunft nicht mehr behaupten, Gottes Vertreter auf Erden zu sein.
Denn so kann sich der König nicht mehr auf einen außerweltlichen Gott berufen, der ihm Legitimität garantiert.
Jetzt könnte man den König persönlich für alles verantwortlich machen.
Mit der Zeile "Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt", unterstellen die Weber Gott, an den sie sich vergeblich gewandt haben, nicht nur Tatenlosigkeit, sondern sogar die böswillige Absicht einer bewussten Irreführung.
Normalerweise gehen Menschen davon aus, dass Gott ihnen irgendwie hilft oder zumindest, wenn sie ein schlechtes Leben auf der Erde führen, wenigstens im Jenseits ein gutes Leben führen werden.
Hier bezichtigt man Gott aber, dass er absichtlich so viel Leid zu lässt, um sie zu ärgern und zum Narren zu halten.
Der zweite Fluch gilt dem König, dem "König der Reichen".
Der König wird hier als Interessenvertreter der Verleger und des Adels angesehen.
Als solcher sorgt er für die schonungslose Eintreibung der Steuern und lässt Aufstände blutig niederschlagen.
Heine will ausdrücken, dass der König kein König des Volkes ist, sondern genau das Gegenteil.
Ihm ist es gleichgültig, ob seine Untertanen gequält und ausgebeutet werden, denn er ist nur für die Reichen da, die "Armen" und "einfachen Bürger" interessieren ihn nicht.
Schließlich wird in Strophe vier noch das "falsche Vaterland" verflucht.
In ihm " gedeihen (nur) Schmach und Schande".
Für die einfachen Leute/Weber gibt es nichts Positives in ihrem Leben.
Das Vaterland, das sie praktisch nur ausgebeutet, hat nichts Positives für sie, sie sind nicht stolz dort zu leben.
Die umgeknickte Blume ist eine Metapher für die geschändete Schönheit des Vaterlandes und für die geringe Lebenserwartung der Weber aufgrund ihrer schlechten Lebensbedingungen.
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