Erklärung laut "Philosophische Untersuchungen" § 23:
Wie viele Arten der Sätze gibt es aber? Etwa Behauptung, Frage und Befehl? - Es gibt unzählige solcher Arten: unzählige verschiedene Arten der Verwendung alles dessen, was wir "Zeichnen", "Worte", "Sätze" nennen. Und diese Mannigfaltigkeit ist nichts Festes, ein für allemal Gegebenes; sondern neue Typen der Sprache, neue Sprachspiele, wie wir sagen können, entstehen und andre veralten und werden vergessen. (Ein ungefähres Bild davon können uns die Wandlungen der Mathematik geben.)
Das Wort "Sprachspiel" soll hier hervorheben, dass das Sprechen der Sprache ein Teil ist einer Tätigkeit oder einer Lebensform. Führe dir die Mannigfaltigkeit der Sprachspiele an diesen Beispielen, und anderen, vor Augen:
Befehlen, und nach Befehlen handeln-
Beschreiben eines Gegenstandes nach dem Ansehen, oder nach Messungen-
Herstellen eines Gegenstandes nach einer Beschreibung (Zeichnung)-
Berichten eines Hergangs-
Über den Hergang Vermutungen anstellen-
Eine Hypothese aufstellen und prüfen-
Darstellen der Ergebnisse eines Experimentes durch Tabellen und Diagramme-
Eine Geschichte erfinden; und lesen-
Theater spielen-
Reigen singen-
Rätsel raten-
Einen Witz machen; erzählen-
Ein angewandtes Rechenexemple lösen-
Aus einer Sprache in die andere übersetzen-
Bitten, Danken, Fluchen, Grüßen, Beten.
Erkenntnis:
Zum "Sprachspiel" gehört also nicht nur die Sprache, sondern auch die Tätigkeit oder das Verhalten, welches während des Sprechens abläuft, z.B. beim Beten. So kann Wittgenstein sagen: "Eine Sprache vorstellen heißt, sich eine Lebensform vorstellen".
|