Ödön von Horváth
Lebensgeschichte/>
Ödön von Horvath wurde 1901 in Rijka, Kroatien geboren und starb 1938 in Paris. Als Sohn eines ungarischen Diplomaten wächst er in vielen Städten heran: Belgrad, Budapest, München, Pressburg und Wien. Deswegen beherrschte er keine Sprache ganz. Erst mit 14 schrieb er seinen ersten deutschen Satz. 1931 erhielt er den Kleist-Preis, was damals die wichtigste literarische Würdigung war. Glaube Liebe Hoffnung wurde nach der Machtergreifung Hitlers 1933 verboten. Horváth kommt sogar in Schutzhaft, flieht jedoch nach Wien. Beim Anschluss Österreichs an das NS-Deutschland muss er nach Paris fliehen, wo er während eines Gewitters von einem Baumstamm erschlagen wird.
Inhaltsangabe
Der Inhalt ist eigentlich schnell erzählt: Elisabeth musste für 14 Tage ins Gefängnis, da sie ohne Wandergewerbeschein arbeitete. Dieser Fehltritt verfolgt sie durch das ganze Stück. Zuerst verliert sie ihre Arbeitstelle. Sie muss aufs Wohlfahrtsamt, wo sie Arbeitslosengeld verlangt, sich aber keiner für sie zuständig fühlt. Dort lernt sie dann auch ihren späteren Bräutigam, den Schupo Alfons, kennen. Elisabeth erzählt ihm nichts von ihrer Gefängnisstrafe, da sie es einerseits nicht für wichtig hält und sie andererseits Angst hat, ihn zu verlieren.
Doch es fliegt alles auf. Sie wird überführt und Alfons trennt sich von ihr. Daraufhin stürzt sie sich ins Wasser, wird jedoch gerettet und in das nächstliegende Polizeirevier gebracht. Dort trifft Elisabeth ein letztes Mal Alfons. Es kommt zu einem Streit, in dem sie gesteht, ihn nie geliebt zu haben, sondern ihn einfach nur als Geldgeber brauchte. Ihn ihrer Rage versagt ihr Herz und sie stirbt.
Zum Stück:
Die Uraufführung war 1936 in Wien. Horvath kritisiert in seinem "Totentanz" - wie der Untertitel lautet, die bürokratische und verantwortungslose Anwendung der kleinen Paragraphen. LESEPROBE Hier kann man auch erkennen, dass Horváth im realistischen Stil, also sehr volksnah, schrieb. Auch will er den Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft zeigen. So fühlt sich zum Beispiel in Glaube Liebe Hoffnung niemand für die Schicksale anderer Menschen verantwortlich. LESEPROBE
Das Stück basiert auf einen Tatsachenbericht, den Lukas Kristl, ein Gerichtsreporter, zur Verfügung stellte.
Friedrich Luft schrieb über Horváths Werke: "Nicht, was in seinen Stücken passiert, ist eigentlich wichtig, sondern wie die Leute auf der Bühne darüber reden." Dies ist auch in Glaube Liebe Hoffnung nicht anders. Es fällt auf, dass fast keine Theateranweisungen vorhanden sind. Jedoch ist die Anweisung *Stille* ein sehr beliebtes Mittel für ihn. So zum Beispiel bei dem Trennungsgespräch und dem letzten Treffen von Elisabeth und Alfons. Dort steht *Stille* nach jedem Satz. Ich denke, dass er damit die Endgülitgkeit, die peinliche Berührtheit unterstreichen will. Die Endgültigkeit, weil Elisabeth nun alles Wichtige in ihrem Leben verloren hat und die peinliche Berührtheit, weil Alfons vor seinem Vorgesetzten und seinen Freunden von der Gefängnisstrafe seiner Verlobten erfährt.
Was ich noch interessant finde, ist das bekannteste Zitat aus diesem Stück:
Ich lebe, ich weiß nicht wie lang,
Ich sterbe, ich weiß nicht wann,
Ich fahre, ich weiß nicht wohin,
Mich wundert, dass ich so fröhlich bin.
Es passt eigentlich überhaupt nicht in die Handlung hinein. Da aber Horváth ein sehr gesellschaftskritischer Schriftsteller war, wird es allerdings klar, dass dies eine Kritik an der Oberflächlichkeit der Gesellschaft ist. Man lebt zwar, macht sich jedoch keine Gedanken über Zukunft und Sinn des Lebens.
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