Franz - eigentlich Ferenc - Molnar wurde am 12 . Jänner 1878 als Sohn eines Arztes in Budapest geboren ,
sein fast unbekannter Geburtsname lautet Neumann . Er , der später der elegante Boulevardier zwischen
Paris und New York werden sollte , begann seine Laufbahn als Journalist . Aus dieser Tätigkeit heraus kam
es auch zu den typischen Charakteren seiner Stücke , wie eben den \"Hutschenschleuderer\" Liliom , der
auch seine bekannteste Figur werden sollte . Dieses erfolgreiche Stück wurde auch mehrmals verfilmt ,
unter anderem auch von dem berühmten Regisseur Fritz Lang . In New York wurde aus dem Stoff sogar
ein überaus erfolgreiches Musical mit dem Titel \"Carousel\" gemacht .
Eigentlich hätte Molnar Jura studieren sollen , doch er begann lieber zu schreiben , erst als Journalist ,
später als Dramatiker und Romancier . In seinen Werken versuchte er , den glatten Schein der damaligen
Gründerjahre zu entlarven und einen Blick hinter die Kulissen der Gesellschaft zu werfen . Die
Budapester Gründerjahre lagen ein wenig später hinter denen Wiens , zeichneten sich aber durch
besondere Üppigkeit aus . Alles sollte ein bißchen prächtiger sein als in Wien .
Spätere Werke , die \"Liliom\" folgten , spielen in einem eleganteren Milieu , doch ist stets eine ironische
Skepsis vorhanden . 1907 wurde \"Der Teufel\" sein erster großer Bühnenerfolg , es folgte 1910 \"Der
Leibgardist\" . Eines der Grundmotive Molnar`s war das Spiel im Spiel , welches er virtuos handhabte .
So merkt etwa in \"Der Leibgardist\" ein Schauspieler , wie die Träume seiner Frau um einen Leibgardisten
kreisen . Also entschließt sich dieser Schauspieler , die Rolle seines Nebenbuhlers zu übernehmen und sich
seiner eigenen Frau in Uniform zu nähern . Sein Dilemma wird , daß er nicht weiß , ob er sich ob seiner
guten schauspielerischen Leistung freuen soll oder über die Wankelmütigkeit seiner Frau erbost sein soll .
Seine große Zeit hat Molnar in den 20-er Jahren , in denen er zwischen Budapest und Wien pendelte und
seine Stücke den deutschen Spielplan beherrschten , aber auch sogar bis nach Paris , der Heimatstadt der
Boulevardkomödie , vordrangen .
Die in den 20-er Jahren untergehende Donaumonarchie beschrieb er in Stücken wie \"Der Schwan\" oder
\"Olympia\" auf ironische Weise . Sein geistreichstes Werk jener Zeit war aber wohl \"Spiel im Schloß\" ,
wieder ein perfekt durchkonstruiertes Spiel im Spiel . In diesem Stück treffen ein Autor , ein Komponist
und dessen Verlobte , eine Diva , in einem Schloß aufeinander , um eine neue Operette zu schaffen . Als
der Autor und der Komponist ein verdächtiges Tete-a-Tete zwischen der Diva und einem ihrer
Bühnepartner belauschen , sieht der Autor sein neues Werk bereits einem Eifersuchtskonflikt zum Opfer
fallen . Also schreibt er schnell einen kleinen Sketch , in dem die belauschten Worte des Liebesdialoges
vorkommen , so daß das zufällig mitbekommene Geturtel wie eine improvisierte Probe erscheint . Der
verliebte Komponist glaubt dies gerne und die Diva wie deren Bühnenpartner sind nur zu gerne bereit ,
diesen Glauben zu nähren .
Ab ca. 1930 gab es fast jedes Jahr ein neues Molnar-Stück , doch begann sich bereits die Wirtschaftskrise
bemerkbar zu machen . Sein Pendeln zwischen Wien und Budapest fand ein jehes Ende , als Hitler beide
Städte seinem Einflußbereich einverleibte . Molnar ging nach New York , wo seine Stücke ebenfallls sehr
erfolgreich waren und er daher keinerlei materielle Sorgen hatte . Er bewohnte ein kleines Appartement im
8. Stock des Plaza-Hotels und verließ New York kaum , nicht einmal das Revier um das Plaza-Hotel hat er
gerne verlassen . Auch den Lockungen Hollywoods gegenüber blieb er standhaft , weil seine Stücke in den
Theatern wie auch in den Filmstudios reichlich Geld einbrachten .
Nach Europa zu reisen erwog er selbst dann nicht , als es bereits bequeme Flüge über den Ozean gab .
Fliegen , so sagte er , würde er erst dann , wenn es üblich sei , dem Piloten nach einem gelungenen Flug
ein Trinkgeld in die Hand zu drücken . Das war eine typische Aussage Molnar`s , der ein berühmter
Anekdotenheld geworden war . Als etwas seine geschieden Frau versuchte , auf den Bühnen New Yorks
unter dem Namen Sari Fedak-Molnar Fuß zu fassen , ließ Molnar in den Zeitungen eine Richtigstellung
drucken , der zufolge diese ungarische Schauspielerin nicht seine Mutter sei .
Knapp vor Kriegsende schrieb Molnar ein letztes Werk . Es hieß \"Panoptikum\" und war eine seltsame
Komödie , die in ihrer ironischen Distanziertheit viel über seinen damaligen Seelenzustand verrät . Da
treten Aristokraten und Diplomaten auf - verwickelt in eine Spionageaffäre - , zu denen er in seiner New
Yorker Umgebung soviel Distanz gewonnen zu haben scheint , daß er sie nur als Gestalten aus einem
Panoptikum vorführt . Seine Zeit und die Welt der amourösen Komtessen scheint vorbei .
Molnar überlebte das Kriegsende um sieben Jahre . Er starb am 1 . April 1952 in New York ,
als \"Klassiker des Boulevards\" .
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