Die Zunahme der Animalisierung
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· Gib nähere Einblicke in die Familienverhältnisse und zeige Gregors Kampf um seine menschliche Identität.
Die Familienverhältnisse vor Gregors Animalisierung:
Vor seiner Verwandlung in einen Käfer erarbeitet Gregor den Lebensunterhalt für seine ganze Familie. Er hat eine hohe Stellung als Reisender und verdient damit auch einen guten Lohn. Da Gregor jedoch der einzige Arbeitende in der Familie ist, haben sie nicht besonders viel Geld und müssen sehr bescheiden leben.
· Gregors Vater ist schwer krank. Er kann sich kaum bewegen, geht am Stock und hat sich deshalb an die Bedienung und Unterstützung seines Sohnes gewöhnt.
· Gregors Schwester ist eine talentierte Geigenspielerin und hat sich den Wunsch in den Kopf gesetzt, später einmal ans Konservatorium zu gehen.
· Gregors Mutter kümmert sich um den Haushalt.
Die ganze Familie hat sich in finanzieller Hinsicht ausschliesslich auf Gregor verlassen und nimmt sein Geld dankend an. Es kommt kein Familienmitglied jemals selbst auf die Idee sich nach Arbeit umzusehen um Geld einzubringen. Als Gregor sich dann in einen Käfer verwandelt wird die gesamte "Zukunftsplanung" auf den Kopf gestellt.
Die Familienverhältnisse nach Gregors Verwandlung:
Da Gregor als Käfer nun nicht mehr arbeiten kann und somit auch kein Geld mehr liefert, müssen sich die anderen Familienmitglieder um eine Arbeit bemühen.
· Sein Vater nimmt eine Stellung als Diener an. Er ist nun ein "Mädchen für alles" in einem Laden.
· Gregors Schwester beginnt als Verkäuferin zu arbeiten. Zusätzlich lernt sie jeden Abend noch Stenographie und Französisch um ihre Chancen auf einen höheren Posten zu verbessern. Dadurch gewinnt sie innerhalb der Familie stark an Anerkennung. Zu Beginn des Werkes traut ihr niemand etwas zu und sie wird als kleine, schwache und sensible Schwester beschrieben. Nach der Verwandlung wird sie erwachsen, beginnt zu arbeiten, wird für die Familie plötzlich nützlich, auch indem sie für Gregor sorgt und ihn füttert, und entwickelt sich zu einer starken Persönlichkeit innerhalb der Familie.
· Auch die Mutter hat zu arbeiten begonnen. Sie näht von morgens bis abends Kleider für ein Modegeschäft.
Die Familienverhältnisse gleichen nach der Verwandlung Gregors immer mehr denen einer ganz normalen Familie, in der alle zum Wohl der anderen beitragen wollen. Der Vater, die Mutter und die Schwester arbeiten allesamt hart und wollen noch in höhere Lohnklassen aufsteigen. Die Familie hat ihre Grundeinstellung völlig auf den Kopf gestellt und hat jetzt einen neuen Lebenssinn gefunden. Die Verwandlung Gregors kann somit auch als Chance für die anderen Familienmitglieder angesehen werden. Während Gregor schwächer wird, wird der Rest der Familie immer stärker und stärker und beginnt zu arbeiten.
Die Animalisierung Gregors:
Zu Beginn der Verwandlung ist Gregor noch fest davon überzeugt, dass er nur für kurze Zeit ein Käfer sein wird und dass er sein Leben bald wie gewöhnlich fortsetzen kann. Gregor liegt in der Annahme, dass das Ganze nur ein Traum ist, völlig falsch. Dies kann man durch folgende Punkte eindeutig belegen:
· Gregor verhält sich bis ins letzte Detail wie ein Käfer, welcher es jedoch noch überhaupt nicht gewohnt ist ein solcher zu sein.
· Aufgrund der Reaktion seines Vaters, seiner Mutter und seiner Schwester ist eindeutig zu erkennen, dass etwas nicht mehr in Ordnung ist mit ihm.
· Das zweite Aufwachen ist symbolisch eine Bestätigung der Realität.
· Gregors Schmerzempfinden als Käfer ist sehr real.
· Er hat ein ausgeprägtes Zeitgefühl, was in einem Traum mit Sicherheit nicht der Fall wäre.
· Das ganze Geschehen hat einen sehr logischen Ablauf.
· Gregor sondert Sekrete ab.
Die Zunahme der Animalisierung:
Die Zunahme von Gregors Animalisierung zeigt sich vor allem in den folgenden drei Punkten:
· Im Gedankengang Gregors, der immer simpler wird.
· In seinen physischen Veränderungen: Er sondert sogar schon Käfersekrete ab.
· In Gregors Umfeld, seiner Familie, welche sich immer mehr von ihm distanziert.
Als Gregor zum ersten Mal sieht, dass sich sein Körper in die Gestalt eines Käfers verwandelt hat entsprechen seine Denkvorgänge und Gedankenzüge noch genau denen eines Menschen. Zum Beispiel bezüglich:
· seiner Arbeit: Er will unbedingt sobald als möglich wieder arbeiten gehen und denkt auch, dass dies kein Problem sein wird.
· der Reaktionen seiner Mitmenschen: Diese sind zwar schockiert, sehen ihn jedoch noch als Mensch an, weil sie dies nur als vorübergehende Situation ansehen.
Gregor denkt lange über seine Arbeit nach und beschliesst, dass er diese sobald als möglich auch fortsetzen wird. Er fühlt sich in diesem Käferkörper sehr unwohl und kommt in keiner Weise mit ihm zurecht. Er versucht alle Dinge mit seinem menschlichen Körper zu bewältigen, sieht dann jedoch immer mehr ein, dass dies nicht mehr möglich ist. Er passt sich sehr schnell an und beginnt tierische Denkweisen anzunehmen. Er hat das Bedürfnis im Zimmer umherzukrabbeln und frisst plötzlich Dinge, welche ihm als Mensch überhaupt nicht geschmeckt haben. Der zuvor für ungeniessbar erklärte Käse schmeckt ihm plötzlich. Auch seine Sprache wird zunehmend undeutlicher. Zu Beginn seiner Verwandlung konnte man ihn noch einigermassen verstehen, inzwischen ist seine Stimme jedoch nur noch ein unverständliches Quietschen. Gegen Ende seines Lebens hat er endgültig akzeptieren müssen, dass er ein Käfer ist und auch als solcher leben muss. Er denkt und handelt nun genau so wie dies Käfer tun. Er wird jetzt von den anderen Familienmitgliedern genau so behandelt und Gregor wird nur noch als Belastung angesehen.
Gregors letzter Kampf um seine menschliche Identität:
Die Animalisierung ist in Gregors Fall ein fortwährender schleichender Prozess. Er ist unaufhaltsam und äussert sich vor allem in gewissen Ereignissen, bei denen sofort ein grosser Teil seiner menschlichen Identität in animalische Instinkte umgewandelt wird. Zum Beispiel beim Essen zieht es ihn plötzlich zu dem Käse, den er zuvor als Mensch als völlig ungeniessbar erklärt hat.
Den schleichenden Prozess kann Gregor kaum aufhalten, da er ihn wahrscheinlich selbst gar nicht richtig realisiert. Im Verlauf der Geschichte beginnt er sich jedoch zu wehren, indem er versucht am Familienleben und an den abendlichen Unterhaltungen teilzunehmen.
Zum "letzten Kampf" Gregors kommt es in der Situation, als seine Mutter und seine Schwester beginnen sein Zimmer vollständig zu leeren und es somit in eine Höhle verwandeln. Gregor möchte um jeden Preis seine Möbel behalten um seine letzte menschliche Identität zu wahren.
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