Franz wurde als ältestes Kind des Kaufmanns Herman Kafka und seiner Ehefrau Julie am Rand des Ghettos von Prag, als ältestes von 6 Kindern geboren.
Sein Selbstwertgefühl war ständig gefährdet, er empfand unklare Schuldgefühle, seine Beziehung zu Menschen und Dingen war gestört. Während er lebte befürchtete er, dass er aus der Gemeinschaft der Menschen ausgeschlossen würde. Er flüchtete in die Einsamkeit, um dem großen Druck der Wirklichkeit zu entweichen. Es war Kafkas Ziel \"im Grenzland zwischen Einsamkeit und Gemeinschaft\" zu leben.
In seien Jugendjahren zeigte sich sein mangelndes Selbstvertrauen vor allem in der Schule. Von 1889 bis 1893 besuchte er die \"Deutsche Knabenschule am Fleischmarkt\" und von 1893 bis 1901 das humanistische \"Staatsgymnasium mit deutscher Unterrichtssprache in Pragaltstadt\". Seine übermäßige Selbstkritik äußerte sich in Furcht, den schulischen Anforderungen nicht gerecht zu werden, dabei war er ein brillanter Schüler. Er empfand die Schule als Bereich der väterlichen Welt, als fremd und sinnlos.
Auffällig waren Kafkas extreme Lärmempfindlichkeit, seine Neigung zu Hypochondrie (übersteigertes Beschäftigen mit der eigenen Gesundheit), seine Mäusephobie und seine Angst vor Regen. Seine Unsicherheit den Dingen gegenüber zeigte sich in seinem Geiz. Seine Freundin Milena schrieb einst: \"Seine Beengtheit dem Geld gegenüber ist fast die gleiche wie der Frau gegenüber\".
Zu seinen Charakterzügen gehörte die \"Lust, Schmerzliches möglichst zu verstärken\". Er sah darin die einzige Möglichkeit, nach Art der alten Medizin Schmerz durch Schmerz auszubrennen. Geradezu masochistisch mutet Kafkas Vorliebe für die Schilderung von Szenen, in denen der menschliche Körper mit allen Arten von scharfen Werkzeugen gequält, durchstochen und durchbohrt wird. Die Strafphantasien haben wohl im Selbsthass des Autors ihren Ursprung. Er schämte sich seines Aussehens. Wie die Porträts zeigen, war er Ruderer, Tennisspieler und Motorradfahrer, der fast bis ans Ende seiner Lebensjahre ungewöhnlich jugendlich wirkte.
Im Semester 1901/1902 studierte Kafka an der deutschen \"Ferdinand-Karls-Universität\" in Prag zuerst Chemie, dann Germanistik. Zuletzt entschloss er sich zur Rechtswissenschaft. 1907, nach Abschluss seines Studiums, hatte er als Versicherungsangestellter zuerst in der Assicurazioni Generali gearbeitet. Die er wegen der langen Arbeitszeit von 8 bis 18.30 Uhr und der minimalen Bezahlung von 80 Kronen am 15.7.1908 verließ und mit der Hilfe eines ärztlichen Attests, das ihm \"Nervosität verbunden mit einer großen Erregbarkeit des Herzens\" bescheinigte. Ein Jahr später begann Kafka in der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt zu arbeiten.
Seine berufliche Tüchtigkeit und sein großer Fleiß wurden von seinen Vorgesetzten anerkannt. Aufgrund seines Formulierungstalents wurde er dort mit der Abfassung größerer Schriftsätze vertraut. Im April 1910 wurde er zum Anstaltskonzipisten ernannt und schaffte es bis 1922 sogar bis zum Obersekretär. Aus gesundheitlichen Gründen wurde er am 1.7.1922 in den Ruhestand versetzt. Kafka fiel die Arbeit im Büro leicht, er fühlte sich keineswegs einer seelenlosen, bürokratischen Maschine ausgeliefert. Allerdings verstärkte sich seit dem Jahr 1912 die Spannung zwischen seinem Beruf und seiner literarischen Berufung. Schon während der Studienzeit entstand die Erzählung \"Beschreibung eines Kampfes\". 1908 erschienen als erste Veröffentlichung \"Betrachtung\".
Die Freundschaft mit dem Schriftsteller Max Brod, der später durch seine Biographie Kafka zu seinem Weltruhm verhalf, brachte Kafka in Berührung mit Prager Literaten und Kritikern im Prager Kreis. Der Prager Kreis war ein Zusammenschluss von Prager Literaten, die sich persönlich nahe standen und ähnliche Ziele verfolgten. Sie besuchten sich gegenseitig in ihren Wohnungen, trugen einander ihre neuesten Arbeiten vor, übten freundschaftliche Kritik und halfen sich gegenseitig bei der Suche nach Publikationsmöglichkeiten. Nur ausnahmsweise traf man sich im Café Arco. Durch Brod lernte er auch Felice Bauer kennen, später befreundete er sich mit Milena Jesenská, Julie Wohryzek und Dora Diamant.
Nach verschiedenen fehlgeschlagenen Heiratsversuchen steigerte sich Kafkas Schlaflosigkeit, seine Verzweiflung und seine Depression. Anfang 1917 kündigte ein Blutsturz den Beginn einer schweren Erkrankung an, die Kafka als Strafe für die Auflösung seiner ersten Verlobung mit Felice, aber auch als Befreiung von den Gemeinschaftsverpflichtungen empfand.
Im April 1924 wurde bei Kafka Kehlkopftuberkulose diagnostiziert. Man brachte den Patienten zuerst ins Sanatorium \"Wiener Wald\" in Ortmann bei Wien und dann ins Sanatorium Kierling bei Klosterburg. Seine Schluckbeschwerden bei der Nahrungsaufnahme wurden immer stärker, er musste langsam verhungern. Am 3. Juni, als er nur noch mit Mühe atmen konnte, bat er um Morphium mit den Worten: \"Töten Sie mich, sonst sind Sie ein Mörder.\" Nach mehreren Injektionen starb Kafka gegen Mittag. Am 11. Juni wurde der Dichter auf dem jüdischen Friedhof in Prag-Straschnitz beigesetzt.
Max Brod (* 27.5.1884 in Prag; + 20. 12. 1968 Tel Aviv)
Max Brod wurde am 27.05.1884 als Sohn eines Prager Bankdirektors geboren. Nach Absolvierung des Stefansgymnasiums, nahm er das Jurastudium an der Prager Karls-Universität auf. Während der Studienzeit lernte er am 23. Oktober 1902 Franz Kafka in der \"Lese- und Redehalle der deutsche Studenten\" kennen. Max Brod hielt dort einen Vortrag über Schopenhauer. Auf dem Nachhauseweg sprach ihn Franz Kafka an:
\"Nach diesem Vortrag begleitete mich Kafka, der um ein Jahr Ältere, nach Hause. - Er pflegte an allen Sitzungen teilzunehmen, doch hatten wir einander bis dahin kaum beachtet. Es wäre auch schwer gewesen, ihn zu bemerken, der so selten das Wort ergriff und dessen äußeres Wesen überhaupt eine tiefe Unauffälligkeit war, - sogar seine eleganten, meist dunkelblauen Anzüge waren unauffällig und zurückhaltend wie er. Damals aber scheint ihn etwas an mir angezogen zu haben, er war aufgeschlossener als sonst, allerdings fing das endlose Heim-Begleitgespräch mit starkem Widerspruch gegen meine allzu groben Formulierungen an.\"
(Max Brod: Über Franz Kafka, S. 45)
Zwar sahen sich Brod und Kafka häufiger, doch intensivierte sich ihre Freundschaft erst um 1908, nach dem Tod von Max Brods bestem Freund Max Bäuml. Nach der erfolgreichen Promotion 1907 erhielt Max Brod nach einigen Umwegen eine Anstellung bei der Prager Postdirektion. Ähnlich wie Franz Kafka lockten ihn hier vor allem die kürzeren Arbeitszeiten, die ihm noch ausreichend Zeit ließen um sich seinen literarischen Projekten hinzugeben. Doch im Gegensatz zu Kafka wurde Brod schnell zu einem erfolgreichen Schriftsteller. Schnell stieg Brod zu einer wichtigen Figur auf, die über den Prager Dunstkreis hinaus Kontakte pflegte und Projekte befreundeter Kollegen förderte. Der \"Poeta doctus\" (J. Urzidil) trug wesentlich dazu bei, dass Jaroslav Haseks \"Schwejk\" auf Berliner Bühnen gespielt und damit auch populär wurde. Auch die Opern Janaceks sind auf seine Initiative hin in europäischen Opernhäusern aufgeführt worden. Nicht zuletzt wurde er zum entscheidenden Förderer und Mentor der Werke Kafkas. Immer wieder versuchte er den zweifelnden Kafka in zu unterstützen. Es ist Brod zu verdanken, dass Kafka anfing ein Tagebuch zu führen. Zwar verabredete man auch gemeinsame literarische Projekte, doch die waren aufgrund der unterschiedlichen Arbeitsweise der beiden Autoren nicht durchführbar.
Nach seiner Heirat mit Elsa Taussig im Jahre 1913 blieb Brod zwar weiterhin der engste Vertraute Kafkas, der ihm auch in seinen Lebenskrisen immer wieder beistand, doch kühlte sich das Verhältnis beider Freunde bis zum Tod Kafkas ab. Nachdem Brod den Postdienst aufgab, arbeitete er als Kunstkritiker und freier Autor. Nach dem frühen Tod seines Freundes Franz Kafkas im Jahre 1924, wurde Brod zu seinem Nachlassverwalter bestimmt. Die Diskrepanz bestand darin, den größten Bewunderer Kafkas mit der testamentarisch verfügten Vernichtung zu betrauen. Brod ignorierte Kafkas letzten Willen, weil er die Werke Kafkas bewunderte. Bereits 1925-1927 begann er mit der Veröffentlichung der Romanfragmente Kafkas, der in den dreißiger Jahren eine sechsbändige Werkausgabe und eine Biographie Kafkas folgte. Im Jahre 1939 emigrierte Brod nach Palästina. In Tel Aviv arbeitete und lebte Max Brod bis zu seinem Tod am 20.12 1968 als freier Autor und Dramaturg am Nationaltheater Habimah.
Kafkas Beziehungen zu Frauen
Franz Kafkas Beziehungen zu Frauen waren schwierig. Obwohl er nicht fähig war, eine längere Beziehung einzugehen, verlobte er sich dreimal und löste die Verlobungen nach kurzer Zeit wieder auf. In der unkomplizierten, lebenslustigen und praktisch veranlagten jungen Berlinerin Felice Bauer fand Kafka seine erste Partnerin. Kafka lernte sie 1912 durch Max Brod kennen. Er verlobte sich zweimal mit ihr und hatte sogar die Absicht, sie zu heiraten. Besonders in der Beziehung war ein intensiver Briefwechsel, der einen wesentlich größeren Teil der Partnerschaft ausmachte als die körperliche Nähe. Kafka fand sie nicht erotisch, war jedoch begeistert von ihrem Charakter. Grete Bloch war eine Freundin Felices und sollte zwischen ihr und Kafka während einer konfliktreichen und Zeit der Beziehung zwischen den beiden als Vermittlerin agieren. Auch zwischen ihr und Kafka entwickelte sich durch starken Briefkontakt eine Bindung. Jedoch offenbarte Grete ihrer Freundin die anvertrauten Gefühle Kafkas zu Felice und verhinderte damit die Verlobung beider. 1918 wollte sich Kafka nördlich von Prag erholen und lernte dort Julie Wohrycek, eine junge Prager Jüdin, kennen. Mit ihr ging Kafka 1919 fast heimlich eine weitere Verlobung ein. Jedoch wurde diese sofort aufgelöst, da sie am Konflikt zwischen Franz und seinem Vater scheiterte. Milena Jesenská verdiente sich ihren Lebensunterhalt mit Zeitungsartikel und Übersetzungen . An Kafka wandte sie sich 1919 mit der Bitte, seine Werke ins Tschechische übersetzen zu dürfen. Aus einer anfänglichen Brieffreundschaft entstand eine tiefere Verbindung. Milena war zwar unglücklich mit Ernst Pollak verheiratet, trotzdem bliebt ihr Verhältnis mit Kafka platonisch. Das ostjüdische Mädchen Dora Diamant pflegte Franz Kafka in seinen letzten Monaten und ließ ihn zur Ruhe kommen. Gemeinsam verließen sie Prag und mieteten eine kleine Wohnung in Berlin. Sie pflegte ihn während der letzten Wochen seines Lebens.
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