Erich Kästner geht nach München und schreibt dort seine erste Nachkriegs-Theaterkritik. Und im Nachkriegskabarett "Schaubude" wurden Erich Kästners Gedichte rezitiert. Im Herbst 1945 wurde Kästner die Leitung des Feuilletons der "Neuen Zeitung" angeboten.
Nach dreizehn Jahren endlich, wurde wieder ein Kästner-Buch verlegt, nämlich die Vorauswahl "Bei Durchsicht meiner Bücher" . Ein Schweizer Literat äußerte sich 1950 über Kästners damaliges Schaffen: "Er schrieb Kabarettnummern, schrieb Artikel gegen unkluge Maßnahmen der Besatzungsarmeen, selbst auf die Gefahr hin, als Reaktionär zu gelten. Er kroch auch jetzt nicht zu Kreuze". Unter diesem Titel schrieb Kästner später "Der tägliche Kram", und "Frieden und Freiheit und Gerechtigkeit"; das waren für ihn die Werte, für die es sich lohnte sich einzusetzen.
1946 fuhr er zum erstenmal wieder in die Heimatstadt zu seinen Eltern. Freunde warnten ihn: "Fahre nicht hin, du erträgst den Schmerz nicht".
"Ich habe mich genau geprüft. Ich habe den Schmerz kontrolliert. Er wächst nicht mit der Anzahl der Wunden. Er erreicht seine Grenzen früher. Was noch an Schmerz hinzukommen will, löst sich nicht mehr in Empfindung auf. Es ist, als fiele das Herz in eine tiefe Ohnmacht". Kästner fuhr nach München zurück.
1947 schrieb Kästner nach Anregung der Gründerin der Internationalen Jugendbibliothek in München das Buch "Konferenz der Tiere". Noch während Kästner sein Märchen schrieb, ereignete sich die Währungsreform.
Die kleine Freiheit
Am 25. Januar 1951 wurde das Münchner Kabarett "Die kleine Freiheit" eröffnet, Kästner war einer der Mitbegründer und festen Mitarbeiter. Eines der Chansons welche Kästner schrieb, lautete:
Als sie, krank von den letzten Kriegen, Droben zerfielen inzwischen die Städte.
tief in die Erde hinunterstiegen, Brücken und Bahnhöfe stürzten ein.
in die Kellerstädte, die drunterliegen, Die Fabriken sahn aus wie verrenkte Skelette
war noch keinem der Völker klar, Die Menschheit hatte die große Wette
daß es der Abschied für immer war... verloren, und der Pan war wieder allein.
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Als Kästner einmal von einem zartbesaiteten Kritiker gefragt wurde, warum er sich als Schwarzmaler und Bürgerschreck gebärde, verwies er den Journalisten auf die authentischen Meldungen aus Japan, wonach Tausende Kinder, denen man die Katastrophe verschwiegen hatte, nach Hiroshima aufgebrochen waren, um in den Ruinen der verseuchten Stadt die Eltern zu suchen. "Bürgerschreck? Besser die Bürger erschrecken rechtzeitig vor Schriftstellern, als zu spät vor Luftmarschällen!"
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