IV, 1. Wahn und Zwänge
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Oft wurde über "Die Ermordung einer Butterblume" gesagt, sie sei eine "psychatrische Studie" , ja sogar eine "exakte Beschreibung einer Psychose" und eine "regelrechte Schizophrenie Studie" . Verwunderlich ist das nicht, denn Döblin selbst war wie gesagt nicht nur Dichter, sondern auch Psychiater, der von sich selbst sagte, er fühle sich unter Irren sehr wohl und sich sogar selbst zu ihnen hinzuzählte.
Es steht nun wohl ausser Frage, dass das Verhalten des Protagonisten in "Die Ermordung einer Butterblume" nicht als normal bezeichnet werden kann. Kreutzer beschreibt es als "sonderbar", "kurios" und "humoristisch". Das Verhalten des Michael Fischer ist ein Nebeneinander von gesunden und veränderten Verhaltensweisen und Erleben.
Im Verhalten des Michael Fischer immer wieder bestimmte, sich wiederholende Muster auf. Zu Anfang sieht Herr Fischer auf den Boden, der scheinbar unter ihm her zieht. Er realisiert nicht, dass er selbst sich bewegt. Dies wird an mehreren Stellen der Novelle deutlich. "Die Bäume schritten rasch an ihm vorbei;..." "Inzwischen gingen seine Füsse weiter. Die Füsse begannen ihn zu grimmen." (S.11)
Später tastet er in seinem Gesicht herum und merkt, dass es sich ganz verzerrt hat. (S.8) Er empfindet seinen Körper offenbar als fremd oder unwirklich.
Immer wieder wiederholt der Protagonist bestimmte Gesten: Er bläst wiederholt die Luft laut von sich, achtet immer wieder auf seinen Gang, wiegt sich in den Hüften und lässt die Arme schlenkern. Des weiteren schüttelt er oft den Kopf und wiederholt, das was er zuvor schon einmal gesagt hat. Aber auch schon anfangs fällt beispielweise auf, dass Herr Fischer einem Zählzwang unterliegt. "Der schwarzgekleidete Herr hatte erst seine Schritte gezählt, eins , zwei, drei bis hundert und rückwärts..." (S.7)
"Nach kurzer Zeit war er wieder dabei, seine Schritte zu zählen, eins, zwei, drei." (S.8)
Oft erscheint dem Protagonisten die Welt verändert, bedrohlich und unheimlich. Der Autor beschreibt die Eindrücke des Protagonisten aber niemals so, als entsprängen sie nur den Kopf des Herrn Fischer, sondern schildert die Vorgänge so, als seien sie real. Dadurch verliert der Leser die Position eines Aussenstehenden und die Dinge erscheinen ihm unter dem selben Aspekt wie dem Protagonisten Michael Fischer.
Am Anfang zuckt Herr Fischer beim Anblick des Abendlichtes mit seinem Kopf und er macht entrüstete hastige Abwehrbewegungen. (S.7) Er fühlt sich vom Abendlicht gestört, vielleicht sogar angegriffen. Ähnlich verhält er sich in der nächsten Szene, in der sich sein Stöckchen im Unkraut verfängt. Herr Fischer fühlt sich am Arm festgehalten. Er glaubt angefasst oder gar attackiert zu werden. Es ist anzunehmen, dass der Protagonist unter optischen und körperlichen Halluzinationen leidet. Als Folge dessen gerät Herr Fischer ausser sich und schlägt mit dem Stock auf die Pflanzen ein. (S.7) Offenbar fällt es ihm schwer, seine Gefühle zu beherrschen, denn diese Reaktion wirkt bei diesem geringen Anlass zweifellos übertrieben und unkontrolliert. Auffällig ist durch die ganze Novelle hindurch der immerwiederkehrende Gedanke des Protagonisten, er könne von einem Arbeitskollegen oder einer Dame beobachtet werden. Herr Fischer fühlt sich verfolgt und beobachtet. Dies wird auch klar als er, nach dem Mord an der Butterblume an Wegbiegungen zurückschleicht, um zu schauen, ob ihm jemand folgt. (S.12) Aber auch die Formulierungen des Autors machen dies deutlich. An verschiedenen Stellen streicht Herr Fischer mit einer verstohlenen Handbewegung durch sein Gesicht, lächelt verschämt, (S.8) sieht scheu um sich, (S.11) horcht nach allen Seiten und will sich davonschleichen.(S.14) Herr Fischer leidet offenbar unter Verfolgungswahn. Als er auf die Blume einschlägt, ist dies vom Autor so beschrieben, als beobachte sich der Protagonist selbt von aussen. Einen solchen Perspektivenwechsel vollzieht Döblin innerhalb der Novelle des öfteren, um die Fremdbeeinflussungserlebnisse des Herrn Fischer glaubhaft darzustellen. Der Protagonist empfindet nicht nur Teile seines Denkens, sondern auch sein Handeln und Fühlen als von aussen gesteuert, wie eine Marionette." Sein Arm hob sich."; "Diese Blume dort glich den anderen auf ein Haar. Diese einen lockte seinen Blick, seine Hand, seinen Stock." (S.8) "Die eigenwilligen Gedanken würde er schon unterkriegen..." (S.9)
Herr Fischer hat sich auf die Pflanzen gestürzt und einer Butterblume glatt den Kopf abgeschlagen. Dieser gänzlich unwichtigen Tat misst er eine völlig andere Bedeutung zu, als es ein normaler Mensch tun würde: Er ist überzeugt davon, er habe die Blume umgebracht. Er personalisiert sie, gibt ihr später sogar den Namen "Ellen", lässt sie menschlich werden. Es ist von Pflanzenkopf, Körperstumpf, Hals und Blut die Rede; Ausdrücke, die man normalerweise nicht für eine Blume verwenden würde. Die Blume stellt durch die ganze Novelle hindurch das Zentralmotiv seines Wahns dar.
Hand in Hand mit dem "Mord" an der Butterblume geht eine weitere optische und körperliche Halluzination. Unter anderem an dieser Stelle wechselt der Autor die Erzählform von Präteritum ins Präsens. Im Präteritum beruhigen sich die Dinge, im Präsens bricht in diese verfügbar gemachte Welt wieder das Unverfügbare hinein. Dem Protagonisten ist, als ob der gelöste Pflanzenkopf sich ins Gras hineinwühlt und tiefer und tiefer ins Erdinnere saust. Er meint zu sehen, wie aus dem Stumpf der Blume weisses Blut quillt und in gelbem Schaum auf ihn zu rinnt. Auch hat er das Gefühl, der gelbe Strom würde gegen seine Füsse branden und er müsse diesem entfliehen. (S.9) Seine Halluzinationen mischen sich oft mit Angstgefühlen. Seine Angst aüssert sich in Schweissausbrüchen, heftigem Herzklopfen und Mundtrockenheit. Herr Fischers Gemütszustände wechseln häufig sehr schnell. Denn immer wieder folgen auf Angst Anfälle von Grössenwahn. Als er sich erholt, wirft er sich in die Brust und appelliert an sich selbst, sich zu beherrschen. Der Protagonist macht sich seine Machtposition innerhalb der Gesellschaft bewusst, und versucht sich daran aufzubauen. Er imitiert seine Chefallüren, setzt eine kühle, ablehnende Miene auf und klammert sich immer wieder an Sprachklischees fest: "In meiner Firma ist solch Benehmen nicht üblich..." (S.9); "Ich weigere mich, ich weigere mich auf das entschiedenste, mit ihrer Firma irgendwelche Beziehungen anzuknüpfen." (S.11); "Der Arzt hat ein Recht auf den Kranken. Gesetze müssen eingebracht werden." (S.13) Er macht sich innerlich über das, was er getan hat lustig. Obwohl sich der Zustand des Herrn Fischer regelmässig wieder entspannt, umgibt ihn ständig etwas Lauerndes, Unbestimmtes, das ihn dort überfällt, wo er wehrlos ist: hinterrücks wirft sich Angst riesengross über ihn. (S.11) Denn auch dieser Anfall von Grössenwahn geht sofort wieder in weitere Halluzinationen über. Doch diesmal mischen sich zu optischen und körperlichen Halluzinationen auch noch Geruchs,- und Geschmackshalluzinationen. Der Protagonist glaubt die grünlich, gelblich schillernde schleimartige Leiche der Blume zu sehen und den Leichengeruch riechen zu können und drückt sich ein Taschentuch an die Nase. Wieder und wieder will er vor dem, ihn scheinbar einholenden Strom fliehen. Gleichzeitig meint er sein Mund fülle sich mit einem widerlichen Geschmack. Mit dem Gefühl der Bedrohung wird sein Mund so trocken, dass er nicht schlucken kann und er muss ununterbrochen ausspucken. (S.11) Er fühlt sich dazu gedrängt, zum "Tatort" zurückzukehren um den Blumenkopf zu begraben, getrieben unter anderem auch durch nun neu auftretende akustische Halluzinationen. Herr Fischer meint eine Telegrafenverbindung zwischen sich und der Stelle klirren zu hören. Er glaubt auch, die Bäume lachen und den Berg drohsam rauschen zu hören. Als Herr Fischer wieder vom Tatort flieht, wird auch nocheinmal klar, dass er alltäglichen Dingen, einer völlige andere Bedeutung zumisst. Er sieht einen, aus einem Baum tretenden Harztropfen und meint, der Baum weine. (S.14) Auch kommt es ihm so vor, als ob sich der Weg sonderbar verenge; für ihn ein Beweis dafür, dass der Wald ihn in eine Falle lockt, ja- dass die Bäume zum Gericht zusammentreten. Später hat er eine weitere Tasthalluzination; er hat das Gefühl die Tannen schlügen auf ihn ein. Als er nach seiner Tat zu Hause ist sitzt er lange Zeit bewegungslos auf seinem Bett. (S.15)
Herr Fischer beginnt sich dann mit seinem Wahn rund um die ermordete Butterblume einzurichten. "Die Blume gehörte zu ihm, zum Komfort seines Lebens." (S.18) Doch auch dabei fühlt er sich fremdbestimmt. So wird er veranlasst ein eigenes Konto für die Blume zu eröffnen, es drängt ihn der Blume zu opfern. Gleichzeitig quälen den Protagonisten ambivalente Gefühle, die Blume anbetreffend. Zwar kann er sich nicht mehr vorstellen, ohne die Blume zu leben, auf der anderen Seite betrügt er sie und hasst sie innerlich. "Einen solchen Guerillakrieg führte er ununterbrochen mit ihr; ununterbrochen schwebte er zwischen Todespein und Entzücken." (S.18) Bei einem Spaziergang an die Stelle, wo er glaubt einst der Butterblume "Ellen" das Leben genommen zu haben, kommt ihm der Gedanke, er könne durch eine Adoption einer anderen Blume, die Schuld an der alten Blume sühnen und ihr gleichzeitig eins auswischen. Herr Fischer gräbt eine Blume aus, die er für eine Tochter Ellens hält, pflegt sich zukünftig auf seinem Schlafzimmertisch und unterlässt die Opfer für die alte Blume. Er glaubt die alte Blume winseln und stöhnen zu hören, was bei ihm einen Selbstbewusstseinsschub und Anflüge von Grössenwahn bewirkt. Als er eines Tages von der Arbeit heim kommt, berichtet ihm die Wirtschafterin, sie habe den Topf mit der Blume heruntergeworfen und den Topf samt Blume in den Müll geworfen. Da bricht der Protagonist in einen Sturm der Euphorie aus. (S.19) Er empfindet übersteigerte Schadenfreude, glaubt nun "die ganze Butterblumensippschaft" loszusein und damit den Wald besiegt zu haben. Auch glaubt er nun das Recht zu haben, so viel zu morden, wie er will. "Blumen, Kaulquappen, auch Kröten sollten daran glauben." Er macht sich auf und verschwindet schliesslich im Dunkel des Bergwaldes. (S.20)
IV, 2. Symbolfunktion der Blume
Insgesamt kann man sagen, dass in Döblins Novellen die Natur oft in direkter Verbindung mit dem Tod steht. Dieser Eigenwert der Natur kommt besonders in der Erzählung " Die Ermordung einer Butterblume" zum Ausdruck. Im Mittelpunkt der Erzählung steht die Gewaltanwendung des Michael Fischer gegenüber der Butterblume. Es ist zwar normalerweise vollkommen unüblich, das Abreissen einer Blume "Ermordung" zu nennen, doch hier ist dies gerechtfertigt. Der Protagonist erlebt diese harmlose Tat nämlich subjektiv wirklich als Mord. Er individualisiert und vermenschlicht die Blume. Dadurch erscheint die Natur, die sonst für den Menschen normalerweise nur eine Sache darstellt, geistig belebt und nach moralischen Massstäben handelnd. Dies zeigen insbesondere die zum Gericht zusammentretenden Bäume. Die durchgängige Anrede des Protagonisten als Herr zielt auf die scheinbare Überlegenheit des Menschen über die Natur. Doch Fischer wird in einer Vision klar, was für einen tiefen Eingriff in die Natur er mit seiner Handlung vorgenommen hat. Seine Schuldgefühle weisen darauf hin, dass es einen grossen geordneten Zusammenhang in der Natur gibt, in dem die Butterblume ebenso ihren Platz findet, wie er selbst. Ihm wird durch diese Visionen auch klar, was es heisst zu sterben. Er muss sich vorstellen, was es auch für geringe Kreaturen bedeutet, sein Leben zu verlieren. "Ihn entsetzte der endgültige Todesgedanke." Dies geht so weit, dass er daran denkt, sich selber umzubringen. Wirklich entsetzt ihn der Gedanke an den Tod eines Menschen. Man könnte sogar meinen, der Mord an der Butterblume sei nur eine Maskierung für den Tod eines anderen Menschen. Wie E. Kobel nämlich vermutet, den eines neugeborenen Kindes, das tot zur Welt gekommen sein muss und dessen Tod der Herr Fischer herbeigewünscht haben muss. Fischer hat in der Novelle Mordphantasien, die Butterblume betreffend. Döblin spricht von Fischers "geheimnisvoller Schuld". Einmal ist von der Schwiegermutter die Rede, ein anderes mal von einer "Butterblumensippschaft". Es ist also anzunehmen, es handle sich um eine ganze Familie. Auch treten Fischer in einem Augenblick der Reue Brautglück und Kinderwagen vor Augen. Ein weiterer Fakt, der diesen Verdacht erhärtet, es handle sich um ein totes Kind, ist, dass Herr Fischer an der Stelle, an der er im Gras nach der Blume sucht nicht weiss, wie er sie rufen soll. "Wenn er die Blume nur rufen könnte. Aber wie hiess sie denn? Er wusste nicht einmal, wie sie hiess. Ellen? Sie hiess vielleicht Ellen, gewiss Ellen." Fischer fühlt sich schuldig am Tod seines Kindes, weil er ihn herbeigewünscht hat. Döblin selbst hat einmal geäussert, der biographische Klartext zur "Ermordung einer Butterblume" sei das Verhältnis zu einem Mädchen gewesen. In der letzten Studentenzeit habe sie ein Kind bekommen, das aber rasch starb. Er habe Glück gehabt. Diese Bemerkung erinnert sehr an den Gedanken des Herrn Fischer, er habe Glück gehabt.
V. Erklärungsversuche
V, 1. Die Diagnose
Des öfteren wurde Döblins Novelle "Die Ermordung einer Butterblume" als "psychatrische Studie" , sogar als eine "exakte Beschreibung einer Psychose" und eine "regelrechte Schizophrenie Studie" bezeichnet. Und in der Tat weist der Protagonist verschiedene Symptome psychischer Krankheit auf. So leidet er, wie bereits beschrieben unter Zählzwang. Einen solchen Zwang, bei dem der Betroffene sich getrieben fühlt, automatische Handlungen auszuführen, nennt man in der Psychologie einen Automatismus. Auch weist Herr Fischers Verhalten manieristische Züge auf. Seine Verhalten wirkt oft unnatürlich und posenartig. "In die Brust warf sich Herr Michael Fischer." (S.9) Wie ebenfalls bereits erwähnt leidet der Protagonist unter einer Vielzahl verschiedenartiger Halluzinationen. Er hat optische Halluzinationen, sieht Szenen, die er als real empfindet, Geruchs,- und Geschmackshalluzinationen, akustische Halluzinationen mit Stimmenhören und Hören von Geräuschen und auch körperliche Halluzinationen, bei denen er meint berührt worden zu sein. Auch hat Herr Fischer Wahnwahrnehmungen. Wahnwahrnemungen sind reale Wahrnehmugen, die für den Betroffenen eine veränderte, abwegige Bedeutung erlangen. So meint Herr Fischer beispielsweise als er der Blume den Kopf abschlägt, er hätte sie ermordet. Als er einen Harztropfen aus einem Baum treten sieht, glaubt er der Baum weine. Sein Wahn nimmt oft verschiedene Gestalt an. So leidet er unter Verfolgungswahn, teilweise an Grössenwahn und nach dem Mord an der Butterblume besonders an Versündigungs,- und Schuldwahn. Auffällig ist auch, dass Herr Fischer seinen Körper oft nicht wahrnimmt. "Inzwischen gingen seine Füsse weiter."(S.11) Diese Erscheinung nennt man Depersonalisation. In seinem Denken und Handeln fühlt er sich oft fremdbestimmt. Seine Gedanken empfindet er, als würden sie ihm aufgedrängt, sein Handeln, so, als sei es von aussen gesteuert. Oft leidet Herr Fischer unter Angstzuständen, die mit seinen Halluzinationen einhergehen. Diese äussern sich in Schweissausbrüchen, Herzrasen und Mundtrockenheit. Der Protagonist weist ferner Erscheinungen von Stimmungslabilität auf; seine Stimmungen schlagen abrupt um. Auch kann er seine Gefühle schwer in Zaum halten. Seine Gefühlsäusserungen sind oft bei geringen Anlässen übertrieben und unkontrolliert. ..." Er ist leicht reizbar und neigt zu Agressivität. Zum Beispiel geht auf Pflanzen los und schlägt seine Lehrlinge. Bezüglich der Blume bestehen bei Herrn Fischer gegensätzliche Gefühle nebeneinander. Das führt bei ihm zu einem angespannten Zustand, den er als quälend empfindet. Nach seinem ersten Erlebnis im Wald, sitzt er lange regungslos auf seinem Bett. "Nun saß er ganz blöde in seinem Schlafzimmer..." (S.15) Er befindet sich in einer Phase motorischer Bewegungslosigkeit. Dies sind sicherlich noch nicht alle krankhaften Verhaltensweisen des Protagonisten. Fakt ist jedoch, dass all diese Erscheinungen Symptome einer schizophrenen Psychose sind. Es wurde sogar gesagt, Döblin summiere exakt lehrbuchmässige Symptome.
V, 2. Mögliche Erklärungen für Fischers Verhalten
Eine genaue Begründung für das Verhalten, des Protagonisten zu finden, ist wohl nicht möglich, denn die Ursachen und Gründe für schizophrene Erkrankungen sind weitgehend ungeklärt. Es werden verschiedene Hypothesen diskutiert. Als bisher gesichert gilt, dass die Krankheit durch genetische Veranlagung unterstützt wird. Insgesamt erklärt sich daraus das erhöhte Erkrankungsrisiko innerhalb betroffener Familien. Schädigungen vor oder während der Geburt können ebenfalls zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko führen. Das macht sich meistens erst in späteren Lebensjahren deutlich, wenn Stress oder andere biologische oder psychosoziale Einflüsse zu einem Ausbruch der Krankheit beitragen. Das Risiko eines schizophrenen Schubes erhöht sich z.B. bei nervlicher Daueranspannung, beruflicher Überforderung, sehr konfliktreichen Beziehungen und emotionalen Enttäuschungen. Da man aber vom vorhergehenden Leben des Protagonisten in der Novelle nichts erfährt, ist es schwer eine Erklärung für sein Verhalten zu finden. Es wären viele Vermutungen möglich.
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