In der ästhetischen Programmschritt von Filippo Tommaso Marinetti, die 1909 unter dem Namen "Gründung und Manifest des Futurismus" entstanden ist, polemisiert der Autor die bisherige "passatistische" (vergangenheitsbezogene) Kunst und weist sie als allgemeingehaltenen ästhetische Forderung ab. Das Manifest enthält auch Hinweise für eine literarische Vorgehensweise der neuen Kunstrichtung. Der Ausgangspunkt aller ästhetischen Überlegungen Marinettis ist die Überzeugung, daß der ungleiche Entwicklungsstand der Literatur- und Kunstproduktion, aber auch der Sprache, gegenüber demjenigen der modernen Technik durch einen erheblichen "Modernisierungsschub" ausgeglichen werden müsse.
Marinetti formuliert die Grundsätze des "paro-liberismo" (Wortbefreiung), nämlich zunächst vor allem die Zerstörung der Syntax, dann aber auch die Abschaffung aller Adjektive, der Adverbien und der Zeichensetzung (also aller traditionellen Mittel des literarischen Ausdrucks) und deren Ersetzung durch frei aneinandergereihte Substantive, die - "zufällig wie sie geboren werden" - aneinandergereiht und durch mathematische Zeichen (+,-,>, |