\"Bin ich der Flüchtling nicht? Der Unbehauste? / Der Unmensch ohne Zweck und Ruh, / Der wie ein Wassersturz von Fels zu Felsen brauste, / Begierig wütend nach dem Abgrund zu?\" Wer ist Faust? Ist er so, wie er sich in diesen Versen selber sieht?
Schon im Prolog im Himmel, als Faust das erste Mal erwähnt wird, kommt zum Ausdruck dass Faust ständig auf der Suche ist, auf einer Flucht, dass er eigentlich nie Ruhe findet. So \"befriedigt alle Näh und alle Ferne nicht die tiefbewegte Brust\". Doch beide, Gott und der Teufel, sind sich sicher, dass Faust einmal etwas finden wird, das seine Brust befriedigt. Während der Teufel wettet, dass er Faust schon auf Erden (durch das Böse) glücklich machen werde, gesteht Gott Faust auf Erden Fehler, ja sogar Sünden zu (\"Es irrt der Mensch so lang er strebt\"), doch er zweifelt keinen Augenblick daran, dass \"Blüt und Frücht die künftìgen Jahre zieren.\"
Faust selber findet auf Erdzeiten keinen so rechten Seelenfrieden. Er strebt das Übermenschliche an, und versucht sich mit Wissen auf eine gottgleiche Stufe zu stellen. Doch er muss erkennen, dass das Wissen aus den Büchern ihm seinen Ziel nicht näher bringt, (\"Da steh ich nun ich armer Tor / und bin so klug als wie zuvor\". Er stößt an seine (menschlichen) Grenzen, die er nicht akzeptieren kann und will. Auch in dem Ort, wo er sich als Gelehrter am meisten aufhält, im Studierzimmer, sieht er kein Zuhause, viel eher fühlt er sich hier noch beengter und eingeschränkter in seinem ungestillten Drang. (\"Weh! Steck ich in diesem Kerker noch? / Verfluchtes dumpfes Mauerloch\"). Er steht zwar mit seiner nunmehr erreichten Bildung über dem üblichen Volk, hat es aber immer noch nicht geschafft, gottähnlich zu werden. Aus den Grenzen des Menschlichen auszubrechen (zu fliehen) und in die unendlichen Geheimnisse der Natur einzudringen, ist sein begieriges Ziel. Er strebt nach dem Unendlichen, muss aber immer wieder seine irdische Gebundenheit und menschliche Begrenztheit erkennen. Diese Gespaltenheit und Widersprüchlichkeit des eigenen Wesens wird Faust immer wieder schmerzlich bewusst: \"Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust / die eine will sich von der andern trennen / die eine hält in derber Liebeslust / sich an die Welt mit klammernden Organen / die andre hebt gewaltsam sich vom Dust / zu den Gefilden hoher Ahnen\". Um die Natur zur Preisgabe ihrer Geheimnisse zu zwingen, ruft er schließlich den Erdgeist und damit nimmt sein Streben sogar dämonische Züge an. Als der Erdgeist ihn zurückweist, weitet sich seine Erkenntniskrise in eine Existenzkrise aus. Er ist unbehaust, sodass er sogar Selbstmord als (gewaltsames) Mittel sieht, in höhere Sphären aufzusteigen, und sich von seiner weltlichen \"ersten Seele\", die von den derben Instinkten des Menschen lebt, zu trennen. An dieser Stelle steuert er erstmals ganz bewusst dem Abgrund zu. Er will \"zu diesem Schritte heiter sich entschließen, und wär es mit Gefahr, ins Nichts dahinzufließen\" Für Faust ist es diese zweite Seele, die zählt, sein ganzes Leben strebt er, diese übermenschliche Seele allein zu beherrschen und sich von der zweiten, menschlichen zu lösen. Doch sein Plan schlägt fehl, und so wird es fast zur Ironie des Schicksals, dass der Teufel gerade diese zweite Seele, die sich in derber Liebeslust an die Welt hält, in Faust erwachen lässt.
In seiner Verzweiflung, nirgendwo einen Seelenfrieden zu finden, dass sein Streben keinen Sinn hat, schließt Faus schließlich sogar einen Pakt mit dem Teufel, doch auch diesem gelingt es nicht, dass Faust \"zum Augenblicke sagt: Verweile doch, du bist so schön\". Der Teufel versucht, dass die zweite Seele Faust beherrscht, doch Faust kann sich von seinem eigentlichen Ziel, gottähnlich zu werden, nie ganz lösen. So kritisiert Faust in der Hexenküche die Hexe (\"mich dünkt, die Alte spricht im Fieber\"), von seiner intellektuellen Bildung her, ist er es nicht gewohnt, sich in so banale und naive Weltvorstellungen, wie die der Hexe, einzufinden auch in Auerbachs Keller fühlt er sich nicht wohl, weil dieses primitive Treiben seiner Intellektualität nicht entspricht. Immer wieder findet er auf seinem Weg dem Abgrund zu, auf dem er vom Teufel geführt wird, zu seinen alten Idealen zurück und der Herr behält recht mit der Aussage: \"Ein Mensch in seinem dunklen Drange ist sich seines rechten Weges wohl bewusst). So gelingt es dem Teufel nie Faust ganz für sich (und somit das Böse) zu gewinnen, selbst an einem Tiefpunkt von Fausts Weg, als er sich in der Walpurgisnacht der sexuellen Beziehung mit einer Hexe hingibt, erscheint ihm das Gretchen und erinnert ihn an den rechten Weg. Gretchen ist für Faust noch am ehesten ein Zuhause. Er fühlt die Stille, Ordnung und Zufriedenheit in ihrem Zimmer. Immer wieder kehrt er zu ihr zurück, doch auch ihr gelingt es nicht, Faust ein Zuhause zu geben und ihn zu binden. Auch in ihr findet er keinen Zweck und kein Ende seines Suchens. Er weiß, dass er ihren Frieden untergräbt und sie in seinem maßlosen Drang mit in den Abgrund reißt. \"Du Hölle musstest dieses Opfer haben! ... Was muss geschehen, magìs gleich geschehen! Mag ihr Geschick auf mich zusammenstürzen und sie mit mir zugrundegehen\"
Faust gleicht dem \"Wassersturz der von Fels zu Felsen brauste\" zu gut, immer wieder wechselt er seinen Standpunkt, nirgends bleibt er für eine längere Zeit. Er ist weiter auf seiner Suche und findet einfach keine Ruh. So wird er gar auf seiner Suche, ein Übermensch zu werden, zu einem Unmenschen. Er geht für seine Ziele über Leichen und sein Streben reißt ihn immer weiter in die Tiefe, er kann sich nicht zufrieden geben. Bleibt die Frage, ob Extremfiguren wie er eher als Vorbild oder als Warnung zu verstehen sind. Dieses faustische Streben, und dieser faustische Wissensdrang ist sicherlich eine Grundvoraussetzung für den Fortschritt. Faustische Menschen, die ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben oder auf das anderer, forschen, garantieren eine Weiterentwicklung unseres menschlichen Lebens. Kritisch wird dieses Streben allerdings durch seine Maßlosigkeit. Faustisches Streben ist ein Schlagwort unseres Jahrhunderts geworden, das durch die Atomphysik und die Gentechnik in die Geheimnisse der Natur und des menschlichen Lebens vorgedrungen ist. Trifft man nicht auch bei uns in der heutigen Zeit auf Menschen, die sich einfach nicht zufrieden geben können, die immer mehr wollen, bis sie sich sogar auf die gleiche Stufe mit Gott stellen wollen. Unsere Wissenschaften machen immer größere Fortschritte, die Probleme liegen heutzutage nicht mehr darin, Mittel für seine Ziele zu finden, wie es vielleicht noch für Faust ein Problem war, sondern die Probleme liegen eindeutig darin, wie man mit dieser Macht umgeht. Hätte Faust damals die Mittel der Gentechnologie oder die der Atomphysik zur Verfügung gehabt, bin ich mir sicher, er hätte keinen Augenblick gezögert, diese überall einzusezten und sich somit mit Gott auf die gleiche Stufe zu stellen. Somit wäre er wahrschienlich nicht nur (mit-)schuld an dem Verderben von Gretchen gewesen, sondern am Verderben vieler anderer, aus reiner Unüberlegtheit und Unbedachtheit, durch die er auch an Grechtchen schuldig geworden ist. Viele Forscher denken auch heute wenig an die Folgen ihres Handelns. Gerade deshalb glaube ich, sollte uns die Extremfigur Faust nicht nur ein Vorbild für Wissensdurst und Forschergeist sein, sondern besonders auch eine Warnung vor unüberlegtem Handeln und selbstsüchtigem Einsatz seiner Mittel.
Der faustische Charakter
Wie begegnet uns Faust bei Goethe?
sehr wissbegierig
ist Universitätsmagister und Doktor, Intelligent
sitzt in engem gotischen Zimmer (eng, da alles voller Büchern ist)
Faust hatte ein für seine Zeit sehr umfangreiches Wissen (viele Fähigkeiten: Philosophie, Theologie) schätzt sein Wissen ein : "Ich bn so klug als wie zuvor\"
Hat viel erreicht, ist aber dennoch unzufrieden
Fausts Ziel: "Das ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält.\"
1. Versuch sein Ziel zu erreichen
Faust will sich den Makrokosmos (Weltganzes) erschließen (schlägt das Buch des Nostradamus auf), setzt dich einen Moment mit Gott gleich (dies ist aber nur ein Schauspiel) schlägt das Buch wieder zuà 1. Versuch schlägt fehl
2. Versuch sein Ziel zu erreichen
Er erblickt das Zeichen des Erdgeistes, beschwört den Erdgeist
Erdgeist
er ist der Geist des irdischen Lebens. Als Faust sich dem Geist gleichsetzt, beschreibt der ihm seine Tätigkeit (501-509)
Geist erteilt Faust eine Abfuhr und verschwindet. "Du gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir!\" à 2. Versuch schlägt auch fehl
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