Wiederbegegnung mit Hanna- innerer Monolog Fabers
Hanna war also nicht wütend auf mich, weil wir nicht geheiratet haben.
Wieso auch? Sie hatte sich dagegen entschieden. Ist weggelaufen. Verständlich.
Sie hat sich kaum verändert. Ihre Bewegungen. Die Gleichen.
Wieso hat sie mir unser Kind verheimlicht? Ich hatte ein Recht zu erfahren, das ich ein Kind habe. Das Sabeth meine Tochter ist. Meine kleine Sabeth.
Die beiden haben kaum Ähnlichkeit. Wie ich das denken konnte?
Inzest. Meine eigene Tochter.
Was Hanna wohl denkt? Wieso hat sie sich nicht bei mir gemeldet? Sie hat Joachim geheiratet, meinen einzigen richtigen Freund. Unser Kind haben sie großgezogen. Und ich habe mir Vorwürfe gemacht. Ich hatte ein Recht es zu erfahren.
Hanna ist älter geworden. Wie sah sie überhaupt früher aus? Schön.
Sie ist magerer geworden, zarter. Ihre Hände spiegeln ihr Alter. Die Haut unter ihrem Kinn erinnert mich an die einer Eidechse. Aber trotzdem ihr Alter steht ihr gut. Sie ist immer noch sehr schön.
Ich kann sie nicht ansehen. Ich muss daran denken wie Sabeth in meinen Armen liegt.
Hanna ihre Mutter. Meiner Geliebten. Selber meine Geliebte.
Hanna ist mir so fremd aber im gleichen Moment so vertaut.
Was wäre geworden hätten wir geheiratet? Sabeth unser glückliches Kind.
Wie geht es weiter? Hanna und ich könnten heiraten. Unseren letzten Lebensabschnitt gemeinsam verbringen. Mit Sabeth, unsere Tochter.
Würde das gut gehen? Wir waren uns noch nie sonderlich ähnlich. Ich war eher der Praktiker, hab alles von der logischen Seite gesehen. Hanna nicht. Ich konnte sie mit meinen Statistiken und meinem Interesse für Technik zur Weißglut bringen. Sie hat einfach nur gelebt. Meine Hanna. Ich habe mich verändert.
Jede Frau in meinem Leben habe ich mit ihr verglichen. Auch Sabeth.
Habe sie nie vergessen. Nie verloren. Jetzt ist sie nebenan. Wie soll es weitergehen?
Ich habe nur diese eine Leben. Ein verpfuschtes Leben. Habe immer nur gearbeitet, hatte kaum Freund, kaum Beziehungen, ein paar kurze Affären. Ehrlich gesagt, wollte ich das alles auch gar nicht anders. Mein Leben war ok, so. Mit meinen Illusionen.
Ich will Hanna und Sabeth bei mir haben.
Ich werde Hanna heiraten.
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