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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Fabel und tiergleichnis


1. Drama
2. Liebe

1. Didaktische Neubestimmung Vor zweieinhalb Jahrtausenden tritt die Fabel als ein ästhetisch wie intelektuell ausgereiftes Sprachgebilde in die abendländische Geschichte. Sie ist ein politisches Kampfmittel, da sie eine dialektische Struktur hat. Dies gilt nicht nur für die griechisch- römische Fabel, sondern auch für die alttestamentlichen Texte. Der historische Hintergrund der Aesopschen (Aesop lebte um 550 v. Chr. auf Samos und ist ein Sklave, der als Erfinder der Fabel gilt) Fabel ist geprägt vom Gegensatz zwischen Adel und Demos. Es kam zu einer Klassenjustiz, vor allem die breite Masse und die kleinen Bauern litten darunter. Das Leben des Adels bestand aus Kampfspielen, Wagenrennen und Jagd. Die politischen Rechte der einzelnen Bürger waren nicht gleich, sondern abgestuft entsprechend dem Mehr oder Weniger an Besitz (z.B. Solonische Klassenordnung). In diesem Widerstand der Klassen ergreift die Fabel eindeutig die Partei der Armen. Sie ist ein literarischer Aufstand gegen den Reichtum.
Die durch 5 Jahrhunderte gehende sozialkritische Dichtung bereitete nicht nur dem Adel Sorgen- Aesop wurde vom Felsen gestürzt- sondern z.B. auch der frühchristlichen Kirchenführung um den Apostel Paulus, wie aus dem 1. Timotheusbrief, einem Dienstschreiben zur Ordnung der kirchlichen Disziplin hervorgeht. Dieses Schreiben verbot die Heranziehung der Fabel in der Predigt, da sie Streitfragen hervorbringe statt Dienstleistungen im Sinne Gottes.
Im 19. Jahrhundert wurde die Fabel aus dem Tempel der "reinen" Dichtung verwiesen. Dies hat wahrscheinlich ideologische Hintergründe. Die Gattung blieb weiterhin eine niedrige Klasse. Der Hauptgrund dafür war, das die Leute die Fabel lasen, sich aber ncihts dazu gedacht haben. Deshalb fanden sie keinen Sinn darin. Die Fabel verlangt ein hohes Maß an Kunst: Wenn man nichts hinzudenkt, wird man ihre Einfalt unerträglich finden.

Hinzugedacht werden muss:
- Eine bloß formale Betrachtung verfehlt die historischen Hintergründe der Gattung und damit auch die sozialkritischen Inhalte
- Eine auf Charakterprobleme reduzierte Fabelbehandlung, wie sie in Seminaren noch oft praktiziert wird , verkennt die soziologische Absicht der Fabel.
- Wenn die Fabel nicht in ihrem historisch- politischen Kontext gesehen wird, bleibt sie weitgehend unverständlich

2. Die dialektische Struktur der Fabel
Im Jahre 1530- in der Zeit der Bauernkriege- stößt der Reformator Luther, der selbst in politische Schwierigkeiten mit den Mächtigen geraten war- auf diese literarische Form. Er hat großen Respekt vor Aesop und stellt die Fabel auf eine Stufe mit der Bibel. Er schätzt an der Gattung, dass sie alle, vor allem die Kinder, zu einer realistischen Sicht auf die Dinge der Welt bringt. Luther, der selbst Fabelschreiber war, weist auf drei Dinge hin: erstens den Entstehungsprozess, zweitens die Konstruktion und drittens die Intention der Fabel. Der Entstehungsprozess verläuft vom Erleben oder Erleiden eines Schicksals über die Reflexion dieses bis hin zur Erkenntnis der Wahrheit. Diese Wahrheit wird in eine Tiergeschichte übersetzt, da man so die Leute nicht direkt angreift, sie aber bei Interpretation auf Fehler hinweist. Luther nennt dies "Unter einer Lügenfarbe kleiden". Die Wahrheit wird nicht verborgen, aber auch nicht betont. Damit hat man auf die Wahrheit keinen Hass, sondern erkennt sie nur- und das ist das Ziel- DAS ERKENNEN DER WAHRHEIT. Nebenbei wird die Enträtselung zu einem intelektuellen Vergnügen.
Die Erzählung der Fabel mit Hilfe der Tierwelt ist die poetische Seite der Gattung. Die Fabel zielt darauf hin, das Urteil des Lesers zu provozieren, wozu ein Denkansatz erforderlich ist. Diesen Denkansatz bezeichnet Luthers Theorie als dialektisch. D.h.: große gegen kleine Tiere, ungerechte gegen gerechte, mächtige gegen schwächere, reiche gegen arme, brutale gegen friedfertige etc.
Alle Dichter von Aesop bis Lessing haben das Ziel die Grundprobleme der sozialen Welt aufzudecken. Unter allen Fabeln gibt es eine, die diese Grundproblematik am deutlichsten darlegt: Aesops Fabel "Die Teilung der Beute". Sie spiegelt die Macht- und Besitzverhältnisse der Gesellschaft wieder. Ihre Bestialität ist zurückzuführen auf ein Prinzip, das in der Teilung der Beute deutlich gemacht wird. Es entsteht ein brutales Gerangel um die Beute. Die Problematik liegt darin, dass wir zur Selektion, also zur Teilung, gezwungen sind. Unter dem vollzog sich auch in der Gesellschaft eine Selektion in Priviligierte und solche, die es nicht sind. Texte des Evgangeliums oder Fabeln sind eine Botschaft für Gerechtigkeit und Gleichheit. Diese Botschaft ist den Reichen feindlich gesinnt. Luther verstand es allerdings anders. Er war im Grunde ein Konservativer, ein "Fürstenideologe". Er ist somit ein Gegensatz zu Aesops Intention.
Die Pointe, die es in jeder Fabel gibt, hält die Denkstruktur und Poesie jeder Fabel zusammen.
Leidenschaften sollten in Fabeln vermieden werde, da nichts unsere Erkenntnis so verdunkelt wie diese. Deshalb wird man auch kaum über die Lebensgeschichte eines Tieres erfahren, da man sonst zu viel Sympathie für ein Tier aufbringen würde. Die Tiere sollten keine individuelle Psyche aufweisen, damit sie nicht, wie es bei einer normalen Romanlektüre schon der Fall ist, unvergesslich mit uns eingehen. Damit wir uns einfacher gesagt nicht zu sehr in sie hineinversetzen.
Lessing hat besonders stark auf die sozialkritische Erkenntnis hingewiesen. Er forderte, dass sie ernsthaft, knapp, gezielt und pointiert sein müsse. Die Fabel würde durch verbalen Aufputz ihren Wert als "Waffe" verlieren.


3. Lernzielbestimmung
Der Schüler lernt, dass die Fabel ein sogenannter "kodierter" Text ist, den man erst entschlüsseln muss. Was hier angestrebt wird, ist die Hinführung des Schülers zu einem bewussten Leseverhalten. Ratsam ist es mit Luthers Fabeln zu beginnen, da diese mit Lehrhilfe nicht so schwierig zu verstehen sind.
Zuerst ist es wichtig die Schlüsselwörter zu finden. Dazu gehören- gemäß der Theorie Luthers- zunächst Tiernamen; "Löwe", "Fuchs"....Für das, was darüber hinaus als Schlüsselwort gilt, entwickelt sich das Gespür erst nach und nach.

 
 

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