Ich habe den Roman freiwillig zum ersten Mal in der 9.Klasse gelesen und fand ihn langweilig und viel zu weitschweifig. Doch als ich ihn aufgrund meiner Facharbeit zum zweiten Mal lesen musste, habe ich meine Meinung geändert. Die Deutschstunde ist im Grunde einfach geschrieben, nicht schwer zu verstehen, die Idee, die hinter dem ganzen Geschehen steckt, ist sehr interessant und auch die Handlung selber ist spannend. Die Passagen, die ich früher einfach nur langweilig fand, begeistern mich heute durch ausführliche Beschreibungen und durch die dadurch erzeugte Atmosphäre. Mittlerweile habe ich einiges über die Interpretation eines Romans gelernt, so dass ich mit den Figuren des Romans und den Ereignissen viel mehr anfangen kann als noch vor vier Jahren. Auch meine historischen Kenntnisse zum Dritten Reich und der Ideologie des Nationalsozialismus haben an Umfang gewonnen, so dass mir die eigentliche Problematik des Romans viel bewusster als früher ist. Es gibt im Grunde soviel zu interpretieren, dass es mir gar nicht möglich ist, alles auf 12 Seiten unterzubringen, wichtige Aspekte mussten leider außen vor bleiben. So habe ich mich entschlossen, die Rahmenerzählung und in ihr vorkommende Personen nur kurz, bzw. gar nicht anzusprechen, und meine Interpretation auf die Binnenerzählung zu beschränken. Personen wie Jepsens Ehefrau Gudrun und Siggis Geschwister habe ich dabei nur kurz angesprochen, da sie meiner Meinung nach nicht zur Interpretation beitragen, zumindest nicht in Hinsicht auf "die Freuden der Pflicht". Auch die weitläufige Meinung, dass Lenz bei der Erschaffung von Max Ludwig Nansen an Emil Nolde gedacht habe, konnte ich nicht mehr untersuchen.
Ich denke, dass Lenz mit Deutschstunde ein Werk geschaffen hat, das in allen Bereichen, sowohl rein sprachlich, anschaulich, gesellschaftlich oder historisch, überzeugen kann, und es aufgrund seiner Aussagekraft Wert ist, im Unterricht, egal in welcher Form - sei es nun als gemeinsame Besprechung oder als Facharbeit - behandelt zu werden. Allerdings sollte dies meiner Meinung nach erst in der Oberstufe geschehen, es wäre schade, wenn fehlende Kenntnisse der Schüler zu einem Nichtverständnis oder zu einer Ablehnung des Romans führen würden.
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