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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Christian kracht


1. Drama
2. Liebe

Essay: Flucht vor der Realität In Christian Krachts Debütroman "Faserland" nimmt der namenlose Protagonist den Leser mit auf eine Reise, die quer durch Deutschland führt (von Sylt über z.B. Hamburg & Frankfurt bis zum Bodensee). Kracht erzählt aus der Ich-Perspektive, sodass der Leser das Gefühl erhält, er werde direkt angesprochen oder der Erzähler sage seine Gedanken einfach, ohne sie vorher im Kopf auszuformulieren. Über den Ich-Erzähler selbst erfährt man nicht viel. Er scheint Mitte bis Ende 20 zu sein und aus einer gut situierten Familie zu stammen, was daraus zu schließen ist, dass er als Schüler auf ein Internat namens Salem ging.

     Sein Beruf wird nicht erwähnt, denn möglicherweise hat er gar keinen, sondern bezahlt seine Reisen bzw. sein Leben von dem Geld seiner Eltern. Der Roman ist ein Ausschnitt eben dieses Lebens, welches er wie ein Vagabund verbringt. Diese Rastlosigkeit zeigt verschiedene Ängste und Probleme des Protagonisten auf, was zu meiner Thematik führt, denn ich werde die These erörtern, dass der Erzähler versucht, wenn auch unbewusst, vor dem Erwachsenwerden zu fliehen. Der Ich-Erzähler kann nicht lange an einem Ort bzw. mit den gleichen Menschen verweilen, was seine Bindungsschwierigkeiten belegt, da er nie tief in eine Beziehung bzw.

     in eine Familie verwurzelt gewesen ist (er besitzt keine "richtige" Heimat, früher war das Internat sein Zuhause). Tiefergehende, zwischenmenschliche Verhältnisse sind ihm fremd. Gleichzeitig ist er jedoch auch auf der Suche nach Gefühlen, wie Halt, Wärme, wahrer Freundschaft und auch Liebe, findet sie aber den eigenen Vorstellungen entsprechend nicht. Er sucht an verschieden Plätzen nach diesen Gefühlen, ein weiteres Indiz für den Status des Immer-auf-dem-Weg-Seins. Der Protagonist lebt in einer Welt, die sich durch Markenfixiertheit und Oberflächlichkeit auszeichnet. Er selbst legt, trotz oft auftauchender vulgärer Ausdrücke, sehr viel Wert auf Höflichkeit und versucht auch gegenüber anderen höflich zu sein.

     Desweiteren ist ihm Freundschaft, wie schon oben erwähnt, sehr wichtig. Leider scheitern alle Beziehungen zu seinen Freunden Nigel, Alexander und Rollo, denn ihm fehlt die Übung im Umgang mit ihm nahestehenden Menschen. Er weiß nicht, wie er auf die Fehler, Makel und Vorlieben seiner Nächsten reagieren soll, weswegen er vor diesen Konfrontationen flüchtet. Nigel wird von ihm bei einer Orgie erwischt, die Situation ist dem Ich-Erzähler unangenehm und er ist überfordert. Er fliegt noch in der gleichen Nacht nach Frankfurt, um Nigel aus dem Weg zu gehen. Dort angekommen, erinnert er sich, dass Alexander in Frankfurt lebt.

     Im Hotel ruft er ihn an, sagt aber kein Wort. Abends in einer Kneipe sieht er ihn, spricht ihn jedoch wieder nicht an, sondern flieht ein weiteres Mal und nimmt auch noch seine Babour-Jacke mit. Er weiß nicht, wie er Alexander ansprechen soll, um aber doch noch etwas von ihm zu "haben", klaut er seine Jacke, welche ihm ein Gefühl von Wärme im Sinne von Körperwärme wie auch die Wärme, die man in einer Freundschaft erfährt, verleiht. Er verlässt die Stadt aus Angst vor einem Wiedersehen mit Alexander. In Heidelberg landet er durch neue Bekanntschaften auf einer Party, auf der er mit dem Drogenkonsum und der Homosexualität des Gastgebers konfrontiert wird. Außerdem sieht er noch, wie Nigel sich Drogen spritzt.

     Dies überfordert ihn so sehr, dass er in Ohnmacht fällt. Möglicherweise ist sein Körper schon so auf diesen "Fluchtinstinkt" eingestellt, dass es seine eigene Art ist, das Gesehene zu verdrängen. In München ist er dann auf einer Party bei Rollo, dieser steht jedoch unter Alkohol und Valium. Der Ich-Erzähler sagt, wie es sein müsste, wie ein Freund sich jetzt im Rollo kümmern würde ("Seine Freunde würden ihm sagen, dass er aussieht wie ein Alkoholiker und tablettensüchtig ist. Sie würden sagen, komm Rollo, du musst jetzt ins Bett, und dann würden sie ihn ins Schlafzimmer bringen und bei ihm sitzen, bis er einschläft. Und wenn er schlecht träumen würde, dann würden sie ihn beruhigen.

     Freunde würden die ganze Nacht da sitzen bleiben, und danach noch zwei Wochen bei ihm bleiben und jeden Drink, den er sich macht, und jede Valium, jede Lexotanil ihm aus den Händen nehmen, so lange, bis er wieder klar denken könnte." S. 138 f.). Hier wird wieder deutlich, dass der Protagonist Freundschaft für sehr wichtig hält, er emotional jedoch so verkümmert ist, dass er es selbst nicht schafft, Rollo zu helfen. Er geht zwar noch zu ihm hin, als er am See steht und wegen des Cocktails aus Alkohol und Tabletten völlig durcheinander ist, verlässt ihn aber dann doch in dem Wissen, dass er ihn nie wieder sehen wird, denn Rollo ertränkt sich selbst in dem See.

     Auf der Party von Rollo fällt ihm noch auf, dass er überhaupt keine richtigen Freunde hat. Er sieht, wie die Menschen, die sich als Rollos Freunde bezeichnen, sich gar nicht um Rollo kümmern. Sie sind nur flüchtige Partybekanntschaften, die das "High-Society-Leben" genießen und dafür sind die Feiern Rollos sehr gut, denn er will der perfekte Gastgeber sein, das teure Haus, die guten Drinks, das Essen, die geladenen und vermutlich auch reichen Gäste. Sein Selbstmord bzw. sein Auftreten an diesem Abend ist eher belästigend, denn die Menschen legen sehr viel Wert auf den Ruf. Der Protagonist nimmt, nachdem er von Rollo weggegangen ist, sogar noch die Schlüssel von seinem Porsche und fährt in die Schweiz.

     Er flüchtet vor der Realität, da er ahnt, was mit seinem Freund geschieht. Aufgrund der Angst vor einer Auseinandersetzung, muss er wieder weggehen. In der Schweiz fühlt er sich ein wenig wohler, denn Deutschland kann er fast nur mit schlechten Erinnerungen und Geschehnissen verbinden. Durch die Tageszeitung erfährt er von Rollos Tod und nimmt es ohne große emotionale Reaktion auf. Außerdem verdeckt der Ich-Erzähler seine Probleme und Ängste durch verschiedene Süchte. Er trinkt sehr viel Alkohol.

     Bei jeder Gelegenheit, sei es bei Parties, in Hotels, bei Flügen/Reisen, beim Essen oder in Bars, egal ob mit oder ohne Begleitung, nimmt er Bier oder Spirituosen zu sich. Er will sich in den Rauschzustand versetzen, um sich von der Realität zu entfernen und so zu verdrängen. Weiter könnte man ihn als Kettenraucher bezeichnen, er hat immer eine Zigarette in der Hand, damit er sich an irgendetwas "klammern" kann, was ihm "Halt" gibt. Durch die Abhängigkeit von Alkohol und Zigaretten wird auch wieder eine Flucht deutlich. Er will, genau wie ein Kind, nicht die Konsequenzen tragen, wenn er etwas angestellt hat. Der Protagonist versteckt sich, bzw.

     sein wahres Ich und wie er gerne wäre, hinter Drogen (Alkohol, Zigaretten), Parties, Reichtum und Markenkleidung. Möglicherweise ist es auch die Flucht vor sich selbst, denn er steht nicht zu sich selbst. Er ist schockiert von dem unmoralischen Verhalten seiner Mitmenschen, benimmt sich dennoch genauso. Er traut sich nicht, aus dem "Mainstream" auszubrechen, welches auch noch einmal in Kapitel 3 deutlich wird, denn trotz seiner ablehnenden Einstellung gegenüber Drogen probiert er sie aus. Er sagt, er wisse selbst nicht, warum er das mache. Sicherlich drängt ihn die Anwesenheit des schönen Models, die auch unter Drogen steht, dazu.

     Er möchte vor den Anwesenden nicht wie "Außenseiter" wirken. Ein weiteres Zeichen für die Flucht vor seinem eigenen Ich ist seine genaue Wahrnehmung. Er beobachtet und beschreibt alles sehr präzise, projiziert es jedoch nicht auf sich selbst. Er spricht nicht von seiner negativen Seite, denn er gesteht sich seine eigenen Fehler nicht ein. Genauso wenig sagt er etwas über die Hintergründe seiner Familie. Wenn er von sich selbst oder der Vergangenheit erzählt, schwelgt er nur von den vereinzelten, schönen Momenten seiner Kindheit (z.

    B. der Urlaub auf Sylt & auf Madeira). Er hat keine feste Bindung zu seinen Verwandten bzw. kein gutes Verhältnis, denn sonst würde er sich auch mit Freude an sie erinnern. Die Familie ist kein Zufluchtsort für ihn, er fühlt sich nirgends heimisch. Insgesamt kann man also schlussfolgern, dass der Reichtum und die damit verbundenen Probleme (der berufstätige Vater, der nie Zeit hatte; das Aufwachsen in Salem, welches ihm als Zuhause besser in Erinnerung blieb als sein Elternhaus) weitgehend seine Entwicklung gestört haben.

     Der Protagonist weiß nicht, wie das Leben anderer aussieht. Menschen, die arbeiten, ihre Familie ernähren und auf das Geld achten müssen. Diese Konsequenzen des wahren Lebens sind ihm nicht bekannt, da er sich nie Gedanken dieser Art machen musste. Er braucht wegen des Geldes seiner Eltern, von dem er leben kann, keine Arbeit. Er versucht, aus o.g.

     Gründen alle Streitigkeiten und unangenehme Konfrontationen zu meiden, dies zeigt seine kindliche Unmündigkeit. Abschließend würde ich sagen, dass der Ich-Erzähler wie ein kleiner Junge vor komplizierten Situationen davonrennt und sich auch nie wieder damit auseinandersetzen will, aus Angst, man könne seine schwache Art bemerken. Da er vor Problemen jeglicher Art flüchtet, würde ich ihn als feige und unreif bezeichnen. Er benimmt sich auf keinen Fall, wie ein gebildeter, erwachsener Mann, der zu seiner Meinung stehen sollte.

 
 

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