Es gibt keine absolute Wirklichkeit, sondern nur subjektive, zum Teil völlig widersprüchliche Wirklichkeitsauffassungen, von denen naiv angenommen wird, daß sie der "wirklichen" Wirklichkeit entsprechen.
Wir vermischen meist 2 verschiedene Begriffe der Wirklichkeit: Der erste bezieht sich auf die rein physischen und daher weitgehend objektiv feststellbaren Eigenschaften von Dingen und damit entweder auf Fragen des sogenannten gesunden Menschenverstands oder des objektiven wissenschaftlichen Vorgehens. Der zweite beruht ausschließlich auf der Zuschreibung von Sinn und Wert an diese Dinge und daher auf Kommunikation.
BEISPIEL: GOLD
Die Wirklichkeit erster Ordnung sind seine physischen Eigenschaften.
Die Bedeutung, die das Gold aber seit Urzeiten im menschlichen Leben spielt hat mit seinen physischen Eigenschaften sehr wenig zu tun. Diese andere, zweite Wirklichkeit des Goldes ist es aber, die einen zum Krösus oder Bankrotteur machen kann.
Ganz offensichtlich gibt es keinen objektiv "richtigen" Abstand zwischen zwei Personen, und ebenso offensichtlich kann Küssen, je nach den Normen einer Kultur, im Frühstadium oder erst gegen Ende des Paarungsverhaltens für "richtig" gelten. Diese Regeln sind also subjektiv. Im Bereich dieser WIRKLICHKEIT ZWEITER ORDNUNG ist es also absurd, darüber zu streiten, was "wirklich" wirklich ist.
Wir verlieren diesen Unterschied nur zu leicht aus den Augen oder sind uns des Bestehens dieser zwei verschiedenen Wirklichkeiten überhaupt nicht bewußt. Wir leben dann unter der naiven Annahme, die Wirklichkeit sei natürlich so wie WIR sie sehen, und jeder, der sie anders sieht, müsse böswillig oder verrückt sein.
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