In den sechziger Jahren, das heißt als Elisabeth etwa zwischen 25 und 35 Jahre alt war, war sie zu ihrer vollen Schönheit erblüht. Unterstrichen wurde diese durch ihr Selbstbewusstsein, das sie sich im Laufe der Zeit erworben hatte. Sie war nun eine reife Frau, die sich ihrer Wirkung bewusst war. Sie genoss die Bewunderung ihrer Person und hatte auch die Vorteile schätzen gelernt. Nun ließ sie sich nichts mehr vorschreiben und setzte ihre Wünsche auch gegenüber Franz Joseph durch. Er verehrte seine "Engels-Sisi" aus der Distanz, ohne je echten Zugang zu ihrem Wesen zu finden.
Elisabeths Schönheit wurde zum Mythos, und ihre öffentlichen Auftritte zu vielerwarteten Sensationen. Ihre Wirkung erzielte sie aber nicht durch Schminke oder Parfums die sie allesamt ablehnte.
In dieser Zeit ließ sie sich gerne fotografieren oder portraitieren, als sie dann aber älter wurde zog sie sich wegen Anzeichen des Älterwerdens zurück.
Königin von Ungarn
Ein einziges Mal setzte die Kaiserin sich vehement für ein politisches Ziel ein. Dies war der Ausgleich mit Ungarn. Sie liebte das Temperament, die Freiheitsliebe und den Stolz der Ungarn. Um die Mentalität und die Kultur besser zu verstehen, lernte sie sogar die schwierige ungarische Sprache bis zur Perfektion. Es wurde ihr zum Anliegen, dieses Volk mit ihrem Mann zu versöhnen.
Der Wiener Hof und an seiner Spitze Erzherzogin Sophie war nach wie vor gegen die ungarische Bewegung. Elisabeth verstand es aber mittlerweile, ihren Einfluss auf den Kaiser auszunutzen. Sie war abgeklärt genug, um nicht mehr um Liebe und Verständnis zu betteln, sondern suchte als Ersatz für ihren Mangel an persönlichem Glück die Durchsetzung ihrer Wünsche und Ziele. Anfang 1867 hatte sie gewonnen: Der Ausgleich kam zustande, und Ungarn wurde seine alte Verfassung zuerkannt. Aus dem Kaiserreich Österreich war die Doppelmonarchie "Österreich-Ungarn" entstanden.
Einer Krönung stand nun nichts mehr im Wege. Sie fand am 8.Juni 1867 in der Mathiaskirche in Budapest statt und war für Elisabeth einer der bewegensten Höhepunkte ihres Lebens. Die prunkvollen Feierlichkeiten dauerten vier Tage, und das Kaiserpaar bekam Schloss Gödöllö als Geschenk des ungarischen Volkes. Es sollte zu einem von Elisabeths Lieblingsaufenthalten der nächsten Jahre werden.
Das "einzige" Kind- Marie Valerie
Elisabeth und Franz Joseph hatten sich im Laufe der Jahre immer mehr auseinander gelebt. Ihr Eheleben war eine Verpflichtung gewesen, und in bezug auf Nachwuchs meinte sie, ihre Aufgabe erfüllt zu haben.
Jedoch belebte ihre Freude über den Ausgleich mit Ungarn auch kurzfristig die Beziehung zu Franz Joseph, und sie gab ihren Vorsatz, nicht mehr schwanger zu werden, für eine Ausnahme auf. Knapp ein Jahr nach der Krönung brachte sie in Budapest ein Mädchen, Marie Valerie, zur Welt. Vom Wiener Hof wurde es boshaft das "ungarische Kind" genannt. Für Sisi war es "die Einzige", weil es ihr einziges Kind war, das sie immer um sich haben und dessen Heranwachsen sie miterleben konnte. Sie nahm Marie Valerie überall hin mit und genoss die Mutterschaft von Herzen.
Literatur und Sprachen...
Elisabeth war eine sehr belesene und hochgebildete Frau. "Wenn der Tag nur noch einmal so lang wäre. Ich kann nicht soviel lernen und lesen, wie ich es gerne möchte". Sie war eine große Verehrerin von Heinrich Heine, liebte Shakespeare, las Schriftsteller und Dichter von Homer bis Goethe, hatte hervorragende Kenntnisse in Geschichte, Mythologie, Philosophie, sprach fließend Englisch, Französisch, Ungarisch und lernte ab dem Ende der achtziger Jahre Alt- und Neugriechisch.
Gewaltsamer Tod in Genf
Am 10. September 1898 setze der italienische Anarchist Luigi Lucheni in Genf Elisabeths Leben ein Ende. Er stach ihr eine Feile ins Herz, als sie sich auf dem Weg zur Schiffsanlegestelle befand. Kurze Zeit sah alles halb so schlimm aus: Der Einstich war so klein, dass er übersehen wurde, und alle Beteiligten glaubten an einen einfachen Faustschlag. Die Kaiserin erhob sich wieder und ging an Bord des Schiffes. Erst dort brach sie zusammen und starb. All dies geschah nur wenige hundert Meter vom Hotel "Beau Rivage" entfernt, in dem sie übernachtet hatte.
Ihr gewaltsamer Tod birgt noch eine besonders tragische Komponente: Eigentlich hatte es Lucheni auf den Prinzen von Orléans als Vertreter der ihm verhassten Aristokratie abgesehen gehabt. Dieser jedoch sagte seine geplante Reise nach Genf ab. Statt dessen wurde der Genfer Zeitung zugesteckt, dass sich die Kaiserin von Österreich zu Besuch befand, obwohl sie unter dem Pseudonym einer Gräfin von Hohenembs reiste. Da es dem Attentäter nicht um eine bestimmte Person ging, sonder nur darum, der Aristokratie an sich einen Schlag zu versetzen, erwählte er nun die österreichische Kaiserin als Opfer.
Ihre letzte Ruhe fand Elisabeth in der Wiener Kapuzinergruft, der traditionellen Begräbnisstätte der kaiserlichen Familie. Ihr Sarkophag ruht neben dem ihres Sohnes und dem ihres Gemahls.
Es ist schon ein wenig traurig zu sehen, dass eine Frau mit so vielen guten Anlagen und Voraussetzungen, die eigentlich alles gehabt hätte, was man sich wünschen kann, dass diese Frau ewig ein unzufriedener Mensch blieb. Das sollte uns zu denken geben. Elisabeths Beispiel zeigt, dass Glück nicht von außen kommt. Man muss es im eigenen Herzen suchen und finden.
Ich hoffe ich konnte euch einige Einblicke in das Leben der Kaiserin von Österreich geben.
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