Die Romantik in anderen europäischen Ländern fußte teils auf selbständigen literarischen Entwicklungen, erhielt jedoch durch die deutsche Spielart - die meist in Zusammenhang mit der deutschen Klassik gesehen wurde, vor allem in Bezug auf Goethe - die entscheidenden Impulse. In Einzelfällen ergaben sich auch persönliche Bekanntschaften oder zumindest eine briefliche Korrespondenz, wie zwischen Goethe und Byron.
Byron zählte mit Shelley, William Wordsworth und Samuel Taylor Coleridge zu den bedeutendsten Repräsentanten der englischen Romantik, die in der Lyrik von John Keats zu kühneren Positionen vordrang als die deutsche. In Frankreich regte François René de Chateaubriand mit seinem Roman René (1802) die romantische Bewegung mit an. Doch erst nach der Begegnung mit der zeitgenössischen deutschen Literatur, die vor allem durch die persönliche Mittlerschaft von Germaine de Staël (die zeitweise mit A. W. Schlegel liiert war) und ihr Werk De l'Allemagne (1813, Über Deutschland) in Frankreich bekannt wurde, setzte ihre Blütezeit ein. Die nachhaltigste Wirkung auf Autoren wie Alfred de Musset, Théophile Gautier, Gérard de Nerval, Alphonse de Lamartine, Alfred de Vigny und andere erzielten die Werke E. T. A. Hoffmanns, der hier oftmals als bedeutendster deutscher Autor über Goethe gestellt wurde. Die gesamteuropäische Romantik erhielt wiederum richtungweisende Impulse durch die Poetologie Victor Hugos, die er in der Vorrede zu seinem Drama Cromwell (1827) niederlegte.
Während sich die Entwicklung zur romantischen Poesie in Italien (Giacomo di Leopardi, Alessandro Manzoni), Spanien (Gustavo Alfredo Bécquer) und Portugal (Alexandre Herculano de Carvalho e Araújo) relativ selbständig vollzog, wurde sie in Skandinavien durch die häufigen Deutschlandreisen des Dänen Adam Oehlenschläger und des Schweden Per Daniel Otterbom sowie den in Jena wirkenden Norweger Henrik Steffens befördert. In Russland war die französische Literatur neben der (oftmals in französischer Übersetzung verbreiteten) deutschen von größtem Einfluss auf die Generation von Aleksandr Puschkin und Michail Lermontow. Die Romantik in den USA orientierte sich vorrangig an englischen Vorbildern und brachte so bedeutende Autoren wie James Fenimore Cooper, Washington Irving, Nathaniel Hawthorne und Herman Melville hervor.
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