Politisierung der Literatur (1961-68) r />
Die sechziger Jahre waren für die Bundesrepublik Deutschland eine Zeit der tiefgreifenden gesellschaftliche Krise. Der Selbstzweifel wurde vorallem in der jungen Generation der Intellektuellen und der Arbeiter durch eine Vielzahl von Faktoren innen- und au ßenpolitischer Art geweckt. Die »deutsche Bildungskatastrophe«, die sozialen Kämpfe in der Dritten Welt, der Vietnam-Krieg, die ökonomischen Krisen von 1966/67, die Massenarbeitslosigkeit und die Zechenstillegungen, die Große Koalition von SPD und CDU im J ahre 1966 sowie die weltweite Studentenrevolte waren Ausdruck dieser sozialen und politischen Krise.
Diese Entwicklungsmomente hatten für die Literatur Konsequenzen gehabt. Insbesondere die Kulturproduzenten begriffen,(19) \"daß das Bild vom »freischwebenden Intellektuellen«, der fern den sozialen Auseinandersetzungen nur den eigenen schöpferischen Impulse n folgt, ein Trugbild war. (...) Der Trennung von Kunst und Politik, Kennzeichen der fünfziger Jahre, folgt in den sechziger Jahren die Politisierung der Literatur.\"(20)
\"Die gesellschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik ist insbesondere für das deutsche Theater nicht ohne Folgen geblieben. [...] Es entstehen zahlreiche Bühnenstücke mit zum Teil explizit politischer Thematik, unverkennbarem gesellschaftlichem Engagem ent und einer durchaus eigenständigen Formgebung. [...] Rolf Hochhuth sagt [...]: »Politisches Theater kann nicht die Aufgabe haben, die Wirklichkeit - die ja stets politisch ist - zu reproduzieren, sondern hat ihr entgegenzutreten durch Objektion einer neuen.«\"(21)
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