Autor:
Ulrich Plenzdorf wird am 26.Oktober 1934 als Sohn einer Arbeiterfamilie in Berlin geboren.
1954 beginnt er Philosophie am Franz-Mähring-Institut in Leipzig zu studieren, bricht aber nach 3 Semestern wieder ab.
1955-1958 ist er als Bühnenarbeiter bei der DEFA beschäftigt.
1958-1959 ist er Soldat in der Nationalen Volksarmee.
1959-1963 studiert er an der DDR - Filmhochschule in Babelsberg.
Seit 1964 engagierte er sich als Szenarist und Dramaturg bei der DEFA.
1972 wird das Stück "Die neuen Leiden des jungen W.", das zu einem Sensationellen Erfolg in Ost und West wird, uraufgeführt und 1976 in der Bundesrepublik verfilmt.
1973 ist die Premiere seines Films "Die Legende von Paul und Paula", der in der DDR ein großer Erfolg und 1975 auch in der Bundesrepublik ausgestrahlt wird.
1978 wird er mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis für seinen inneren Erlebnismonolog "Kein runter, kein fern" ausgezeichnet.
Inhalt:
Edgar Wibeau, Lehrling in einer DDR-Kleinstadt, bricht nach einem Streit mit seinem Meister die Lehre ab, verläßt sein Zuhause bei seiner Mutter (der Vater lebt allein in Berlin) und findet Unterschlupf in einer abbruchreifen Laube in Ost-Berlin. Zufällig entdeckt er auf der Toilette ein altes Exemplar von Goethes Roman \"\"Die Leiden des jungen Werthers\", dessen Umschlagseite zwar fehlt, den er aber mit wachsendem Interesse in einem Zug durchliest. Durch Zitate aus diesem Roman, die seine eigene Situation spiegeln und die er auf ein Tonband spricht, hält er Kontakt zu seinem Freund Willi.
Auf dem Nachbargrundstück neben der Laube lernt er die 20jährige Kindergärtnerin Charly kennen, verliebt sich in sie und teilt Willi die Begegnung sowie die dadurch ausgelösten Gefühle durch passende Zitate aus Goethes \"Werther\" mit.
Als Charlys Verlobter Dieter nach seiner Militärzeit zurückkehrt und ein Studium aufnimmt, heiratet Chary ihn, und sie ziehen fort. Später besucht Edgar Charly noch einmal, macht eine Bootsfahrt mit ihr, sie küssen sich, aber sie kehrt zu ihrem Mann Dieter zurück.
Um Geld zu verdienen, geht Edgar auf den Bau und arbeitet in einer Malerbrigade, die nebenbei mit der Entwicklung eines \"nebellosen Farbspritzgerätes\" beschäftigt ist. Hier entwickelt Edgar nun - von Brigadeleiter Addi feindselig beobachtet, aber von Zaremba, einem Kumpel aus der Brigade, freundschaftlich gestützt - den Ehrgeiz, heimlich in seiner Laube selbst das nebellose Farbspritzgerät zu bauen. Kurz vor Beendigung seiner Arbeit erleidet er einen 380-Volt-Stromschlag und stirbt.
Interpretation:
Edgar Wiebau glaubt zu Anfang der Geschichte, dass er ein verkanntes Genie ist. Doch im Nachhinein, als bereits Gestorbener, bezeichnet er seine Handlungen als Idiotie und sich selber als Idiot. Ich denke, der Autor wollte mit diesem Edgar Wibeau eine Person schaffen, mit der sich Jugendliche identifizieren können. Da Ed nun als Toter sozusagen allwissend ist, kritisiert er auch viele seiner Handlungen von seiner Zeit in Berlin. Das könnte Jugendlichen mit der gleichen oder einer ähnlichen Situation wie Ed möglicherweise weiterhelfen. Alles in allem ist dieses Buch ein sehr spannendes Jugendbuch, das man, allein schon wegen der Form, nicht alle Tage sieht.
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