Können sie sich vorstellen, dass ein Maiskorn der Hauptdarsteller in der Entstehungsgeschichte der Mayas ist? Damals als die Götter die Welt geschaffen hatten, wollten sie Genugtuung und etwas haben was ihnen dankbar ist für ihre glorreiche Schöpfung. Sie wollten vergöttert werden und Opfergaben. Zuerst dachte man an Tiere doch die Kreischten und Jaulten nur, dann schuf man Menschen aus Schlamm und später aus Holz was sich aber beides als nicht durchführbar erwies. Da hatte der Maisgott die Idee Mais zu benutzen, den Ursprung allen Lebens, und sie rieben Maiskörner klein und machten Maisbrei daraus. Aus diesen Mais formten sie Menschen die sich vermehrten und die wussten wie man die großen Schöpfer vergötterte. Diese Menschen waren die Mayas.
Die Mayas waren wahrscheinlich eines der gläubigsten Völker der Welt. Und der Mais ist nicht nur das Grundnahrungsmittel der Mayas, sondern wird bis heute als heilige Pflanze verehrt. Aus Dankbarkeit und aus gewaltigen Steinen errichteten die Mayas Pyramiden und ihre heiligen Stätten für ihre vielfältige Götterwelt Zur Blütezeit gab es 60 Mayastädte: Chichen Itza, Tulum, Palenque um nur mal ein paar zu nennen. Diese Pyramiden findet man heute in Guatemala, Belize, Honduras und Mexiko. Doch wer waren die Menschen, die schon zweitausend vor Christus lebten und so hochkultiviert waren, dass sie einen eigenen Kalender entwickelt hatten? Gehen wir jetzt erst mal ungefähr 120 Jahre zurück. Eine europäische Forschergruppe war auf einer Expedition im Dschungel von Neu Mexiko.
Mitten im Dschungel entdeckten sie im Gestrüb eine massive Steinwand. Die Steinmassen waren schnell befreit und man erkannte einen Tempel. Die Forscher kletterten fast 30 Meter hoch und man sah von seiner Spitze aus eine ganze Stadt mit einem gigantischen Palast. Sie standen auf dem "Tempel der Inschrift" und blickten auf den Palast von Palenque. Die Europäer fragten sich natürlich wer in der Lage war so etwas zu bauen. Sie waren sich sicher, dass das ein Vermächtnis einer Großmacht ist und obwohl sie sich in Mitten des Gebietes der Mayas, der größten indianischen Nation Amerikas, den Nachkommen der Pyramidenbauer befanden, konnten sie sich nicht vorstellen, dass diese gewaltige Architektur, das Werk indianischer Menschen war.
Man tippte auf die alten Bewohner der untergegangenen Insel Atlantis, auf Seefahrer aus dem Orient und sogar auf Wesen von einem anderen Planeten. Nur an die ehemaligen Ureinwohner von Mexiko dachte man nicht. Erst 1945 entdeckte ein mexikanischer Archäologe in Palenque im "großen Tempel der Inschriften" eine 1200 Jahre verschüttete Grabstätte. Große Steinbrocken versperrten den Weg. Die Räumungsarbeiten dauerten ganze drei Jahre. Doch hinterher hatte sich die Arbeit gelohnt.
Man entdeckte einen 5 Tonnen schweren Sarkophag. Die Hieroglyphen, die auf dem Deckel waren wurden erst für Bildergeschichten gehalten, vergleichsweise wie die Hieroglyphen der Ägypter. Erst 1980 haben Forscher erkannt, dass sie nicht nur Bilder vor sich sahen, die sie interpretierten konnten, sondern Zeichen für Töne, die man lesen konnte. Auf dem Deckel des Sarkophags befand sich einer der längst erhaltenen Maya-Texte. Die Sprache der Maya war entdeckt und die Tür in die Vergangenheit wurde geöffnet. Im Jahre 603 nach Christus ein Kind namens Pacal geboren wurde, dass der neue Herrscher von Palenque werden sollte.
Nach der Geburt hatte man ihm den Kopf eingebunden um die Stirnpartie zu vergrößern. Außerdem trug er eine kosmetische Brücke, die das Nasenbein zur Stirn verlängerte. Das war eine Mode, die ihn als Mitglied der königlichen Elite auswies. Mit zwölf Jahren wurde er Herrscher und regierte über 70 Jahre in seiner heiligen Stadt Palenque, die er erbauen ließ. Es war die Zeit der Größe und des Wachstums der Maya. Die Grundlage des Wachstums war die erfolgreiche Agrargesellschaft der Mayas.
Millionen von Menschen lebten in einem Gebiet das ihnen ermöglichte sich auszubreiten. Kunst, Mathematik, Architektur und Astronomie traten in den Vordergrund. Auf Grund ihrer astronomischen Kenntnisse konnten sie einen 260-Tage-Kaledersystem erfinden, das unteranderem nach Tierkreiszeichen aufgeordnet war. Die Astronomen-Priester nützen neben ihren eigenen Betrachtungen auch diesen komplexen Kalender für Vorraussagungen und Prophezeiungen, die den Ryhtmus des täglichen Lebens der Menschen und ihre Zukunft bestimmten. Sie beobachteten in ihrem Observatorium die Sterne und zeichneten sie auf. Neben der Sonne und den Mond verehrten sie auch die Venus als Gottheit.
Um die Bewegungen der Sterne und Planeten zu berechnen mussten sie mit großen Zahlen umgehen. Die Mathematik der Maya benutze ein Positionssystem, das auf die Zahl 20 sowie auf die Zahl Null beruht. Sie konnten mit Millionenwerten rechnen und waren die erste Kultur die ein Stellenwertsystem für den Gebrauch der Zahl Null fanden, dargestellt durch ein muschelförmiges Symbol. Außerdem brachten die Mayas wunderbare Kunstwerke aus Stein, Holz, Stuck, Farben, Keramik, Jade und Muscheln hervor. Bis heute finden ihre majestätischen Bauwerke große Bewunderung und sie geben immer noch Rätsel auf. Sie waren Meister in komplexen Überlegungen, der Baukunst und ein stark gläubiges Volk.
Sie hatten sogar ein Ballspiel entwickelt, aber nicht wie die Ballspiele die wir kennen, es ist nicht zum Vergnügen gespielt worden, sondern zu ehren der Götter. Das Spiel ging um Leben und Tod. Denn der später abgehackte Kopf von dem Kapitän der unterlegenen Mannschaft wurde den Göttern geopfert. Es gab viele Opferrituale die die Mayas vollzogen. Die Opfer wurden durch das Horoskop, das der Priester anfertigte bestimmt. Jungfräuliche Mädchen, die mit Gold geschmückt wurden mussten in einen Naturbrunnen springen, der etwa einen Durchmesser von 30 Metern hatte.
In den Brunnen ist sie dann für den Regengott ertrunken. Dafür gab es - so glaubten die Mayas - dann ein Jahr lang reichlich Regen. Opferrituale dienten als Schlüssel zum Tor des Jenseits. Wenn also ein Ritual durchgeführt wurde, konnten die Priester mit den Ahnen und mit den Göttern in Verbindung treten. Die Opferungen dienten auch zur Besänftigung der Götter, dessen Zorn man sehr fürchtete. Doch das Goldene Zeitalter des Aufstiegs sollte bald durch eine neue Epoche von Kriegen und Zerstörungen abgelöst werden.
Aus Gründen die immer noch unbekannt sind, richtete sich die Welt der Maya gegen sich selbst. Aus Bauern wurden Soldaten. Um das Jahr 900 n Chr. endete das klassische Zeitalter der Mayas. Viele Hauptstädte, die zu dem Wundern der menschlichen Zivilisation dieser Zeit gehörten wurden verlassen, darunter auch Palenque. Kriege, Landflucht, ansteigende Bevölkerungszahlen und Seuchen waren sicher einige Gründe warum die Kultur im Tiefland zusammenbrach, doch im südlichen Hochland und auch in Yucatan blühte die Maya-Kultur bis zur Ankunft der Spanier im 16.
Jahrhundert weiter. 1697 wurde die letzte Maya Stadt von den Spaniern erobert. Die Jahrhunderte der Eroberung und Zerstörung haben tiefe Spuren hinterlassen, der Kampf gegen die so genannte primitive Kultur der Ureinwohner und die Zerstörung durch ausländische Wirtschaftsinteressen haben noch immer kein Ende gefunden, und die Macht der wenigen reichen Großgrundbesitzer scheint immer noch ungebrochen. Es ist sehr traurig, dass die meisten heute lebenden Maya keinen Zugang zu ihrer eigenen Kult- und Kulturstätten haben und dass sie nach wie vor verfolgt werden, wenn sie ihre Rituale ausüben. Nach all diesen Erfahrungen reagieren die heute lebenden Mayas nach außen mit einer großen Scheu und Zurückhaltung. Es ist eine große Freude, dass ein paar mutige, große Schamanen des Landes für ihre Menschenrechte kämpfen.
Unter ihnen ist die Friedensnobelpreisträgerin von Guatemala, Rigoberta Menchú Tum die für ihr einst so großes Volk, auf die Barikaden geht. Rigoberta Menchú Tum ist eine Maya aus dem guatemalischen Hochland und Botschafterin des guten Willens für eine Kultur des Friedens. In enger Zusammenarbeit mit der UNESCO gelang es ihr weltweit auf die Missstände aufmerksam zu machen. Sie war der Motor, dass an den Schulen die Kinder wieder in ihrer Maya-Sprache unterrichtet werden und nicht nur in Spanisch. Viele junge Mayas sind unterwegs: auf eine Reise in die Vergangenheit, die in die Zukunft führen soll. Sie suchen in den Stätten ihrer Vorväter nach ihrer Geschichte.
Von ihrer Herkunft erzählen Theaterstücke. Und Schamanen halten das alte Wissen um die heilende Kraft uralter Rituale wach. Die Maya-Bewegung ist jung. Sie suchen Antworten auf die Frage "Wer sind wir?"
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