In einer kühlen Nacht begegnet der Dichter einer steinalten Bäuerin, die ihm von der Ehrsucht erzählt, durch die das Leben zweier junger Menschen zerstört wurde. Die ganz auf das Jenseits gerichtete Frömmigkeit und die Würde des Alters ergreifen den jungen Erzähler derart, dass er es scheut, sich als Schriftsteller vorzustellen, sondern behauptet, er sei Schreiber. Darauf bittet ihn die Frau, ihr eine Bittschrift an den Herzog aufzusetzen, da "zwei Liebende beieinander ruhen sollen".
Zunächst in dunklen Andeutungen, dann immer klarer und gedrängter erzählt sie von ihrem Enkel, dem Ulanen (Unteroffizier) Kasper, der ihr Patenkind Annerl liebte und dessen Ehrgefühl so übertrieben war, dass ihn die Großmutter häufig ermahnen musste: "Gib Gott allein die Ehre!" Vor wenigen Tagen nun waren ihm, als er auf Urlaub kam, vom eigenen Vater und Stiefbruder Pferd und Felleisen geraubt worden. Aus Pflichtgefühl überlieferte er beide dem Gericht und erschoss sich dann am Grab der Mutter, weil er es nicht ertrug, eines Diebes Sohn zu sein. In seinem Abschiedbrief bat er um ein ehrliches Begräbnis.
Wie ihm, so wurde auch Annerl die Ehrsucht zum Verhängnis. Sie war, während Kasper im Feld kämpfte, in der Hauptstadt als Magd tätig. Da sie lange nichts mehr von ihm gehört hatte, gab sie schließlich einem adeligen Verführer nach und erstickte, um der Schande zu entgehen, ihr Kind nach der Geburt. Doch den Namen des treulosen Vaters gab sie vor Gericht nicht preis. An diesem Morgen soll sie nun hingerichtet werden.
Nachdem die alte Frau geendet hat, verspricht ihr der erschütterte Dichter, beim Herzog für Annerl "Pardon" zu erflehen, aber die gläubige Alte, die lediglich ein christliches Begräbnis für die beiden Unglücklichen erwirken möchte, hält ihm entgegen: "Hör`, Er, lieber Freund, Gerechtigkeit ist besser als Pardon."
Trotz der nächtlichen Stunde dringt der Erzähler zum Herzog vor, der unverzüglich einen Offizier, den Grafen Grossinger, mit der Begnadigung zum Richtplatz schickt. Doch der Graf kommt zu spät. An Annerls Leichnam bekennt er, selbst der Verführer zu sein, und vergiftet sich kurz darauf. Tief bewegt entschließt sich der Herzog seine Geliebte, Grossingers Schwester zu heiraten. Beim Kirchlichen Begräbnis Annerls und Kaspers sinkt die Großmutter, deren letzter Wunsch erfüllt ist, dem Erzähler tot in die Arme.
Das Grab wird mit den Allegorien der wahren und der falschen Ehre, der Gerechtigkeit und der Gnade geschmückt, die sich vor dem Kreuz beugen.
|