Ohne Zweifel deutet der geschichtliche Hintergrund auf die schrecklichen Dreissiger Jahre, in denen der Nationalsozialismus in Deutschland herrschte. Das Buch beschreibt sehr genau, welche politischen und sozialen Verhältnisse während dieser Zeit im Dritten Reich herrschten. Horváth streift kaum die militärischen Aspekte dieser Zeit, sondern konzentriert sich vielmehr auf das Leben des Volkes in Deutschland während der Machtergreifung der NSDAP. In diesem Buch auch offensichtlich zu erkennen sind die rassistischen und antisemitischen Strömungen, die damals aus dem Nationalsozialismus entsprungen sind. Der einzige, aber dafür eindeutige Beweis dafür ist die rassistische Bemerkung, die ein Schüler in einem Aufsatz macht, in dem er die Neger als Nichtsnutze bezeichnet. Auch ist oft die Rede von verbotenen Schriften, die Jugendliche zusammen im Geheimen lesen. Dies deutet auf die verschiedenen kleinen und grösseren Klubs hin, die mit der Zeit der Ideologie Widerstand leisteten.
Nach der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 werden Horváths Stücke an den Deutschen Theatern verboten. Damit wird das Leben für Horváth immer erschwerlicher. Er wird gezwungen, immer öfters von Land zu Land und von Stadt zu Stadt zu ziehen. Auch wird seine Freiheit immer mehr eingeengt, weil er als Gegner der Ideologie erkannt ist. 1934 werden seine Stücke auch in Österreich verboten, nachdem er gegen die faschistische Zeitung "12-Uhr-Blatt" wegen Ehrbeleidigung prozessiert hat. Noch im gleichen Jahr kehrt er wieder nach Deutschland zurück und tritt dem "Reichsverband Deutscher Schriftsteller" bei. Er versucht, sich durch Dialog mit den Nationalsozialisten zu arrangieren und vermeidet jegliche öffentliche Kritik an ihnen. Die Nazis zeigen sich jedoch unbeeindruckt und seine Bühnenstücke bleiben weiter verboten. Nach 1934 lebt Ödön in Pensionen und billigen Hotels in Österreich. Der 1937 erschienene Roman "Jugend ohne Gott" vermittelt die Eindrücke, die der Autor aus dieser Zeit mitgenommen hat. Im März 1939 marschieren die deutschen Truppen in Wien ein, Österreich wird an Deutschland angeschlossen. Horváth muss Österreich verlassen und emigriert über folgende Stationen: drei Wochen Budapest, fünf Wochen Teplitz-Schönau (Tschechoslowakei), dazwischen einige Tage Prag, ein kurzer Aufenthalt in Mailand, dann zwei Wochen Zürich, zwei Stunden Aufenthalt in Brüssel, acht Tage Amsterdam und schlussendlich erreicht er Paris. Dort kommt Ödön von Horváth unter ungewöhnlichen Umständen um: am ersten Juni 1938 wird er auf den Champs-Elysées bei einem Gewitter von einem herunterfallenden Ast erschlagen.
|