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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die erzählung


1. Drama
2. Liebe

Die Erzählung beginnt mit einem Brief von Nathanael an seinen Freund Lothar. Nathanael studiert gerade in G. und seine ganze Liebe gehört Clara, der Schwester Lothars. In diesem ersten Brief berichtet Nathanael von einem Wetterglashändler, der ihn besucht hat und in ihm tief in sein Leben eingreifende Kindheitserinnerungen erweckt. Als Kind war der Sandmann seine größte Furcht, denn er musste mit seinen Geschwistern immer um 9 Uhr schlafen gehen, da der Sandmann kam. Von einer älteren Frau erfuhr er schließlich, dass der Sandmann den Kindern Sand in die Augen wirft, dass diese blutig zum Kopf herausspringen. Die Angst vom Sandmann ließ Nathanael nicht mehr los, aber auch die Neugierde den Sandmann zu sehen wurde immer größer. So versteckte er sich eines Abends in der Stube seines Vaters und erwartete den Sandmann. Es stellte sich für Nathanael heraus, dass der Advokat Coppelius, von den Kindern gehasst, der Sandmann ist. Weiter beobachtete er, wie sein Vater und Coppelius ein kleines geheimes Zimmer mit einem Herd betraten. Bei ihren alchimistischen Versuchen schrie Coppelius: "Augen her, Augen her". Da mußte Nathanael aufschreien. Coppelius packte ihn und wollte ihm glutrote Körner in die Augen streuen, doch sein Vater verhinderte das Schlimmste. Durch dieses Erlebnis wurde Nathanael wochenlang krank und Coppelius ließ sich ein Jahr nicht mehr blicken. Doch eines Tages, wieder punkt 9 Uhr, hörte man die schweren Schritte Coppelius im Flur. Schleunigst schickte der Vater die Kinder schlafen und versprach der Mutter, dass dies sein letzter Besuch sein werde. Doch um Mitternacht erdröhnte das ganze Haus und der Vater lag tot mit schwarz verbranntem, grässlich verzerrtem Gesicht neben dem Ofen und Coppelius war spurlos verschwunden.
Jetzt glaubt Nathanael im Wetterglashändler Coppola den Advokaten Coppelius zu erkennen und Nathanaels Gemütszustand ist zerrissen und verstört. Den Brief adressiert er irrtümlich an Clara. Diese schreibt jedoch, dass seine Erlebnisse schwarze Phantasien und Spiegelungen des eigenen Ichs seien. Nur der Glaube an die feindliche Gewalt kann sie ihm in der Tat feindlich machen.
Wütend über Claras tiefsinnigen philosophischen Brief, schreibt Nathanael einen Brief an seinen Freund Lothar, beruhigt sich aber und berichtet dann von seinem neuerdings angekommenen Professor der Physik, Spalanzani, der ihn auch überzeugen konnte, dass Coppola nicht Coppelius sein konnte. Nebenbei erwähnt er auch noch Spalanzanis Tochter Olimpia, in deren Nähe keiner kommen durfte. Zum Schluss kündigt er noch einen baldigen Besuch bei Clara und Lothar an.
Nun setzt der Erzähler ein und erzählt die Geschichte Nathanaels. Er schreibt über das sensible, verdüsterte Gemüt von Nathanael, der sich ganz seinen schwarzen Träumen hingibt, diese auch in Gedichtsform bringt und sich - wegen Claras ironischer Ablehnung - zunehmend von ihr entfernt. Nach einem Streit verspricht er Clara aber stete Liebe und es sei ihm, als sei er vor der dunklen Macht gerettet. Als Nathanael nach G. zurückkehrt, muss er umziehen, da seine alte Wohnung abgebrannt ist. Aus dem Fenster der neuen Wohnung kann er direkt in das Zimmer von Olimpia, die oft stundenlang an ihrem Tisch sitzt, blicken. Plötzlich tritt der Wetterglashändler Coppola in die Wohnung und will ihm "sköne oge" verkaufen. Nathanael ist entsetzt, beruhigt sich aber, als er an Clara denkt, und kauft ihm schließlich ein Taschenperspektiv ab. Durch dieses erspäht er Olimpia und ist fasziniert von ihrem lieblichen Gesicht. Bei einem Ball Spalanzanis hat Nathanael die Möglichkeit mit ihr zu tanzen und verliebt sich unsterblich, obwohl Olimpia der Spott des übrigen bürgerlichen Publikums ist. Es bemerkt ihr Wachsgesicht, ihren abgemessenen Schritt und ihre steife Haltung. Dennoch verbringt Nathanael die nächsten Tage bei ihr und durch seine Phantasie erweckt er sie zum Leben. Ihre einzigen Worte sind "ach, ach !". Aber diese wenigen Worte erschienen ihm als Hieroglyphen der inneren Welt voll Liebe und hoher Erkenntnis des geistigen Lebens. Als er schließlich um ihre Hand anhalten will, hört er einen Streit zwischen Spalanzani und Coppola. Nathanael muß erkennen, dass Olimpia eine Puppe ist, die von den beiden gebaut wurde. Als er das Zimmer betritt, flüchtet Coppola mit der Puppe auf der Schulter und Spalanzani wirft Olimpias Augen an Nathanaels Brust. Wütend greift Nathanael Spalanzani an und landet schließlich im Tollhaus. Doch durch die Fürsorge Claras wird Nathanael wieder geheilt und er scheint alles vergessen zu haben, bis beide in der Stadt einen Turm besteigen. Auf dem Turm faßt er das Perspektiv Coppolas, schaut seitwärts, doch Clara steht vor dem Glas. Da wird er erneut vom Wahnsinn erfaßt. Er brüllt "Holzpüppchen dreh dich", packt Clara und will sie hinabschleudern. Doch diese kann sich am Geländer festkrallen und Lothar rettet sie. Plötzlich erblickt Nathanael Coppola in der Menschenmenge und er springt selbst über das Geländer. Als Nathanael mit zerschmettertem Gesicht auf dem Steinpflaster liegt, ist jedoch Coppelius im Gewühl verschwunden. Für Clara endet die Erzählung in einem märchenhaften Familienleben.

Der Sandmann erschien erstmals 1816 im ersten Teil des Erzählzyklus Nachtstücke. Entwürfe zu dieser ebenso phantastischen wie streng durchgearbeiteten Erzählung zeigen, dass er den dämonischen Charakter des Coppelius zugunsten eines rätselhaften Zwielichtes milderte: Das Schicksal des Studenten läßt sich zum Teil als Krankheitsgeschichte eines Psychopathen rational erklären. Entscheidend ist aber der Wechsel zwischen subjektiver und objektiver Wahrheit. Dieser wird im mehrperspektivischen Erzählen formal realisiert (die Briefe Nathanael und Claras, der rückschauende Erzählerbericht) und im Thema des Verkennens und des Erkennens, des Selbstverlusts und der Identität gespiegelt. Plastischer Ausdruck dieses Themas ist der Augenraub. Coppelius (itl. coppo: "Augenhöhle") versucht schon dem Kind Nathanael die Augen zu nehmen. Als Student raubt das Perspektiv- das "fremde Auge" -seine Erkenntnisfreiheit: Er sieht im Automaten Olimpia ein lebendes Wesen mit faszinierenden Augen, obwohl es quasi seine eigenen Augen sind, die Olimpias lebendig machen. Als Mensch ist Olimpia nur der bloße Reflex Nathanaels Phantasie. Mit seiner Erkenntnisfähigkeit hat Nathanael auch seine Identität verloren und liebt in tragischer Gefühlsverwirrung in Olimpia nur sich selbst. Der Ausbruch des Wahnsinns geschieht auch durch ein Paar blutige Augen, die Spalanzani Nathanael entgegenwirft und noch sein Todesschrei "sköne Oge" gilt dem Augendiebstahl. So sind es auch gerade die ruhigen Augen Claras, die den im "Inneren zerrissenen" Studenten anziehen. Die Bereitschaft zur Analyse und zum Erkennen sichert Clara auch die Unabhängigkeit von dämonischen Mächten.
Auch Sigmund Freud analysierte den Sandmann. Freud bringt die Angst vor dem Augenraub mit der Kastrationsangst in Verbindung. Dadurch wird dieses Stück zu Hoffmanns meist besprochener Erzählung.

 
 

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