Was versteht man unter Körpersprache?
Unter Körpersprache versteht man die vom menschlichen Körper ausgesendeten optischen Informationsreize. Die Lehre von der Körpersprache nennt man Kinesik, welche die Verhaltensmuster der nicht-verbalen Kommunikation deutet.
Wie entsteht Körpersprache?
Kulturelle Regeln: Reihe anerzogener, gelernter Signale z.B. Nicken oder Kopfschütteln als Zeichen für Zustimmung oder Verneinung.
Nachahmung: Das bewusste oder unbewusste Kopieren von Haltungen oder Bewegungen. (meist von Idolen)
Gemeinsames Erbe: Ererbte Reaktionsmuster, die vor allem unsere Gefühle zeigen. z.B. Freude, Überraschung, Wut, Ärger, Zorn, ...
Welche Bedeutung hat die Körpersprache in der zwischenmenschlichen Kommunikation?
Grundsätzlich unterscheidet man nach WATZLAWICK:
1. Inhaltsebene ( digitale Ebene è gesprochenes Wort)
2. Beziehungsebene (analoge Ebene è Körpersprache)
Man kann sowohl digital als auch analog kommunizieren, wobei man die digitalen Signale erst lernen muss ehe man sie verstehen/anwenden kann. Beide Ebenen sind jedoch gleichgestellt d.h. sie sind entweder kongruent (übereinstimmend) oder inkongruent (nicht übereinstimmend). Der Mensch kann selbst entscheiden welcher Ebene er mehr Aufmerksamkeit zukommen lässt.
(Vera. F. Birkenbihl; Signale d. Körpers)
Signale der Inhaltsebene liefern Informationen, während die Signale der Beziehungsebene Informationen über die Informationen liefern.
Solange die Beziehung der Gesprächspartner positiv ist, nehmen wir die Signale meist nicht bewusst wahr. Wird die Beziehung jedoch negativ, achten wir besonders darauf. Ist dies der Fall, so nehmen wir z.B. nur noch den "Ärger" wahr, nicht aber den Inhalt der Worte. Nach Vera F. Birkenbihl nennt man diese Situation den "psychologischen Nebel".
jhj
Signale der Inhaltsebene können umso besser verstanden werden, je positiver die Beziehung der Gesprächspartner verläuft!
Wir können keine Digitalsignale der Inhaltsebene senden, ohne gleichzeitig Analog-Signale der Beziehungsebene "mitzuschicken". Niemand kann ohne Tonfall, Mimik oder Gestik etwas sagen. Man kann jedoch bewusst diese "analogen Signale" lenken. Es ist somit möglich, anfängliche Verschlechterungen der Beziehungsebene zu erkennen/abzufangen, bzw. kann man diese Beobachtungen auch überprüfen.
Wann wirkt eine Botschaft glaubwürdig?
Wenn beide Ebenen kongruent sind, erscheint der Inhalt der Worte glaubwürdig
Wenn beide Ebenen inkongruent sind, erscheint der Inhalt der Worte unglaubwürdig. Dies kann unbewusst durch Nervosität, Angst , ... entstehen oder auch durch bewusstes Lügen. Wenn man die Unwahrheit sagen und zugleich überzeugend wirken will, müsste man praktisch alle Gesten unterdrücken. Dies gelingt jedoch nur mit den großen Gesten, die Kleinen (Mikrobewegungen) lassen sich nicht so leicht unterbinden. Z.B. Zucken diverser Gesichtsmuskeln, Erweitern/Verengen der Pupillen, Erröten der Wangen, ...
Signale der Inhalts- und der Beziehungsebene sind entweder kongruent oder inkongruent. Kongruenz überzeugt - Unsicherheit führt häufig zu Inkongruenz !!!
Kriterien gezielter Wahrnehmung
1. Haltung
Hiermit meinen wir sowohl die Haltung, die ein Mensch gerade einnimmt, als auch Bewegungen, welche die Körperhaltung verändern bzw. beeinflussen.
Beispiele: Verlagern des Körpergewichtes, Überschlagen der Beine, sich Vorbeugen, ...
Wenn wir sagen, ein Mensch sei standhaft, dann beschreiben wir damit nicht nur seine innere Haltung, sondern wir sagen auch etwas über seine Art der Bodenhaftung aus
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è Jede plötzliche Veränderung der äußeren Haltung spiegelt immer eine plötzliche Veränderung der inneren Haltung wider !!!
2. Mimik
Darunter verstehen wir alle Erscheinungen, die wir im Gesicht eines Menschen beobachten können, inklusive psychosomatischer Prozesse wie z.B. das Erröten, Erblassen, ... Im allgemeinen geht es bei der Beurteilung der Signale um Kongruenz. Solange die Mimik mit den verbalen Äußerungen übereinstimmt, nehmen wir sie meist nicht besonders wahr. Wenn die Inkongruenz jedoch stark ist, fällt sie auch dem Ungeübtesten auf.
Eines der wesentlichsten Merkmale ist dabei der Augenkontakt. Dieser stellt einen wesentlichen Aspekt der erfolgreichen Gesprächsführung dar.
è Augenkontakt heißt Augenkontakt, weil er Kontakt schafft !!!
3. Gestik
Gestik sind alle Gebärden der Arme. Die Analog-Signale der Gestik ("Sprache der Hände") übermitteln uns sehr viele Informationen über den Verbalinhalt einer Aussage.
è Je kongruenter diese Zeichen auf der Inhalts- und Beziehungsebene sind, desto überzeugender wirkt die Aussage (v.a. wenn Gefühle angesprochen werden)!!!
4. Abstand
Hiermit meinen wir den Abstand, den man zu anderen einnimmt, sowie plötzliche Bewegungen, die ein Verändern der Distanz zum Ziele haben.
Distanzzonen nach Prof. Hall
Prof. Hall hat sich jahrelang mit der Proxemik (Lehre wie Menschen mit dem Raum umgehen) beschäftigt. Er hat dabei die Bedürfnisse des Menschen nach Raum analysiert und fand vier bestimmte Zonen heraus.
Zonen nahe entfernt
1.IntimeZone O - 20 cmØ Körperlicher Kontakt (Geruch- und Tastsinn)Ø Missachtung der Intimzone = Missachtung der PersonØ Vertrauen (Bedingung) , Liebe, Intimitätz.B.: bei Liebespaaren, Kinder/Eltern 20 - 60 cmØ sehr gute FreundeØ Hände reichenØ Freunde Hand in Hand: bei uns bei Frauen erlaubt; in der arabischen Welt nur bei Männern
2.PersönlicheZone 60 - 90 cmØ z.B.: vertraute "Partydistanz"Ø gewisser Grad an Vertraulichkeit 90 - 150cmØ z.B.: persönliches Gespräch (Leute treffen sich auf der Straße)Ø 150 cm ist die äußerste Grenze der persönlichen Distanz
3.GesellschaftlicheZone 150 - 200 cmØ Erledigungen von unpersönlichen AngelegenheitenØ z.B.: Kunden, Besucher, Kollegen,...Ø Distanz zw. Chef und Sekretärin 200 - 400 cmØ offizielle Anlässe: politische EmpfängeØ 200 - 400 cm entspricht auch dem Schreibtisch eines ChefsØ WICHTIG: Augenkontakt - sonst sehr unhöflichØ Auch in der Familie um zu entspannen
4.ÖffentlicheZone 400 - 800 cmØ formlose ZusammenkünfteØ z.B.: Lehrer - SchülerØ Vorgesetzter - Mitarbeiter 800 cm und mehrØ für Politiker aus SicherheitsgründenØ für Schauspieler: ganze Bühne muss übersichtlich sein
5. Tonfall
Darunter verstehen wir alle Erscheinungen, die sich beim Sprechen manifestieren, insofern unsere Analyse sich nicht auf den Inhalt des Gesagten konzentriert - also die Sprachmelodie, Sprechpausen, Lautstärke, Sprachrhythmus, etc. Zum Tonfall zählen wir auch Lautäußerungen ohne verbalen Inhalt wie z.B. das Seufzen, Stöhnen, etc.
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