4.1 Jakub, der Resignierende - Abschiedswalzer
Jakub ist eine typische Kunderafigur: ein skeptischer Intellektueller, der durch bittere Erfahrungen in der Resignation versinkt. Er hat eine \'Ausreisegenehmigung erhalten, nachdem er in den fünfziger Jahren Opfer politischer Prozesse geworden war. Seine Erfahrungen sind die eines Mannes, der von seinen ehemaligen Freunden ins Gefängnis gesteckt worden ist, von Menschen mit derselben politischen Überzeugung.
Als er Rosa begegnet, sieht er in ihr die Verkörperung all dessen, was ihn aus seinem Heimatland vertreibt: selbstgefällige Aufgeblasenheit, Mittelmäßigkeit und teilnahmslose Leere. \"Es schien ihm, als sei sein ganzes Leben nichts als ein endloser Dialog mit genau diesem Gesicht gewesen. Wenn er versuchte, ihm etwas zu erklären, sah dieses Gesicht beleidigt zur Seite, seine Beweise beantwortete es mit Gerede über etwas ganz anderes\"(143)
4.2 Tomas, Don Juan der Neuzeit - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Tomas lebt wie ein moderner Don Juan: immer auf der Jagd nach dem sexuellen Abenteuer. Wie dieser begehrt er die Frauen und erfährt im flüchtigen Liebesakt ein ebenso flüchtiges Glück. Angst und Verlangen vor den Frauen halten sich bei ihm die Waage und treiben ihn in Abenteuer, die aus Angst vor einer Bindung kurz und emotionslos sein müssen. Tomas ist der Meinung, es gibt zwischen Hitler und Einstein, Napoleon und Maria Theresia, zwischen den Tätern und Opfern kaum einen Unterschied. Wollte man diesen in Zahlen ausdrücken, so \"gäbe es zwischen ihnen ein Millionstel Unähnliches und neunhundertneunundneunzigtausenneunhunderneunundneunzig Millionstel Gleiches (190). Tomas ist davon besessen, dieses \"Millionstel Unähnliches\" im sexuellen Akt zu erfahren. Der sexuelle Akt eignet sich besonders dazu, weil die Frau erst erobert werden muß und weil dieser Bereich der privateste und intimste ist. Der Erzähler vergleicht diese Ichsuche mit der Tätigkeit des Chirurgen: wie dieser will der Chirurg und Liebhaber Tomas die Oberfläche aufschneiden und sich dessen bemächtigen, was tief in ihrem Inneren verborgen liegt.
4.3 Jaromil, auf der Suche nach seinem Ich - Das Leben ist anderswo
Jaromil, ist sein ganzes (wenn auch sehr kurzes) Leben auf der suche nach seiner eigenen Identität. Schon von kleinster Kindheit auf ist er auf Frauen fixiert. Sein Vater ist in einem Konzentrationslager ermordet worden. Deshalb wächst er fast ausschließlich im Umfeld von Frauen, seiner Mutter und Großmutter, auf. Seine Mutter bringt ihn dazu, bei ihrem Freund, Unterricht zu nehmen, damit er einmal ein großer Dichter werde, und sie aus diesem bürgerlichen Milieu zu retten. Von diesem Moment an, ist sein Lebensweg vorgezeichnet. Bis zu seinem Tode versucht er, mit der erlernten Dichtkunst zu Erfolg zu gelangen. Er wird aber immer wieder mit der Tatsache konfrontiert, daß er eigentlich immer noch im Bann der Mutter steht und kein eigenes Leben führt. Als er bei einer hitzigen Diskussion als \"guter Redner\" geehrt wird, wird ihm sofort bewußt, daß er eigentlich nur seinen Lehrer, nachahmt. Erst als sich der Erfolg mit der Dichterei einstellt, glaubt Jaromil, endlich etwas erreicht zu haben. Doch dieses Glück ist nicht von langer Dauer: Kurz nach der Veröffentlichung eines seiner Gedichte stirbt Jaromil zwanzigjährig an Lungenentzündung.
Der Erzähler läßt Jaromil von einer Falle in die nächste Tappen. Dem Leser ist schon lange vor Jaromil bewußt, daß er niemals Erfolg haben wird. Er ist sein ganzes Leben lang auf der Suche nach seinem eigenen Ich. Jaromil will ein Ziel erreichen, das er nie -und davon wird der Leser schon nach kurzer Zeit informiert- erreichen kann.
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