Angst, mit der auch unbedeutende Desinformationssituationen besetzt sein können, beweist, wie notwendig es ist, eine Ordnung im Laufe der Dinge zu sehen, oder eine Ordnung in die Ereignisse einzuführen, das heißt zu INTERPUNKTIEREN.
Es entsteht nun die Frage, wie Menschen sich in einer Situation verhalten, die für sie so ungewöhnlich und neuartig ist, daß frühere Erfahrung keinen Schlüssel zu ihrer Bewältigung bietet; eine Situation, für die nicht bereits ein Interpunktionsschema vorliegt.
BEISPIEL: Jemand hat sein erstes Rendevous mit einem Mädchen, sie verspätet sich um 20 Minuten. Er erwähnt ihre Verspätung mit keinem Wort. Mit dieser Nichterwähnung bildet sich aber die erste Regel ihrer Beziehung heraus.
Sie hat nun sozusagen das Recht, auch zu den künftigen Rendevous zu spät zu kommen, und er hat "kein Recht", sie deswegen zu kritisieren. Täte er dies, so könnte sie die berechtigte Frage stellen: "Wieso beschwerst du dich heute plötzlich darüber?"
Es tauchen Regeln und Gesetzmäßigkeiten auf, besonders in zwischenmenschlichen Beziehungen verringert jeder Austausch von Verhalten die Zahl der bis dahin offenen Möglichkeiten.
Es bedeutet, daß selbst dann, wenn ein bestimmtes Verhalten nicht ausdrücklich erwähnt, geschweige denn vom Partner ausdrücklich gutgeheißen wird, die bloße Tatsache seines Eintretens einen Präzedenzfall schafft und damit eine REGEL herbeiführt.
Das Brechen solcher schweigender Regeln gilt als unannehmbares oder zumindest unrichtiges Verhalten, obwohl die Regel als solche unter Umständen beiden Partnern ganz außerbewußt sein mag.
|