Die Naturalisten, sie nennen sich in ihren Anfängen die "Modernen" oder "Jüngstdeutsche", wenden sich gegen etablierte Schriftsteller der Gründerzeit (z. B. Felix Dahn, Paul Heyse, Emanuel Geibel) und deren Repräsentationskunst. Sie verachten das Wirtschaftswunder der Bismarck-Ära, welches das Großbürgertum vermögend macht, das Proletariat aber verarmen läßt.
Was quasi als kleinster gemeinsamer Nenner alle jungen Künstler dieser Schaffensperiode verband, war das ästhetische Ziel, die Natur getreu wiederzugeben und dabei konsequenter zu verfahren als die "bürgerlichen Realisten". Sie machten keinen Halt vor dem Niedrigen, Häßlichen, ja Ekelhaften. So wurden Armut, Schmutz, Elend, Brutalität, Krankheit und Wahnsinn zu literarischen Themen. Man stellte große Laster dar: Alkoholismus, sexuelle Ausschweifung und Hörigkeit.
Nach dem Vorbild der Naturwissenschaften versuchte man ein Gesetz für die Kunst zu entwickeln, nach dem man ein Werk wie ein wissenschaftliches Experiment auf Beobachtung und sich daraus ergebenden Folgerungen aufbauen konnte. Arno Holz ist es gelungen, ein geschlossenes System zu formulieren. Sein Kunstgesetz, das er in "Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze" 1891 veröffentlicht hat, gilt als Grundlage des Naturalismus.
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