"Kabale und Liebe" wurde vielfach nachgeahmt, der Stoff wurde jedoch nicht tragisch gefaßt. Bereits in den 50er Jahren näherten sich bürgerliches Trauerspiel und ernsthaftes Lustspiel einander an, in den letzten Jahrzehnten wurde daraus das rührende Familienschauspiel. Das Tragische wurde dabei abgeschwächt, was im Vermeiden des unglücklichen Ende deutlich wird. Statt der gesellschaftskritischen Schärfe des Sturm und Drang wird nun die Welt des Mittelstandes nicht ohne Selbstgefälligkeit dargestellt. Vor allem ihr Wert soll gezeigt werden. Der Ständestaat wird nicht mehr angetastet, man fühlt sich an seinen gesellschaftlichen Ort gebunden und ist der Obrigkeit treu ergeben. Die Rührungsfreudigkeit hält der Lehrhaftigkeit die Waage, Heroik gibt es überhaupt keine mehr.
Die Hauptautoren dieser Zeit sind Otto Heinrich von Gemmingen, August Wilhelm Iffland, Friedrich Ludwig Schröder und August Friedrich Ferdinand von Kotzebue. Unter ihnen erreicht das bürgerliche Drama, das nur mehr selten ein Trauerspiel ist, seine größten Publikumserfolge. Die Klassiker und Romantiker dagegen lehnen das bürgerliche Trauerspiel als zu unpoetisch und zu lebenspraktisch ab.
Wiederbelebt wird das bürgerliche Trauerspiel erst in den 40er Jahren des 19. Jh. durch die Jungdeutschen. In den vier Jahrzehnten davor gibt es nur ein echtes bürgerliches Trauerspiel, Ludwig Roberts "Die Macht der Verhältnisse" (1819) und zwei Annäherungen an die Gattung, Michael Beers "Schwert und Hand" (1835) und Karl von Holteis "Ein Trauerspiel in Berlin" (1832).
|