Prägungen aus der Familie
seine Mutter war eine lebenslustige und warmherzige Frau, die oft zwischen Goethe und seinem Vater vermittelte
er hatte eine sehr enge Beziehung zu seiner Schwester Cornelia, die eher kühl und beherrscht war
-> seine Frauen ähnelten immer entweder seiner Mutter oder seiner Schwester
Goethe und seine Beziehungen
Goethe wurde im Laufe seines Lebens von mindestens 17 Frauen beeinflusst (sieht man von seiner Mutter und Schwester ab): mit Lili Schönemann war er verlobt, mit Friederike Brion, Minna Herzlieb, \"Faustina\" und einigen mehr hatte er Affären, Herzogin Anna Amalia und Madame de Stael beeinflussten Goethe kulturell. Marianne von Willemer tat dies ebenso, allerdings hatten beide auch eine Affäre, Charlotte Buff bewunderte er nur (sie war das Vorbild für die \"Lotte\" aus Werther) und Bettine von Arnim verehrte ihn bis zur Belästigung
in der Zeit vor seiner Italienreise zeigt Goethe immer ein bestimmtes Verhalten bei Beziehungen zu Frauen:
intensive Liebe zu Beginn, die sich in der Dichtung niederschlägt --> Unsicherheit --> Flucht
nach seiner Italienreise hat Goethe Stabilität in seinen Beziehungen gefunden
Charlotte Ernestine Albertine von Stein (1742-1827)
Hofdame der Herzogin Anna Amalia von Weimar
mit dem herzoglichen Stallmeister Josias von Stein verheiratet, der sich nur um seine Pferde kümmert und oft verreist
=> die Ehe verläuft unerfüllt (Pflichtehe), die Eheleute entfremden sich
7 Kinder von welchen 4 im Kindesalter starben
gilt als ruhig und ausgeglichen und somit passendes Gegenstück zu dem impulsiven Goethe
beide lieben sich sehr, die Beziehung bleibt aber wahrscheinlich platonisch (Seelenfreundin), ihre Unerreichbarkeit auf Grund der Ehe macht sie für Goethe interessant
die beiden schreiben sich in 10 Jahren circa 1800 Briefe, obwohl sie sich täglich sehen
Charlotte übt Einfluss auf \"Iphigenie auf Tauris\" und \"Torquato Tasso\" aus; er schreibt 12 Gedichte für sie
1786 fühlt Goethe sich den Lebensumständen nicht mehr gewachsen, seine Unruhe steigt und er reist heimlich nach Italien ab, erst 1788 Rückkehr nach Weimar
Beziehung der beiden ist durch Charlottes verständliche Enttäuschung getrübt und bricht gänzlich ab, als Goethe sich mit Christiane Vulpius einlässt
jahrelang kein Kontakt, Charlotte intrigiert in der Weimarer Gesellschaft gegen Christiane
erst im Alter nach Christianes Tod vorsichtige Wiederannäherung und Briefwechsel bis zum Tod der Frau von Stein
Johanna Christiane Sophie von Vulpius (1765-1816)
Vater sitzt wegen Amtsvergehen im Gefängnis
-> sie wächst in ärmlichen Verhältnissen bei ihrer Tante auf
muss in einer Fabrik künstliche Blumen herstellen, um die Familie zu ernähren (es war nicht gerne gesehen, wenn Mädchen arbeiteten, daher wurde sie auch als \"vulgäres Blumenmädchen\" bezeichnet)
im Juli 1788 trifft sie bei einem Spaziergang auf Goethe und bittet ihn um eine Stelle für ihren Bruder
am nächsten Tag Einstellung als Goethes Hausmädchen und Einzug in seinem Haus
Christiane hält alle Sorgen um den Haushalt von ihm fern und organisiert alles, oft ohne Dank zu erhalten
Goethe schreibt mindestens 30 Gedichte für und über sie; sie beeinflusst maßgeblich die \"Römischen Elegien\"
1789 kommt ihr gemeinsamer Sohn August auf die Welt (Goethes einziges Kind)
Christiane muss sehr um ihre gesellschaftliche Anerkennung kämpfen, da sie von der Weimarer Gesellschaft (v.a. Charlotte von Stein, Charlotte Schiller) wegen ihres Verhältnisses zu Goethe angefeindet wird
→ Goethe selbst ist ihr dabei keine Hilfe
sie hat ein sehr gutes Verhältnis zu Goethes Mutter; dies gibt ihr trotz der Anfeindungen in Weimar viel Kraft
1806, nach 18-jähriger Beziehung heiratet Goethe sie
Christiane ist oft krank, erzählt dies jedoch nie Goethe, da dieser Krankheit und Tod verabscheut, daher kommt er nicht zu ihrer Beerdigung, als sie am 06.06.1816 nach längerem Todeskampf stirbt
Ulrike Sophie Theodore von Levetzow (1804-1899)
Goethe reist im Alter von 72 Jahren nach Marienbad
dort trifft er Amalie von Levetzow, eine Bekannte, mit deren drei Töchtern
-> er entwickelt \"väterliche Gefühle\" für Ulrike, die älteste Tochter
im Jahr darauf reist er wieder nach Marienbad, er verspürt eine \"temporäre Verjüngung\", Ulrike unterhält sich gut und fühlt sich durch seine Berühmtheit und Bildung geehrt
im dritten Jahr hält Goethe schriftlich bei Ulrikes Mutter um die Hand der 19-jährigen an
(Brautwerber ist Herzog Carl August von Weimar, was extremen Druck auf die Familie
ausübt)
Ulrike und ihre Mutter lehnen trotzdem entsetzt ab
in den \"Marienbader Elegien\" verarbeitet Goethe diese Niederlage
|