Wenn man den "Goldne[n] Topf - Ein Märchen aus der neuen Zeit" anhand der oben genannten Kennzeichen der Romantik als ein romantisches Märchen beschreiben möchte, fällt dies nicht weiter schwer. Schon im Titel "Ein Märchen aus der neuen Zeit" weist es auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes "romantisch" hin: nicht klassisch, sondern modern. Ebenfalls ein deutliches Kennzeichen ist der Unergründlichkeitscharakter, die Ebenen des Mythos und der Realität, die nebeneinander existieren und in einander übergehen, sowie das Märchen im Märchen, Atlantis. Die am häufigsten behandelten Themen, wie das Geheimnisvolle der Natur und der Ausbruch aus der Gesellschaft, werden deutlich dargestellt. Anselmus, der anfangs ein normaler Dresdener Bürger ist und durch die Schlangen im Holunderbusch in die phantastische Welt eingeführt wird, wird sich im Laufe seiner Arbeit immer deutlicher bewusst, wie beengt das Leben als Spießbürger ist. Diese wissen nämlich nicht, "was Freiheit und Leben in Glaube und Liebe ist, deshalb spüren sie nicht den Druck des Gefängnisses" . Anselmus erkennt, dass es wegen "ihrer Torheit, ihres gemeinen Sinnes" ist. Anselmus' Sehnsucht nach Serpentina ist mit der Sehnsucht nach Atlantis verknüpft. Er wünscht sich aus dem banalen Alltag heraus, ein weiteres Kennzeichen der romantischen Literatur.
Mit dem abrupten Wechseln zwischen den Vigilien verdeutlicht Hoffmann die Widersprüchlichkeit der Romantik. Besonders deutlich wird dies bei dem Wechsel von der Ersten zur Zweiten Vigilie. Während Anselmus am Ende der Ersten Vigilie noch im Reich des Phantastischen ist, in dem die drei Schlagen sind und "ein grünes Feuer " brennt, wird er in der Zweiten Vigilie mit den Worten "Der Herr ist wohl nicht recht bei Troste!" abrupt in die Wirklichkeit zurück gerissen. Diese abrupten Wechsel sind in dem Märchen häufiger zu finden. Darin wird er Zwiespalt, in dem die Romantiker oft steckten, sehr deutlich. Die Alltagswelt war hart, und die Sehnsucht nach freier Entfaltung schlug sich in den Werken nieder, Harmonie in der beschriebenen Welt als Gegenbild zur realen Welt.
Die Entwicklung, die Anselmus durchmacht, kennzeichnet ihn als einen romantischen Helden. Die romantischen Helden waren ohne feste gesellschaftliche Bindungen, und immer auf Reisen oder Wanderschaft. Anselmus hat in der realen Welt keine Bindungen, er ist für dieses Leben untauglich. Er befindet sich auf Wanderschaft, auch wenn es erst hinterher klar wird, dass er sich auf dem Weg nach Atlantis befunden hat.
In der Romantik sollte man sein Bewusstsein durch Lernen und gemeinsames Schöpfen erweitern, Anselmus hat dieses getan.
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