Im Laufe der Geschichte treten mehrer Personen auf. Die fünf wichtigsten habe ich in einer Tabelle zusammengefasst, gehe hierbei meist nur auf ihren Lebenslauf und nur teilweise auf ihre Funktion innerhalb der Geschichte ein.
Lena Brücker Lebenslauf:
Sie ist die Hauptperson der Geschichte, sie ist der Mittelpunkt der Geschichte, die sie selbst erzählt. Heute lebt sie im Altersheim und ist ungefähr 80 Jahre alt. In der damaligen Zeit, von der sie dem eigentlichen Erzähler berichtet, ist sie ca. 40 Jahre und arbeitet als Kantinenarbeiterin. Sie lebt alleine in ihrer Wohnung, da ihr Mann Gary, ein Barkassenführer, und ihr Sohn im Krieg dienen und ihre Tochter in Hannover in einer Waffenfabrik arbeitet. Während der Geschichte bietet sie einem fahnenflüchtigen Soldaten Unterschlupf. Von diesem wird sie aber recht bald verlassen und ihren Mann schmeißt sie nach unzähligen Affären raus. Wegen diesem Sachverhalt und ihrer Kündigung eröffnet sie eine Würstchenbude, in der sie die Currywurst anbietet, welche sie durch ein Missgeschick erfunden hat. Ihr Geschäft läuft gut, ehe sie altersbedingt in ein Altersheim muss, wo sie nach einigen Jahren, schon erblindet, stirbt.
Charakterisierung der jungen Frau Brücker:
Frau Brücker ist pazifistisch und nicht antisemitisch eingestellt, ganz anders als der Großteil der restlichen Bevölkerung im damaligen Deutschen Reich. Sie stellt sich auch in der Öffentlich gegen den Nationalsozialismus, was in der damaligen Zeit recht mutig war. Bespiele dafür sind archivierte Berichte der Nachbarin Frau Eckersleben: "L. Brücker hetzt nicht offen, macht aber oft zersetzende, kritische Bemerkungen. [...] Oder: Die Juden sind auch Menschen. Oder: Das Volk liebt den Führer, wenn ich das schon höre."
Lena Brücker redet sich selbst ein, dass sie nicht lügt, sondern nur die Wahrheit verdreht. Im Grunde ist sie also kein schlechter Mensch, der vorsätzlich lügt: "Wieso gibt es kein Papier ? Das größte Papierlager in Norddeutschland ist in Brand geraten. [...] Das hatte sie in der Zeitung gelesen: Ein kleines Papierlager war abgebrannt." Sie gibt sich auch immer wieder einen Rahmen, in dem sie ihre Lüge aufdecken möchte. "In vierzehn Tagen kommt Papier aus Amerika. Ist schon unterwegs. Auf den Liberty-Schiffen. Das war die Zeit, die ich mir gegeben hatte, noch vierzehn Tage, dann wollte ich ihm die Wahrheit sagen."
Sie opfert sich für Bremers Wohlergehen selbst auf, indem sie ihm immer wieder Essen aus der Kantine mitbringt, dabei gewisse Risiken auf sich nimmt, und ihre Essensmarken für ihn mitverwendet. Ich denke, dass sie dies aus Ausgleich für sein "Gefangenschaft" in der Wohnung nimmt, ihm das Leben erträglicher machen will, um ihn so bei sich zu halten.
Die Kriegsjahre und das damit verbundene Alleinsein haben Lena Brücker abgehärtet ("Die Kinder schrieen, und auch Bremer hatte aufgeschrieen. Lena Brücker legte ihm den Arm um die Schulter. Hat nicht das Haus getroffen, war irgendwo nebenan." ) und sie zu einem Dickkopf gemacht: "Nur Lena Brücker, der man einen Schleswig-Holsteiner Dickkopf nachsagte, grüßte immer: Guten Tag. ..."
Lena Brücker ist zudem ein recht menschlicher Charakter. An einer Stelle der Novelle gibt sie dies recht deutlich zu erkennen: "Is vielleicht das Beste, was ich gemacht hab, einen verstecken, damit er nicht totgeschossen wird und auch andere nicht totschießen kann."
Charakterisierung der alten Frau Brücker:
Die alte Frau Brücker ist eine erstaunliche Frau: Sie kommt trotz ihrer Blindheit fast ohne Hilfe aus. Man merkt ihr an, dass sie in den ganzen Jahren gelernt hat, mit dem, was sie hat, alleine zurecht zu kommen. So will sie den Pfleger Hugo nur in Notfällen belästigen: "Hugo mag ich nicht fragen, der hat genug am Hals. Der Junge muss ja nicht noch nass werden."
Das einzige, was ihr fehlen dürfte, ist ein wenig Gesellschaft. So verlängert sie die Geschichte, die sie erzählt, damit sie noch länger in der Gesellschaft des Erzählers ist. " Aber übermorgen muss ich zurück nach München. Es beklagen sich die Kinder, auch meine Frau. Und das mit Recht. Ich hatte ja nur eine Woche in Hamburg bleiben wollen und bin schon die zweite Woche hier. - Kannste die Rückreise nicht um ein, zwei Tage verschieben ?"
Erzähler Lebenslauf:
Er lebte als kleiner Junge in demselben Viertel wie Lena Brücker und aß an ihrem Stand öfters eine Currywurst. Auf der Suche nach dem Erfinder der Currywurst stößt er so beinahe automatisch auf Lena Brücker, sucht diese auf und lässt sich von ihr die Geschichte der Currywurst erzählen. Er lebt heute in München mit einem Kind und einer Frau. Der Erzähler könnte sehr gut Uwe Timm selbst sein, denn wenn man seinen Lebenslauf mit dem des Erzählers vergleicht, so lassen sich doch einige Parallelen aufzeigen, welche diesen Schluss zulassen.
Auffälligkeiten an seinem Verhalten:
Als die Geschichte der Frau Brücker sich dem Ende zuneigt, merkt man, dass es dem Erzähler auch hintergründig darum geht, etwas über seine Kindheit in Erfahrung zu bringen: "So kam mein Vater in die Geschichte ... [...] Ich konnte endlich meine Frage stellen: Wie war er, ich meine, wie wirkte er, damals, mein Vater?"
Weiter fällt auf, dass er für Frau Brücker eine wichtige Rolle spielt. Dies erkennt man daran, dass er den gestrickten Pullover und das Rezept für die Currywurst geschenkt bekommt, wobei zumindest der Pullover für ihren Enkel bestimmt war. Er scheint ihr also in der kurzen Zeit ans Herz gewachsen zu sein, mehr noch als ihre eigene Familie.
Hermann Bremer Lebenslauf:
Hermann Bremer ist Bootsführer im Zweiten Weltkrieg, verheiratet und Vater eines Kindes. Eigentlich ist er im Krieg Seemann und in Oslo stationiert, wurde aber aufgrund des politischen Geschehens in eine Panzereinheit abkommandiert. Auf dem Weg vom Heimaturlaub in seiner Heimatstadt Braunschweig zurück zur Front, bleibt er in Hamburg aufgrund der Bombardierung der Stadt hängen und findet Unterschlupf bei Lena Brücker. Seinen Auftrag, an die Front zurückzukehren, erfüllt er nicht, stattdessen bleibt er bei Lena Brücker und beginnt mit dieser eine Affäre, wobei er Frau Brücker seinen wahren Familienstand verschweigt. Als er allerdings bemerkt, dass Frau Brücker ihn während der ganzen Zeit belogen hat, und er damit nicht mehr an sie und ihre Wohnung gebunden ist, verschwindet er aus Lena Brückers Leben und kehrt später dorthin zurück. Nachdem er nämlich Lena Brücker verlassen hat kehrt er nach Braunschweig zurück zu seiner Familie und arbeitet dort als Vertreter für Fensterkitt. Später kommt er zurück nach Hamburg, besucht ihren Currywurststand, kauft dort eine Wurst, und einen Kaffee, lässt sich aber nicht anmerken, ob er Frau Brücker erkennt.
Charakterisierung:
Die Figur des Hermann Bremer ist eine recht komische. Es wirkt an einigen Stellen so, als fühle er sich in seiner Rolle nicht wohl. So ist er beispielsweise Soldat im Krieg, scheint aber nach 6 Jahren Krieg nicht an Luftangriffe gewöhnt zu sein: "Auf einem Schiff sieht man die Flugzeuge, auch, wie die Bomben fallen, sagte er entschuldigend, hier ist es ein bisschen ungewohnt." Zudem ist seine große Angst vor dem Tod auffallend, die er auch noch nach dem langwierigen Krieg zu haben scheint: "Die wollen mich in letzter Minute noch verheizen" . Er ist also nicht mit ganzem Herzen Soldat, jedoch auf jeden Fall ein Patriot ("Verlieren wir den Krieg, verlieren wir unsere Ehre, sagte Bremer." ) Aufgrund dieser Tatsache begeht er sogar eine Straftat, welche auch mit dem Tode geahndet werden kann: Er wird fahnenflüchtig. Er gibt sich der Illusion hin, dass die Deutschen mit den westlichen Alliierten eine Allianz gegen den kommunistischen Osten bildet und diesen angreifen und zurückerobern wird: "Hat Dönitz mit den Amerikanern verhandelt ? Mit den Engländern ? Geht es endlich gegen Russland ?" Eine Schuld des Deutschen Reichs weist er von sich.
Während seiner Gefangenschaft fühlt sich Bremer eingeengt und empfindet Langeweile. Die Tage verbringt er mit der Lösung von Kreuzworträtseln, dem Putzen der Küche oder einfach nur der Beobachtung des Geschehens auf der Strasse. Er fühlt sich so, als sitze er in einer Falle: "Denn je erfolgreicher die Truppen waren, je weiter sie gen Osten vorstießen, desto länger zog sich der Krieg hin, und das hieß, um so länger saß er in dieser Wohnung, Wochen, Monate und - Schweiß brach ihm aus - Jahre."
Hermann Bremer verschweigt Frau Brücker während seines Aufenthalts in ihrer Wohnung seine wahren Familienverhältnisse. Der Beweggrund für dieses Verhalten ist mit Sicherheit die Angst vor den SS-Offizieren, die, wie er vermutet, ihn wegen Fahnenflucht suchen. Würde er von Frau und Kind erzählen, würde Frau Brückers Interesse an ihm recht stark sinken und er würde auf der Strasse sitzen. Dies ist vor allem deswegen verwunderlich, da er auch weiß, dass sie verheiratet ist.
Die Verhaltens werden Hermann Bremer erst bewusst, als er seinen Geschmackssinn verliert. Erst an dieser Stelle beginnt er zu überlegen, was er eigentlich tut und wie falsch er sich verhält: "Vielleicht, dachte er, kommt es vom Rauchen, du rauchst zuviel, aber dann nistete sich sogleich der Gedanke ein, es ist nicht das Rauchen, sondern dass du dich hier von einer Frau verstecken lässt. Du bist ein Schwein, dachte er."
|