Stichwortartige Definition von "Grotesk" Allgemein: · Italienischer Ursprung · Wunderlich, phantastisch, überspannt · Art des Komischen, bei der Unvereinbares nebeneinandergestellt wird und die individuellen Eigentümlichkeiten bewusst übertrieben und verzerrt werden · Groteske Darstellungsform in Literatur, Musik und bildender Kunst · Der Begriff selbst stammt aus der Kunstgeschichte und entstand Ende des 15. Jh., als man bei Ausgrabungen antiker römischer Thermen erstmals ornamentale Wandzeichnungen mit bizarren Darstellungen von Menschen und Tieren, Fabelwesen und Pflanzen entdeckte · Erlebte ihre Blüte zumeist in Krisen- und Umbruchzeiten · Demonstrierte die Absurdität der Wirklichkeit und die Unhaltbarkeit der sie vermeintlich prägenden Ideale · Meint ursprünglich die Zusammenfügung von Wesenfremdem · Im weiteren Wortsinn ist das Groteske das Bodenlose, das Unerhörte, das Monströse · Es kehrt Ordnungen um, erregt Grauen und ist doch komisch Kunst: · Bildet Schauergestalten ab (z.B. bei H. Bosch, P.
Bruegel) · Aus der römischen Antike übernommene Ornamentform der Renaissance und des Barocks, die figürliche o.a., durch dünnes Rankenwerk zu einer Einheit verbundene Elemente verwendet · Benannt nach Malereien in den "Grotten" Roms, die im 15. Jh. entdeckt wurden · Ornamentform · Verarbeitet tierische oder menschliche Wesen oder Architekturelemente · Von Raffael in den Loggien des Vatikan verwendet · Verschlingung von stilisierten Pflanzen mit fantastischen Fabelwesen und Menschengestalten o. Ä.
Literatur: · Bewegt sich im Spannungsfeld des Komischen · Eine übertriebene und dadurch witzige Erzählung oder Drama · Meist ein kurzer, derb-komischer oder närrisch-seltsamer Text, der auf verzerrende, ungewöhnliche Art und Weise verschiedene, nicht zusammenpassende Elemente, scheinbar unvereinbare Gegensätze, v.a. Komisches und Grausiges, miteinander verbindet · Verbunden werden oft Lebensweisheit und Irrationales · Wurde und wird verwendet um die Wahrnehmung der Verzerrung, Verfremdung und Entstellung der Welt darzustellen · Spielte besonders in Epochen, in denen der Glaube an eine heile Welt verloren schien, eine Rolle · Findet man v.a. in der Romantik Textstellen für "Groteske" in den "Physikern" · Die Person der Mathilde von Zahnd: Zu Beginn scheint sie die besorgte, verständnisvolle und hilfsbereite Ärztin zu sein, die nichts außer Acht lässt, um den Physikern ihr Leben erträglicher zu machen. Gegen Ende wandelt sie sich dann zur gnadenlosen Herrscherin, die ihre Macht über die Insassen der Anstalt demonstriert.
Schon allein ihre missgebildete äußere Erscheinung wirkt lächerlich-furchteinflößend, vollends absonderlich ist aber, dass ausgerechnet diese wahnsinnige Irrenärztin Auslöser der "schlimmstmöglichen Wendung" im Stück wird. Paradoxerweise legt aber erst diese Umkehr des Geschehens offen, wie grotesk auch Möbius' scheinbar planmäßig-vernünftiges Handeln ist. · Die drei Morde, die von den Physikern begangen werden, sind genauso grotesk, da ihr Zweck und ihre resultierende Wirkung unvereinbar sind. · Am Anfang erscheinen die Morde dem Leser eher komisch, als aber dann das Frl. Doktor offenbart, dass sie sich das gesammelte Wissen von Möbius durch Kopien angeeignet hat, wird die Komödie zur Tragödie, da die ganze Arbeit des Physikers umsonst und der Sinn seines Lebens verfehlt ist. Durch diese Wendung ergibt sich, dass nun nicht mehr die Physiker verrückt sind, sondern die Ärztin.
Sie stellt somit die "schlimmstmögliche Wendung" dar. (Vgl. Punkte 3 und 4) · Überraschender Umschlag von komödiantischem Spiel zum tödlichen Ernst, der sich am Ende des 1. Aktes vollzieht · In dem unvereinbaren Miteinander von Mord und Geigenspiel · In der Parallelität von physikalischer Weltformel und Irrenanstalt · Als Möbius den Weltraumfahrerpsalm anstimmt und dadurch ebenso krass die innige Intonierung der Blockflöten spielenden Buben unterbricht wie das biblische Hohe Lied parodiert · Unterhaltung Newton-Voß am Anfang des 1. Aktes, in der die Ordnungen umgedreht werden · Als Frl. Doktor mit verklärter Stimme davon spricht, dass sie in Salomons Namen die Weltherrschaft übernehmen werde · Das hilflose Auftreten des Inspektors im 1.
Akt · Die inhaltsleeren Bibelzitate des Missionars Rose angesichts der Irrenhausrealität
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