Amerikas Macht ist weltweit unangefochten - Glanz und Ruhm verbreitet sie jedoch schon lange nicht mehr. Zwei Jahre lang hat Josef Haslinger die USA bereist, das ernüchternde Fazit dieser Reise war in regelmäßig erscheinenden Berichten im Standard, dem Profil, und der mittlerweile verschwundenen AZ nachzulesen. Dieses Buch entstand auf der Grundlage dieser Artikel, Kolumnen und Reportagen.
In elf Versuchen versucht sich der Autor der US - amerikanischen Kultur mit "offenen Augen" und Vorsicht zu nähern, und sich weder von den mitgebrachten Vorstellungen und vom tatsächlich erfahrenen überwältigen zu lassen.
Was in europäischen Augen eher als absurd, beunruhigend oder auch als hoffnungsvoll erscheinen mag, welche Vorurteile widerlegt oder bestätigt werden, stets zeigt Haslinger, daß er weiß nur Besucher und Beobachter zu sein. Josef Haslinger behandelt vielfältige Themen wie den wirtschaftlichen sowie gesellschaftspolitischen Unfug der Reagon-/ Bushonomics und beschreibt genau die Auswirkungen dieses wirtschaftlichen Zerfalls während den Amtszeiten der Präsidenten Reagon und Bush, die dem Land Dank ihrer Politik zu gigantischen Schuldenbergen verhalfen. Immerhin haben es die USA geschafft unter Reagon vom größten Geldverleiher der Welt zum größten Schuldnerland der Welt zu werden. Und Georg Bush hat es sogar geschafft, das von Reagon hinterlassene Staatsdefizit innerhalb von vier Jahren noch einmal zu verdoppeln.
Doch diese finanziellen Krisen will niemand sehen, die Wahrnehmungsabwehr nimmt immer mehr zu, denn wohin soll man denn sonst emigrieren, wenn nicht in das gelobte Land, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das sich aber als zunehmend unwirklich erweist? Als Gastprofessor an diversen Unis wurde Josef Haslinger direkt mit dem amerikanischen Bildungssystem konfrontiert und kann nicht nur von der Blüte des Bildungssystem, den teuren Privatschulen und Unis berichten, sondern auch von dessen schichtspezifischem Verfall. Nirgendwo sonst auf der Welt sind so gravierende Bildungsunterschiede zu verzeichnen wie in Amerika. Gute Schulbildung ist immer davon abhängig, wo man wohnt,. Und wo man wohnt hängt wiederum davon ab wer man ist, was man arbeitet,....Diese Liste könnte so beliebig fortgesetzt werden. Das Schulsystem ist eines der Hauptprobleme der Vereinigten Staaten geworden, denn es ist nicht in der Lage den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedarf an gut ausgebildeten zu befriedige, sondern es bringt sogar noch eine übergroße Zahl an unqualifizierten Arbeitern hervor. Getan wird gegen diese Bildungsmisere nicht gerade viel.
Während der Golfkrieg tobte hatte Josef Haslinger ausreichend Zeit den mythisch - patriotischen Amerika - Begriff kennenzulernen. Sei es in privaten Diskussionen oder durch omnipräsenten Medien. Von Anfang an wurde der Golfkrieg von Präsident Bush für einen gerechter Krieg erklärt. Aufgrund solcher Aussagen wuchs natürlich die Zustimmung zu diesem Krieg rapide an. Vor allem die Medien haben von Anfang an mit einem bewaffneten Eingreifen der USA sympathisiert. Zwei große immerwährende Feindbilder waren wieder groß im kommen, zum einen war der Kommunismus der große Feind Nr.1, zum anderen der Islam. Die Kriegsbegeisterung in den USA während des Golfkrieges nahm gigantische Ausmaße an: an Tankstellen wird für die Armee geworben, in riesigen Footballstadien werden Paraden zu Ehren des Staates abgehalten, Demonstrationen für den Krieg stehen an der Tagesordnung,.....Eine Massenhysterie sondergleichen eben.
Immer wider ein interessantes Thema sind natürlich auch die puritanischen Moralvorstellungen der Gesamtheit der amerikanischen Bevölkerung, so auch hier. Offiziell gibt es keine Zensur, doch was Josef Haslinger über die Kunstszene erzählt kommt dem schon sehr nahe. Alkohol ist in den USA für Personen unter 21 Jahren verboten, was in Wahrheit aber für die Jugendlichen den Umgang mit Alkohol nur noch erschwert. Aber das Problem wird so aber nur scheinbar gelöst, denn wenn amerikanische Jugendliche einmal auf Parties an das verbotene Zeug rankommen, sind sie in kürzester Zeit stockbesoffen.
4.1. Das Elend Amerikas - Nachbearbeitung
Zwei Jahre hat der österreichische Autor Josef Haslinger in den USA zugebracht und einige seiner Erlebnisse in Form dieses Buches veröffentlicht. Aufmerksamen Zeitungslesern wird nicht entgangen sein, daß alles mit regelmäßigen Berichten in den Zeitungen AZ (existiert mittlerweile nicht mehr), dem Standard und dem Profil begonnen hat. Mit trocken pointierter Verwunderung erzählt er dem Publikum von seinen Beobachtungen im "gelobten Land".
Kritisch, satirisch aber immer realistisch beschreibt Josef Haslinger das Amerika der Gegenwart aber auch noch Teile des Amerikas der 80er Jahre. Ungeachtet aller mitgebrachten Erfahrungen und Vorstellungen versucht er dem Leser "das gelobte Land" aber vor allem seine Schattenseiten vorzustellen. Dieses Buch ist keine Lobeshymne auf den amerikanischen Staat, eigentlich ist es genau das Gegenteil. Schonungslos deckt Josef Haslinger alte und neue Mißstände auf, beschreibt das gesellschaftliche und wirtschaftliche Unglück. Vor allem widerlegt er europäische Vorurteile gegenüber der amerikanischen Gesellschaft und dem amerikanischem System. Das Buch ist vor allem darum so interessant zu lesen, weil es den Leser andauernd dazu auffordert, seinen eigenen Amerika-Begriff ins Bewußtsein zurückzurufen und neu zu überdenken. Es gibt heute kaum noch jemand der sich unbeeinflußt sein Bild dieser Weltmacht machen kann. Unbeeinflußt von den Medien, den Mythen, unbeeinflußt von der Filmwelt,....
Das Buch ist jedoch nicht so einseitig wie es hier scheint, denn Josef Haslinger erzählt auch von einer in Europa unbekannten Offenheit und Toleranz. Für Josef Haslinger ist der moderne Amerikaner aufgeschlossen und tolerant allem gegenüber. Toleranz scheint in diesem Buch als einer der wichtigsten Punkte im amerikanischen Gesellschaftssystem auf. Für Josef Haslinger stellt diese Toleranz und Offenheit eine Art Freiheit dar, ein eigenes Leben nach den eigenen Träumen zu verwirklichen.
Josef Haslinger schreibt am Ende des Buches: " Für mich und meine Familie hat Europa nur Raub, Tod und Mordanschlag bedeutet, ob in Rumänien, Ungarn, Polen, Österreich und natürlich Deutschland. Für mich hat Amerika zum ersten Mal in unserem Leben Sicherheit und Geborgenheit bedeutet. Dafür bin ich diesem Land ewig dankbar."
Je mehr der Leser sich mit Amerika beschäftigt hat, abseits des unaufhörlichen Stroms globaler US-amerikanischer Produkte, umso anregender, möglicherweise auch beruhigender wird er dieses Buch finden.
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