Thema in dem zweiten Kapitel ist die Lebenskrise eines jungen Menschen, der mit dreißig Jahren eine erste Bilanz seiner Existenz zieht.
Bisher hatte er einfach von einem Tag zum anderen gelebt, doch plötzlich erkennt er, dass ihm nicht mehr alle Möglichkeiten offen stehen.
Aus diesem unmittelbaren Grundkonflikt entwickelt die Autorin Ingeborg Bachmann das Portrait eines jungen Mannes, der eine Identitätskrise auf seine ganz eigene Weise verarbeitet und diese am Ende überwindet.
Er löst sich zunächst aus seinem bisherigen sozialen Umfeld und begibt sich auf Reisen. Die intensive Konfrontation mit sich selbst und der eigenen Vergangenheit lässt die Spannung stetig steigen.
Der Höhepunkt ( Katharsis ) dieser Erzählung ist ein Verkehrsunfall. Erst durch die direkte Berührung mit dem Tod eines anderen, des Fahrers des Unfallwagens, gewinnt der Protagonist seinen verloren geglaubten Lebenswillen ebenso plötzlich zurück, wie er ihm abhanden gekommen war. "Endlich sagte er sich: Ich lebe ja, und mein Wunsch ist es, noch lange zu leben. Das weiße Haar, dieser helle Beweis eines Schmerzes und eines ersten Alters, wie hat es mich nur so erschrecken können? Es soll so stehenbleiben, und wenn es nach ein paar Tagen ausgefallen ist und so rasch kein anderes mehr erscheint, werde ich doch einen Vorgeschmack behalten und nie mehr Furcht empfinden vor dem Prozeß, der mir leibhaftig gemacht wird. Ich lebe ja!" (Bachmann, S.59)
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