In der Volksliedsammlung \"des Knaben Wunderhorn\" von Achim von Arnim und Clemens Brentano wurde eine alte Ballade aus dem 15. /16. Jahrhundert als Vorlage benutzt, die nach dem Abdruck der Sage von Johannes Praetorius (siehe Punkt 1) entstanden ist.
Es handelt von einem armen Sünder, der voller Reue wegen seinem verhängnisvollem Liebesleben nach Rom pilgert, dort aber vom Heiligen Vater hartherzig abgewiesen wird. Man erkennt daran eine antichristliche Haltung des Papstes und die Zeit der Reformation, in der die Sage entstand.
Überlieferung:
Des gibt insgesamt vier Typen der Tannhäuser-Volkslied-Fassung:
A: vorreformatorische, in hoch- und niederdeutschen Fassungen seit 1515 bzw. 1520 belegte Ballade, auf die sich alle späteren Bearbeitungen beziehen; diese Ballade endet mit der Verdammung des Papstes
B: gegenreformatorische \'Waldhauser\'-Ballade (sog. österreichische Form), die von der
Erlösung des Sünders durch Christus erzählt.
C: gegenreformatorische \'Tannhäuser\'-Ballade jüngerer Prägung, Christus errettet den Sünder.
D: nachreformatorische katholische \'Tannhäuser\'-Ballade, der Sünder wartet \"in Frau Frenes Berg\" auf die Vergebung. Diese wird ihm durch das Stabwunder angezeigt.
B und D stellen direkte Kontroverfassungen zu der vorreformatorischen Ballade des Typs A dar, die deren Inhalt im Sinn der katholischen Gnadenlehre zurechtrücken sollten.
Für die Rezeption des Liedes im 19. Jahrhundert ist v.a. die Wiedergabe bei Heinrich Kornmann, \"Mons Veneris\" (1614) wichtig geworden, auf die sich Johannes Praetorius in seiner Kompilation \"Blockes-Berges Verrichtung\" (1669) bezieht.
In dieser Form wurde sie von Achim von Arnim und Clemens Brentano 1806 in \"des Knaben Wunderhorn übernommen.
Es handelt sich um eine Erzählung, die im Ursprung einen katechetischen Charakter hat. Den Hintergrund bilden Bußsakrament und die zentrale Vorschrift für die Lebensgestaltung der Gläubigen.
Die Nennung des Papstes Urban IV., er war von 1261 bis 1264 Papst, ist kein Beweis für den Ursprung und die Herkunft dieser Ballade, also kein Beweis, daß die Ballade aus der Spätzeit des 13. Jahrhunderts stammt. Zwar lebte auch ein Minnesänger aus der Oberpfalz namens Tannhäuser zu dieser Zeit (ca. zwischen 1205 und 1266) in der Oberpfalz, doch wurde die Venusbergsage wahrscheinlich nur auf ihn übertragen, da sein österreichisches Pendant \"Waldhauser\" (vgl. Ähnlichkeit des Namens) hieß.
Die Erzählung verfolgte ein bestimmtes katechetisches Ziel - die Popularisierung der Sakramentenlehre. Auch das Exempel der Bußlehre soll nur die hypothetischen Propositionen zum Zweck der Darlegung einer Lehre darstellen.
Daher scheidet ein historischer Vorgang aus.
Die Vorlage für Arnim und Brentano:
Den Anfang bildete Wolfgang Schmeltzls \"Quodlibets\" (1544) - ein Querschnitt durch die beliebtesten Volkslieder des 16. Jahrhunderts.
Das darin enthaltene Tannhäuser-Lied wurde wiedergegeben bei H. Kornmann in \"Mons Veneris\" (1614) und schließlich bei dem am Anfang zitierten Johannes Praetorius.
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