Am Ende der Novelle "Fräulein Else" befindet sich die Monologfigur in einem dem Tode nahen Bewußtseinszustand. Auch in der letzten Etappe ihres Lebens muß Else erfahren, daß sie von der Gesellschaft nicht verstanden wird. Im Schlaf verschwindet allmählich ihr Bewußtsein, und sie hat ihre letzten Visionen. Je mehr sie aber der Realität entrückt, desto glücklicher wirkt sie. Ihr Todesschlaf wird nämlich von einem Chor, von einer Orgel und von harmonisch klingenden Liedern begleitet.
"Sie rufen von so weit! Was wollt ihr denn? Nicht wecken. Ich schlafe so gut.
Morgen früh. Ich fliege... fliege... fliege... schlafe und träume... und
fliege... nicht wecken... morgen früh... "EL..." Ich fliege... ich träume... ich
schlafe... ich träu... träu - ich flie..."
Natürlich kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, daß Else am Ende dieser Novelle stirbt. An dieser stelle ist die Erzählinstanz deutlich erkennbar, da der Rezipient der Monologfigur nicht ins Jenseits folgen kann.
Auch Stanzel beschäftigt sich in seiner "Theorie des Erzählens" mit diesem Bewußtseinszustand der Monologfigur und meint, "daß eine solche Darstellung des Todes notgedrungen zur Stereotypisierung führt". Der Erzähler ist natürlich sehr eingeschränkt und kann dem Protagonisten der Erzählung nicht bis ins Jenseits folgen. Er muß sich darauf beschränken die allmähliche Auflösung des Lebens im Bewußtseinsstrom wiederzugeben.
Der Erzählvorgang muß also frühzeitig abgebrochen werden, da eine endgültige Darstellung des Strebens im inneren Monolog unmöglich ist. Die Monologfigur kann ja nicht glaubwürdig sagen: "Ich bin tot."
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