Calling ist kein Abenteuerbuch, kein Märchenbuch und es ist auf keinen Fall ein Buch mit utopischen Inhalt. Es ist ein hochstehendes literarisches Werk von dem vorarlbergerischen Autor, Michael Köhlmeier, das ein wirkliches Ereignis beschreibt.
Das Buch handelt von einer früheren Hippie Frau, die eine scheinbare Ehe mit ihrem Mann, Harry führte. Bis Elisabeth Muhar, die Hauptfigur dieses Buches, erfuhr, daß ihr Mann Harry während der Ehe mit sieben Frauen ein Verhältnis hatte, wurden die Vorzeichen in dieser Ehe kurzzeitig umgedreht und plötzlich war Harry nicht mehr Lisches einziger Lebensinhalt und ihr Idol. Die beiden trennten sich. Es kam zu einer Scheidung. Nach dieser Scheidung gibt es noch immer ein gutes Verhältnis zwischen Lische und Harry. Die beiden sind noch immer gute Freunde. Eines Tages wie so oft besuchte Harry seine ehemalige Frau, Lische in der Penthouse, die sie von Harrys Vater bekommen hat. Nach diesem Besuch bekommt Elisabeth einen Anruf. Der Anruf ist von einem Fremden. Er behauptet, dass er ihren Mann bedrohe. Der Hund, der Peiniger, der Fremde fragt sie alles über ihr Leben.
Durch die vielen Fragen von dem Telefonterroristen erfährt der Leser entscheidendes über Lisches Leben und lernt somit die Hauptfigur diese Romans kennen und kann sie besser verstehen.
Letztendlich nach vielen Versuchen aus dem Mann herauszubekommen, was er will, versucht sie Hilfe zu holen. Sie schreibt auf einen Zettel ihren Namen und ihre Adresse und, dass sie per Telefon bedroht wird. Als sie sich mühsam so, dass es der Peiniger nicht bemerkt hinaus auf den Gang schleicht um jemanden den Zettel zu geben, trifft sie nur eine kroatische Putzfrau die kein Deutsch gekonnt hat. Also geht Lische in ihre Wohnung zurück. Plötzlich kommt die blonde Frau, die den Zettel von der Putzfrau bekommen hat in Elisabeths Wohnung. Sie muß mit dem Hund telefonieren. Nachdem die Frau, Frau Albrecht mit dem Täter lange telefoniert, wird es Elisabeth zu bunt. Sie wirft die hübsch gekleidete Frau aus ihrer Wohnung und unterhält sich nun in einem etwas anderem Ton, als zuvor, mit dem Mann, der eine Welt zerbrechen lassen kann. Als der Mann den differenzierten, ernsten Ton von Frau Muhar hört, läßt er Harry frei. Lische hat erreicht, was sie wollte und legte den Telefonhörer auf um mit diesem Mistkerl nicht mehr reden zu müssen.
Es klopft an der Tür. Harry steht vor ihrer Tür. Sie ist nicht mutig genug um ihren Ex - Mann ins Gesicht zu sehn nachdem was die beiden durchgemacht haben. Sie öffnet ihm die Tür nicht. Sie hört ihn weggehen und öffnet die Tür einen kleinen Spalt. Sie späht in den Gang hinein und kann beobachten wie Harry mit Frau Albrecht spricht. Auf einmal beginnt das Telefon erneut zu klingeln. Lische hat Angst, dass der Mann, dem sie einmal so nahe gestanden ist, der in einer Telefonzelle bedroht wurde sich angebrunzt hat und geschlagen wurde, von ihrer Nachbarin aus anruft.
Sie läuft aus der Wohnung bis in den 17. Wiener Gemeindebezirk und setzt sich auf eine Bank neben der U- Bahnstation Alser Straße. Sie schließt ihre Augen, nimmt nur mehr passiv an dem Geschehen rund um sie teil und nimmt nur mehr passiv an ihrem eigenen Leben teil. Nach all dem, was sie durchgemacht hat, hat sie Angst die Augen zu öffnen und der Wirklichkeit ins Gesicht zu sehen. Das Leben erscheint für sie nicht mehr sehr wichtig, denn dem Mann, den sie einmal geliebt hat kann sie nicht mehr ins Gesicht sehen und der Wirklichkeit leider auch nicht und beginnt sich von den Menschen zu isolieren.
Ich empfinde dieses Buch für außerordentlich spannend und interessant. Es ist ein Kriminalroman, aber erzählt auch gleichzeitig im Detail über das Leben einer Frau, Frau Muhar. Wie diese Frau mit dem Problem fertig wird, dass ihr Mann sterben könnte und was sie dagegen tut. Das Buch hat meiner Ansicht nach ein offenes Ende, das ich so wie in meiner Inhaltsangabe interpretiert habe.
Ein meiner Ansicht exzellentes Buch, das nicht durch Schießereien, Brutalitäten oder Gewalt Spannung vermittelt, sondern durch die Konversation zwischen Lische (Frau Muhar) und dem Mann der Harry als Geisel hält.
Charakterisierung: Frau Muhar (Elisabethn oder Lische = Kosename)
Elisabeth Muhar ist eine sehr mutige und intelligente Frau, die schnell die Ernsthaftigkeit einer gefährlichen Situation erkennt und Mittel dagegen findet. Sie ist eine isolierte Frau, die in einem Penthouse in Wien lebt und keinen Einzigen ihrer Nachbarn näher kennt, was die Situation, das ihr Mann von einem Fremden mit einer Waffe bedroht wird für sie umso schwieriger macht. Sie lebt isoliert wie viele Großstadtmenschen. Ihr bietet sich bei der Bekämpfung dieses Problems keine Hilfe von außen an und sie muß alleine damit fertig werden. Gegen Ende des Buches wird sie schwach und kann der Wirklichkeit nicht mehr ins Gesicht sehen und isoliert sich vollständig von der restlichen Welt. Das Geschehen rund um sie läuft wie auf einem band vor ihren Augen ab und sie ist nur Zuseherin, aber nicht Beteiligte.
Charakterisierung:
Ein Mann, der den Bezug zur Wirklichkeit verloren hat und die Welt nicht mehr versteht. Ihm ist in seinem Leben langweilig und er sucht Abwechslung, also nimmt er Harry, den Mann von Frau Muhar, als Geisel. So hat er zwei Personen über die er die völlige Kontrolle besitzt und am Schluß sogar drei. Einer davon, Lische kann er alles erzählen. Sie interessiert ihm und bringt Aufregung in sein Leben. Ihr kann er unterschwellig erzählen wie schrecklich er die Welt findet (Gegensatz Dritte Welt [Afrika] und Erste Welt [Europa]): Geschichte von Seite 76-83). Er ist kein gewaltsamer Mensch und hatte nie das Interesse jemanden etwas zu Leide zu tun. Das einzige, was er wollte, war, der Isolation im Großstadtdschungel auf seine Art und Weise zu entkommen.
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