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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Mario und der zauberer


1. Drama
2. Liebe

Leseprobe: 1. Seite bis Absatz

Inhalt:

Die Novelle "Mario und der Zauberer" spielt in Italien genauer gesagt in Torre di
Venere und handelt von einer vierköpfigen deutschen Familie, die im Italien der
20er Jahre ihren Sommerurlaub verbringt. Im ersten Teil der Novelle wird das Leben in Torre di Venere dargestellt. Thomas Mann berichtet vom Treiben am Strand und auch von den Unstimmigkeiten zwischen den Einheimischen und den Urlaubern. Nachdem die Hauptsaison vorbei ist bessert sich die Stimmung ein wenig. Die Familie macht in dem Café "Esquisito" Bekanntschaft mit dem Kellner Mario. Die Kinder werden durch Plakate auf die Vorstellung des Zauberkünstlers Cavaliere Cipolla aufmerksam.Weil die Kinder keine Ruhe geben entschließen sich die Eltern diesem Ereignis beizuwohnen. Ziemlich schnell wird ihnen klar, dass es sich nicht um eine Zaubervorstellung handelt. Der verkrüppelte Cipolla zeigt deutlich, dass man mit richtig angewendeter Rhetorik und gekonnter Hypnose die Psyche einzelner Zuhörer, sowie der ganzen Zuhörerschaft beeinflussen kann. Mit Hilfe dieser Mittel sowie einer Reitpeitsche, die er durch die Luft schnalzen läßt, zieht er die Hörerschaft in eine Art Bann und nutzt diesen, um einige imponierende und interessante Darbietungen aufzuführen. Dies allerdings immer auf Kosten von Teilen des Publikums. Während der Pause überlegt die Familie zu gehen, zumal es schon sehr spät ist und die Kinder müde sind. Da die Kinder aber nicht vorzeitig die Vorstellung verlassen wollen, entschließt man sich noch zu bleiben. Nach der Pause legt Cipolla erst richtig los. Immer wieder macht er Scherze auf Kosten einzelner Besucher, die er vor allen Zuschauern bloßstellt. Er hat eigentlich leichtes Spiel mit der Zuhlörerschaft, was die psychische Beeinflussung angeht. Allerdings stößt er bei einem Herrn, der sich nicht beeinflussen lassen will auf vehementen Widerstand. Es kostet Cipolla einige Bemühungen diesen zu brechen. Zuletzt wird Mario der Kellner auf die Bühne gebeten. Durch geschickte Kombination von Hypnose, Einredungskünsten und der Reitpeitsche entlockt Cipolla dem jungen Mann die intimsten Wünsche, die er vor der gesamten Zuhörerschaft preisgibt. Der Zauberer gaukelt Mario vor, er sei das Mädchen Silvestra, wegen dem Mario Liebeskummer hat, und treibt ihn sogar soweit, dass dieser ihn küßt. Unter schallendem Gelächter verläßt Mario gedemütigt die Bühne. Getrieben von Pein zieht er eine Waffe und erschießt Cipolla. Erleichtert verläßt die Familie fluchtartig den Schauplatz des Geschehens.



Enstehungsgeschichte:

Die Handlung von "Mario und der Zauberer" hat sich in ähnlicher Form wirklich zugetragen. Sie basiert auf dem Italienurlaub der vierköpfigen Familie Mann. Diese Badeferien wurden vom 31. August bis zum 13 September 1926 in Forte dei Marmi, was dem Torre di Vener der Novelle entspricht, verlebt. Thomas Mann beschreibt den Urlaub in persönlichen Briefen in Hinsicht auf das Wetter und Strandleben als gelungen, außerdem hatten die Kinder einen Riesenspaß. Allerdings hat es an kleinen Widerwärtigkeiten nicht gefehlt, die mit dem unerfreulichen überspannten und fremdenfeindlichen nationalen Gemütszustand zusammenhingen. Thomas Mann hat den aggressiven und arroganten Nationalismus und die faschistischen Machenschaften Einiger am eigenen Leib zu spüren bekommen.
Den Zauberkünstler, der allerdings nicht Cipolla hieß, hat es wirklich gegeben und Thomas Manns Familie hat ihn reell miterlebt. Aber in der Realität hat der Künstler überlebt. Mann wurde erst durch seine Tochter darauf aufmerksam gemacht, dass die Geschichte viel spannender wäre, wenn Mario den Zauberer umbringen würde.



Charakteristik:

Cipolla zeichnet sich durch strenge Ernsthaftigkeit aus. Er lehnt alles Humoristische ab. Er hat sich eigentlich unter falscher Voraussetzung eingeführt. Als Zauberer und Taschenspieler kündigt er sich an aber eigentlich ist er ein Hypnotiseur, der Spannungen im Saal sucht und diese für seine Zwecke ausnützt. Er spielt die Zuschauer gegeneinander aus ohne Rücksicht auf ihre geheimsten Gefühle. Sein Spott gegen Einzelpersonen wird vom Publikum als Spaß angesehen und es glaubt, dass dergleichen dazugehöre. Cipolla geht noch einen Schritt weiter, als es seine Theorie fordern würde. Er demonstriert nicht nur das Wesen der Macht, sonder auch deren Mißbrauch. Seine boshafte Feindseligkeit läßt ihn vor nichts haltmachen, er dringt frech in die innersten Regungen, in die sorgsam gehüteten schmerzlichen Geheimnisse seiner Opfer ein, um in hämischer Freude mit ihnen zu spielen, sie zu verwirren. Cipolla zerrt in höhnischer Weise das tiefste Erlebnis Marios, seine hoffnungslose Liebe zu Silvestra, aus ihm hervor, er zwingt ihn, in ihm selbst, dem häßlichen Krüppel, Silvestra zu küssen. Somit gibt er ihn dem Hohn und dem Gelächter des Publikums preis. Er beleidigt seine tiefsten Gefühle und seine Menschenwürde. Durch diese Handlung hat er Marios kopflose Tat, ihn zu erschießen, selbst zu verantworten.

Mario ist der Kellner, der die Familie im Café "Esquisito" einige Male bedient. Er ist ein Mensch, der seine Gefühle nicht gerne öffentlich zugibt. Die Familie dürfte ihm sympathisch sein, denn er lächelt die Kinder im Café einige Male an, was sonst nicht seine Art ist. Auch sie mögen ihn sehr. Besonders die Kinder haben den Kellner in ihr Herz geschlossen. Mario ist ein Mensch, der seine Gefühle nicht zeigen kann. Deshalb schämt er sich bei der Zaubervorstellung als Cipolla seine innersten Wünsche und Sehnsüchte für das gesamte Publikum freilegt so sehr, dass er sogar in der Lage ist seinen Peiniger zu töten. Das ist eine unerwartete Wendung, denn man hätte so eine Tat nie von ihm erwartet.

Charakterisierung des Publikums der Zaubervorstellung:
Das Publikum besteht größtenteils aus den Bewohnern Torres, einige Gäste von außerhalb sind auch dabei. Die einfachen Besucher befinden sich auf Stehplätzen, während sich die gehobene Gesellschaft auf Stühlen niedergelassen hat. Das Publikum hat viele Gesichter, von den drei wohl am auffälligsten sind: zum einen ein Herr aus Rom, der den Widerstand verkörpert. Er stellt sich gegen die willensraubende Rhetorik Cipollas, muß aber dann klein beigeben.
Zum anderen gibt es den Jüngling, der sich immer wieder anbietet, das Versuchsobjekt für Cipolla zu spielen und alles mit sich machen läßt. Er verkörpert ganz eindeutig die breite Masse der Mitläufer.
Das dritte Gesicht ist das des Mario. Er tötet Cipolla, den Peiniger. Er ist zu denen zu zählen, die erst nach der Erkenntnis zum aktiven Widerstandskämpfer werden.



Thematik:

Thomas Mann will mit dieser Novelle aufzeigen, wie ein machtbesessener, diktatorischer Mensch zum Ziel kommen kann, indem er auf Kosten Einzelner die Masse, oder besser die Mitläufer, amüsiert und die machtinstrumente eines Diktators einsetzt: Rhetorik, um die Masse zu begeistern, Massenhypnose, um die Psyche der Einzelnen zu beeinflussen und Brutalität, um sich Respekt zu verschaffen. Das Element der Brutalität ist bei Cipolla seine Reitpeitsche, die er immer wieder bedrohlich durch die Luft zischen läßt. Er redet den Leuten mit wortverdreherischen Mehoden ein, es würde ein Wohlgefühl eintreten, wenn sie willenlos seien.
Thomas Mann will aber noch etwas anderes aufzeigen. Er erzählt, dass die Familie während der Pause darüber nachgedacht hat, die Vorstellung zu verlassen, sicher auch wegen der Kinder, aber höchst wahrscheinlich wegen der Art mit der Cipolla mit den Menschen umsprang. Und nach der Pause, so berichtet er weiter, legt Cipolla erst richtig los. Die Familie hätte etwas bewirken können, wenn sie gegangen wäre. Vielleicht wäre ihrem Beispiel jemand gefolgt und dann hätte es nicht zu dieser Tragödie kommen müssen. Aber sie waren genauso wie die anderen einerseits fasziniert von den Fähigkeiten des Zauberers und andererseits waren sie wie gefesselt von seiner Beeinflussung.

 
 

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