Das Werk ist in drei Akte gegliedert. Dürrenmatt bedient sich der Bauelemente des aristotelischen Dramas. Im ersten Akt werden Schauplatz und Ort des Geschehens vorgestellt und es wird eine Ahnung auf das kommende Unheil vorausgedeutet. Im zweiten Akt spitzt sich die Lage zu, die Güllener stürzen sich in Schulden und Ill hat eine Vorahnung auf das ihm erwartende Schicksal. Im dritten Akt erfolgt der Höhepunkt: der Mord an Ill. Zusätzlich fügt Dürrenmatt einige Formen des epischen Theaters hinzu: Bäume werden von Schauspielern dargestellt etc.
Trotz der Tatsache, dass sich Dürrenmatt der gleichen Formenlehre wie Bert Brecht bedient, unterscheidet er sich dadurch, dass es in Anbetracht der heutigen Moral der Menschheit nicht möglich ist, die Gesellschaft zu ändern. Es wird von Idealen gesprochen, doch die Gier und die Aussicht auf bessere Zeiten lassen Moral und Werte vergessen. Der Mord passiert. Dies kommt vor allem dadurch heraus, dass bereits im ersten Akt Anzeichen zu erkennen sind. Der zweite Akt, hauptsächlicher Schauplatz ist der Laden von Ill, nimmt eine Sonderstellung ein. Zachanassian, in diesem Akt ohne besondere Bedeutung, kommt immer wieder zu Wort und ist so stets zugegen. Während die Bürger ihren Geschäften nachgehen, wartet sie immerzu, auf ihrem Balkon sitzend, und frühstückt mit ihrem neuen Gemahl. So gerät sie während des gesamten Aktes nie in Vergessenheit.
Jeder Akt hat eine Hauptfigur: im ersten Akt ist Claire Zachanassian die Hauptperson, sie steht für die rachsüchtige Medea. Der zweite Akt ist Ill gewidmet, der den weltlichen Bürger und im dritten Akt steht das Mordkollektiv für die Politik.
Synchron verläuft auch das Verhalten der Bürger gegenüber Ill mit dem moralischen Verfall und dem sittlichen Untergang. Zuerst ist Ill noch der beliebteste Bürger der Stadt, wird als Nachfolger des Bürgermeisters hoch geschätzt, dann kommen erste Tadel auf. Plötzlich ist er nicht mehr für den Posten des Bürgermeisters geeignet. Dann gegen Ende des Stückes wird er Als Schwein bezeichnet.
Der Schlusschor erzählt ganz am Ende des Stückes über den neuen Reichtum. Dass die Wohltäterin nun wieder abgereist sei und nun sich alles zum Guten gewandt hat. Ill wird in dieser Szene kein einziges Mal erwähnt.
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