Stilfiguren, auch: rhetorische Figuren, Redefiguren: Stilmittel zur Verdeutlichung, Veranschaulichung, Ausschmückung einer sprachlichen Aussage.
Man unterscheidet Wortfiguren, Gedanken- oder Sinnfiguren, grammatische Figuren, Klangfiguren. Allen gemeinsam ist, dass sie um der Wirksamkeit willen gegen Regeln verstoßen.
Wortfiguren (Tropen): weichen vom unmittelbaren Wortsinn ab.
Gedanken- oder Sinnfiguren: weichen vom zu erwartenden Sinn bzw. von der zu erwartenden Gliederung eines komplexen Gedankens ab.
Grammatische Figuren: verstoßen gegen grammatikalische Regeln
Klangfiguren: spielen mit Reim oder Alliteration, um einen Gedanken etwa in einem Prosatext herauszuheben.
Antithese: Gegenüberstellung zweier Begriffe, Satzteile oder Sätze, die in einem Gegensatz zueinander stehen
Beispiel:
\"Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
Wo itzund Städte stehn, wird eine Wiese sein ...\"
(Gryphius)
Ausrufe: Aneinanderreihung von Ausrufen zur Intensivierung des Ausdrucks
Beispiel:
\"Ach! und weh!
Mord! Zetter! Jammer! Angst! Creutz! Marter! Würme! Plagen.
Pech! Folter! Hencker! Flamm! Stanck! Geister! Kälte! Zagen!
Ach vergeh!\"
(Gryphius)
Euphemismus: Ersetzen eines Ausdrucks durch eine beschönigende Formulierung
Beispiele:
\"vergehen\", \"dahinscheiden\" statt \"sterben\"
Hyperbel: Übertreibung
Beispiele:
wie Sand im Meer, im Schneckentempo
Ironie: Aussage, die das Gegenteil des eigentlichen Wortlautes meint
Beispiel:
Du bist mir ein schöner Freund!
Klimax: Aneinanderreihung von Gedanken, deren Bedeutung zum Ende des Textabschnitts hin zunimmt (Gegenteil: Antiklimax).
Beispiel:
\"Ich kam, sah, siegte.\"
Litotes: Hervorhebung einer Aussage durch die Verneinung ihres Gegenteils.
Beispiel:
Sie war von nicht unbeträchtlicher Schönheit!
Metapher: mehrteilige Stilfigur, die eine neue, übertragene Bedeutung annimmt. Die meisten Metaphern sind sogenannte unbewußte, verblasste Metaphern.
Beispiele:
brennendes Geheimnis, Redefluss, Fuß des Berges
Metonymie: Ersetzung eines Wortes durch ein anderes, das in irgendeiner Beziehung dazu steht.
Beispiele:
Statt \"Das Haubenlokal bietet ausgezeichnetes Essen\" heißt es:
\"Das Restaurant hat eine ausgezeichnete Küche.\"
Oxymoron: Verbindung zweier sich nach dem Wortsinn widersprechender Begriffe
Beispiel:schwarze Milch
Paradoxon: Aussage, die im Widerspruch zum gesunden Menschenverstand zu stehen scheint.
Beispiel:
Kämpfen für den Frieden
Personifikation: Personifizierung abstrakter Begriffe
Beispiel:
\"Der schnelle Tag ist hin / die Nacht schwingt ihre Fahn /\"
(Gryphius)
Rhetorische Frage: Frage, die keine Antwort verlangt, sondern zum Nachdenken anregen soll.
Beispiel:
Glaubst du wirklich, dass er freiwillig zurücktritt?
Vergleich: bedient sich einer gemeinsamen Eigenschaft zweier Begriffe, um einen davon mit Hilfe des anderen anschaulicher darzustellen.
Beispiel:
\"Was sind wir Menschen doch! ein Wohnhaus grimmer Schmerzen?
Ein Ball des falschen Glücks / ein Irrlicht dieser Zeit /
(Gryphius)
Die bekanntesten Gestaltungsmittel sind das Symbol und die mit ihm verwandte Chiffre ... Symbol (griechisch symbolon: Wahrzeichen, Merkmal):
ein sinnlich wahrnehmbarer Gegenstand oder Vorgang, der für etwas anderes, mit den Sinnen nicht Wahrnehmbares steht.
Beispiele:
Taube - Symbol für den Frieden
Herbst, fallende Blätter - Symbol für das Sterben
Bisweilen können auch Personen zum Symbol werden, z. B. Mutter Teresa, ein Symbol für die Nächstenliebe.
Chiffre (französisch: Ziffer, Zahlzeichen):
eine Stilfigur, die, einer Geheimschrift ähnlich, erst aus dem Kontext, oft aus dem Gesamtwerk eines Autors erschlossen werden muss.
Die Chiffre wurde von Gottfried Benn theoretisch begründet und findet v. a. in der modernen Lyrik Anwendung.
Kurze Vertiefung:
Übungen zu Reim, Versmaß, Stilfiguren
Antithese
griech.: Gegensatz
In der rhetorischen Figur der Antithese wird ein semantischer Gegensatz scharf herausgearbeitet, häufig in Form der Wortfiguren Parallelismus Chiasmus oder Hyperbaton Meist können die Begriffe, Urteile oder Aussagen der Einzelwörter unter einem (nicht genannten) Oberbegriff zusammengefasst werden: \"Gut und Böse, Tugend und Laster\" oder \"In Ruhezeiten bist du aufrührerisch, im Aufruhr ruhig; in einer eiskalten Situation bist du hitzig, in einer glühendheißen eiskalt\" (Cicero). Die Darstellung der menschlichen Zerrissenheit, des Widerspruchs, die in diesem Cicero-Zitat hervortritt, ist auch im weiteren Verlauf der Rhetorikgeschichte ein zentrales Verwendungsgebiete der Antithese. Vor allem aus der Barocklyrik Gryphius' ist sie nicht wegzudenken:
\"Du sihst/ wohin du sihst nur Eitelkeit auf erden.
Was dieser heute bawt/ reist jener morgen ein:
Wo itzund städte stehn/ wird eine wiesen sein
Auff der ein schäffers kind wird spilen mitt den heerden.\" (S. 268f.)
Andreas Gryphius: Es ist alles eitel, in: Das Zeitalter des Barock, hg. v. Albrecht Schöne, München 1988.
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