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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Narziß und goldmund


1. Drama
2. Liebe

2.1. Entstehungsgeschichte: / Narziß und Goldmund entstand in einer depressiven Periode in Hesses Leben, in der ihn starke Zweifel am Künstlertum plagten. Er versuchte seiner Existenz einen neuen Sinn zu geben.

Hesse begann mit der Niederschrift der Erzählung im Frühjahr 1927. Teile wurden im Verenahof in Baden und in Zürich geschrieben, der Hauptteil in Montagnola. Es gab zunächst drei Varianten für den Titel: Narziß oder der Weg zur Mutter, Das Lob der Sünde und Narziß und Goldmund mit dem Untertitel Geschichte einer Freundschaft, wofür sich Hesse schließlich entschied. Dieser Untertitel wurde für den Vorabdruck in der Zeitschrift: Die neue Rundschau verwendet, entfiel jedoch 1930 in der Erstausgabe. Hesse griff mit dieser Erzählung das Problem der Polarität, das Künstlerproblem und das Mutterproblem auf, wie schon in seinen früheren Werken. 1928 schrieb er in dem Aufsatz: Eine Arbeitsnacht über seine Arbeit an diesem Buch.[4] Darin heißt es: "Eine neue Dichtung beginnt für mich in dem Augenblick zu entstehen, wo eine Figur mir sichtbar wird, welche für eine Weile Symbol und Träger meines Erlebens, meiner Gedanken, meiner Probleme werden kann. Die Erscheinung dieser mythischen Person (Peter Camenzind, Knulp, Demian, Siddhartha, Harry Haller usw.) ist der schöpferische Augenblick, aus dem alles entsteht. Beinahe alle Prosadichtungen, die ich geschrieben habe, sind Seelenbiographien, in allen handelt es sich nicht um Geschichten, Verwicklungen und Spannungen, sondern sie sind im Grunde Monologe, in denen eine einzige Person, eben jene mythische Figur, in ihren Beziehungen zur Welt und zum eigenen Ich betrachtet wird."[5]





2.2. Inhalt:

Der junge Goldmund wird von seinem Vater in die Klosterschule Mariabronn gebracht. Goldmund lebt sich schnell ein und ist ein eifriger Schüler. Er fühlt sich besonders zu dem Novizen (="Mönch oder Nonne während der Probezeit vor der Aufnahme in einen geistlichen Orden"[6]) Narziß hingezogen.

Eines Abends überreden einige Mitschüler Goldmund mit "ins Dorf" zu gehen. Dort treffen sie sich heimlich mit zwei Mädchen. Zum Abschied gibt ihm eines der Mädchen einen Kuss und Goldmund kommt ganz verstört von dem Ausflug zurück. Narziß bemerkt die Unruhe in dem Jungen, wofür sich Goldmund schämt.

Einige Zeit später kommt es zu wichtigen Gesprächen zwischen Narziß und Goldmund, die inzwischen Freunde geworden sind. Der Novize erklärt, dass die beiden von Grund auf verschieden sind, sich aber ergänzen: " . unsere Freundschaft hat überhaupt kein anderes Ziel und keinen anderen Sinn, als dir zu zeigen, wie vollkommen ungleich du mir bist!"[7], "Unser Ziel ist nicht, ineinander überzugehen, sondern einander zu erkennen und einer im andern das sehen und ehren zu lernen, was er ist: des andern Gegenstück und Ergänzung."[8]. Es kommt auch zur Sprache, dass Goldmund, der ohne Mutter und Geschwister aufgewachsen ist, seine Kindheit vergessen hat. Narziß ruft das Bild der Mutter in die Gedanken des Jungen zurück. Zuerst macht ihm diese Tatsache sehr zu schaffen, jedoch schlussendlich findet er dadurch zu sich selbst.

Eines Tages schickt Pater Anselm Goldmund um ein Bündel Johanniskraut zu sammeln. Er reitet mit seinem Pferd Bleß, das Goldmunds Vater dem Kloster geschenkt hat, als Gabe für die Aufnahme des Jungen. Als er das Johanniskraut beisammen hat, setzt sich Goldmund in die Sonne, wo er einschläft. Er wacht in den Armen einer Frau auf, die Liese heißt, wie sich später herausstellt. Das Erlebnis endet mit einem Kuss und sie verabreden sich für eine Liebesnacht.

Goldmund verlässt noch am selben Tag das Kloster und beginnt seine Wanderschaft. In den nächsten zwei Jahren wandert er ziellos umher, trifft noch viele Frauen, aber keine, mit der er den Rest seines Lebens verbringen kann.

Goldmunds erste Wanderschaft endet, als er von einem reichen Ritter aufgenommen wird. Eine seiner zwei Töchter verliebt sich in ihn. Die jüngere Tochter kommt dahinter und verrät die Beziehung zwischen Goldmund und ihrer Schwester. Er wird vertrieben und macht sich somit erneut auf Wanderschaft.

Nachdem wieder viele Jahre des ziellosen Wanderns von Dorf zu Dorf und Frau zu Frau vergangen sind, entdeckt er eine aus Holz geschnitzte Mutter Gottes, die ihn so sehr beeindruckt, dass er sich auf die Suche nach dem Schnitzer macht. Nach langem Suchen erreicht er die Bischofsstadt, wo er den Meister Niklaus aufsucht. Dieser lehrt Goldmund das Handwerk des Bildhauers. Während dieser Zeit fertigt Goldmund eine Statue des Jüngers Johannes, die ihm das höchste Lob des Meisters einbringt. Im Kopf des Werkes verewigt er seinen Freund Narziß. Als Niklaus nach vier Jahren bereit ist, Goldmund das Meisterzeugnis auszustellen, lehnt dieser jedoch ab und zieht weiter.

Gemeinsam mit dem neuen Weggefährten Robert begegnet er immer wieder der Pest. In einer Totenstadt findet Goldmund ein hübsches, noch gesundes Mädchen namens Lene, und zu dritt bauen sie eine Hütte im Wald, weit weg von allem Sterben. Als Lene, die inzwischen seine

Geliebte geworden ist, an der Pest stirbt, beginnt er erneut allein herumzuziehen.

Goldmund kehrt in die Bischofsstadt zurück, stellt aber fest, dass sein ehemaliger Meister bereits gestorben ist. Er verliebt sich in Agnes, die Frau des Statthalters, und sie verbringen eine Nacht miteinander. Erwischt von ihrem Ehemann, wird Goldmund zum Tode verurteilt, aber in letzter Minute begnadigt. Sein Retter trägt die Ordenstracht des Klosters Mariabronn, und Goldmund erkennt seinen alten Freund Narziß, der inzwischen Abt geworden ist und nun Johannes heißt. Gemeinsam kehren sie zurück in das Kloster Mariabronn, wo sich Goldmund eine Werkstatt einrichtet und Schmuckverkleidungen für das Kloster und eine Marienfigur herstellt.

Nach einiger Zeit beschließt er, sich erneut auf Wanderschaft zu begeben. Er findet die schöne Agnes wieder, sie aber weist ihn zurück. Dann fällt er vom Pferd und leidet seitdem an Schmerzen. Bereits nach kurzer Zeit kehrt Goldmund zurück, alt, müde und krank, aber mit einer neu gewonnen inneren Zufriedenheit und Ausgeglichenheit. Narziß sitzt am Bett des Kranken, die Gespräche der beiden drehen sich immer wieder um das Bild seiner Mutter. Bevor Goldmund schließlich stirbt sagt er zu Narziß noch die Worte: "Ohne Mutter kann man nicht lieben. Ohne Mutter kann man nicht sterben."[9]





2.3. Charakteristik der Hauptfiguren:

Narziß:

Narziß ist ein Novize des Klosters Mariabronn, der aufgrund seiner geistigen Leistungen den anderen überlegen ist. Alle sind bezaubert von: "dem Wunderknaben, dem schönen Jüngling mit dem eleganten Griechisch, mit dem ritterlich tadellosen Benehmen, mit dem stillen, eindringlichen Denkerblick und den schmalen, schön und streng gezeichneten Lippen."[10]. Des Weiteren besitzt er die Eigenschaft Art und Bestimmung eines Menschen zu fühlen. Er ist sich der Unterschiede zwischen ihm und Goldmund bewusst, was er zum Beispiel mit dem Satz: "Du bist Künstler, ich bin Denker. Du schläfst an der Brust der Mutter, ich wache in der Wüste. Mir scheint die Sonne, dir scheinen Mond und Sterne, deine Träume sind von Mädchen, meine von Knaben."[11] unterstreicht. Er glaubt, dass er zum Klosterleben bestimmt ist, dass er sein Leben als Priester, Subprior oder sogar als Abt verbringen wird, weil ihm diese Ämter auferlegt werden würden. Diese Vorahnung des jungen Narziß bestätigt sich am Ende des Buches, wo der Leser Narziß in der Rolle des Ordensführers des Klosters wieder findet. Narziss stellt den denkenden Part, den Geistmenschen in Hesses Buch dar, im Gegensatz zu Goldmund, welcher den Sinnesmenschen darstellt.



Goldmund:

Goldmund ist ein Einzelkind, das ohne Mutter aufgewachsen ist und die verblasste, fast vergessene Erinnerung an diese erst durch seine Freundschaft zu Narziß wiedergewinnt. Ganz im Gegensatz zu Narziß, der ein asketisches Auftreten hat, fällt Goldmund durch seine blonde Haarpracht auf und schaut gut genährt aus. In der Freundschaft, die sich zwischen den beiden entwickeln wird, nimmt Goldmund den emotionellen Teil ein, ohne dabei stumpfsinnig oder dumm zu wirken. Obwohl auf den ersten Blick nur Gegensätze zwischen den beiden zu bestehen scheinen, verbindet sie eine gemeinsame Eigenschaft: ihre Vornehmheit. \"Er, der in seiner Vornehmheit Vereinsamte, hatte alsbald in Goldmund den Verwandten gewittert, obwohl er in allem sein Gegenspiel zu sein schien. Wie Narziß dunkel und hager, so war Goldmund leuchtend und blühend. Wie Narziss ein Denker und Zergliederer, so schien Goldmund ein Träumer und eine kindliche Seele zu sein. Aber die Gegensätze überspannte ein Gemeinsames: Beide waren sie vornehme Menschen, beide waren sie durch sichtbare Gaben und Zeichen vor den andern ausgezeichnet, und beide hatten sie vom Schicksal eine besondere Mahnung mitbekommen.\"[12] Goldmund glaubt bei seinem Eintritt ins Kloster, dass er für immer ein Diener Gottes bleiben wird, da sein Vater dies für ihn vorbestimmt hat. Narziß öffnet ihm jedoch die Augen und zeigt ihm, dass er ein Sinnesmensch ist, und keineswegs dazu bestimmt ein frommes Klosterleben zu führen. Auf seinen Wanderungen ist Goldmund ständig auf der Suche nach dem Bild der Ur-Mutter, daher auch die unzähligen, gesuchten Begegnungen mit den Frauen.





2.4. Interpretation:

Hermann Hesse weist in seinen Werken immer wieder auf die Problematik der Polarität des Lebens hin. Er selbst sieht seine Werke als "Seelenbiographien. In "Narziß und Goldmund" findet man zahlreiche Gemeinsamkeiten zu Hesses Leben: Als Sohn eines Missionars soll er eine theologische Laufbahn einschlagen und tritt deshalb in das Kloster Maulbronn ein, von wo er aber nach wenigen Monaten die Flucht ergreift. Hier beginnt Hesses "Wanderung" in seinem Leben, er geht von Schule zu Schule und von Buchhandlung zu Buchhandlung. Auch Goldmund wird von seinem Vater in das Kloster Mariabronn geschickt, verlässt es und begibt sich auf Wanderschaft.

Hesse analysiert in dieser Erzählung die Entwicklung eines jungen Knaben, dem seit der frühesten Kindheit das Leitbild der Mutter fehlt. Durch seine Gespräche mit Narziß und seine Erfahrungen mit den Frauen entsteht ein Idealbild, die Urmutter. "Das Bild der Urmutter ist für Goldmund gottähnlich, es steht hinter den Erscheinungsformen des Lebens, es ruft, lockt und führt Goldmund und es gibt ihm den Frieden, den er sucht."[13]

Die Geschichte spielt zwar im Mittelalter, scheint jedoch eher zeitlos zu sein. In einer Szene spielt Hesse schon auf die bevorstehende Judenvernichtung an: "Sie klagte um ihren Vater, der war samt vierzehn anderen Juden auf Befehl der Obrigkeit zu Asche verbrannt worden."[14]

Mehr als die Hälfte des Romans widmet sich Goldmund. Im Rest ist Narziß zwar gegenwärtig, aber sein Reden und Denken geschieht nur im Hinblick auf den Freund. Narziß ist zunächst der Führer und wird am Ende selbst zum Geführten.





2.5. Stil und Sprache:

Die Thematik der Erzählung beeinflusst in hohem Maße die Ausdrucksweise und Struktur von "Narziß und Goldmund". Hesse benutzt einen Zweischlag-Rhythmus zur Darstellung der Polarität, welcher sich durch den ganzen Roman zieht. In ihm vermischen sich zwei Sätze. Der erste ist wiederum in zwei Teile aufgespaltet und rahmt den zweiten ein. Nimmt man den Eröffnungssatz als Beispiel, so erkennt man, dass dieser in spezieller Weise gegliedert ist: "Vor dem vom Doppelsäulchen getragenen Rundbogen des Klostereingangs von Mariabronn, dicht am Wege, stand ein Kastanienbaum, ein vereinzelter Sohn des Südens, von einem Rompilger vor Zeiten Mitgebracht."[15]. Dieser Abschnitt ist der erste Teil des ersten Satzes, er lokalisiert den Ort des Geschehens, weiters führt er den Hintergrund des Geschehens an. ". eine Edelkastanie mit starkem Stamm; zärtlich hing ihre runde Krone über den Weg, atmete breitbrüstig im Winde, ."[16]: diesen Teil kann man als eine Art Satz im Satz bezeichnen, er stellt die Persönlichkeit, so wie das rein Äußerliche dar. Der zweite Teil des ersten Satzes ". ließ im Frühling, wenn alles ringsum schon grün war und selbst die Klosterbäume schon ihr rötliches Junglaub trugen, noch lange auf ihre Blätter warten, trieb dann um die Zeit der kürzesten Nächte aus den Blattbüscheln die matten, weißgrünen Strahlen ihrer fremdartigen Blüten empor, die so mahnend und beklemmend herbkräftig rochen und ließ im Oktober, wenn Obst und Wein schon geerntet war, aus der gilbenden Krone im Herbstwind die stacheligen Früchte fallen, die nicht in jedem Jahr reif wurden, um welche sich die Klosterschüler balgten und die der aus dem Welschland stammende Subprior Gregor in seiner Stube im Kaminfeuer briet.\"[17] verdeutlicht noch einmal die Besonderheit, so wie die Aktion/das Wesen des Objektes und die Reaktion der Umwelt auf das angeführte Objekt. Dieser Rhythmus tritt zu häufig auf um als Zufall abgehandelt zu werden. Wie eingangs erwähnt, verdeutlicht Hesse insbesondere durch diesen Satzbau die Gegensätzlichkeiten in dem Werk. Mit den Gegensätzlichkeiten von Stamm und Krone, von Frühling und Herbst, so wie Klosterbuben und Subprior ist schon von der ersten Passage an die Bandbreite des Werkes dargestellt. Die Tatsache, dass Hesses "Bandwurmsätze\" nicht in ein völliges Chaos ausarten, liegt an der von Hesse perfekt beherrschten Kunst seine Gedanken in ihrer Einfachheit darzustellen und dennoch die Komplexität der Situation zu vermitteln. Im Roman gibt es einige Schlüsselsituationen, diese Schlüsselsituationen treten immer wieder doppelt auf. Goldmund erfährt zweimal eine große Freundschaft mit Narziß, tötet zweimal aus Notwehr, ferner schafft er es zweimal in der Kunst aufzugehen und wird letztendlich zweimal wegen seinen Affären beinahe getötet. Diese Tatsache ist ein deutliches Indiz für die Ausgeglichenheit des Werkes, das sehr abgerundet wirkt.[18]

 
 

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