Arthur Schnitzler ist der Sohn eines Professors für Medizin. Selber wurde er ebenfalls Arzt. Er ist eine angesehene Persönlichkeit des Jung-Wiener Dichterkreises. Der Dichter ist in seinen Werken an seine Heimatstadt gebunden, wie kein anderer. Seine Figuren kommen aus der Gehobenen Gesellschaft. Er beschreibt die Beziehungen zischen großbürgerlichen Männern und den Möchte-gern-Damen oder den naiven \"Wiener Mädl\". Schnitzlers Bühnenwerke sind sehr gefühlsbetont. Die Gefühle und Gedanken der einzelnen Figuren werden dem Zuschauer nicht als selbstverständlich präsentiert. Der Zuschauer soll zum Mitdenken angeregt werden. Schnitzler setzt somit eine bestimmte Reife des Zuschauers voraus.
Auch bei Schnitzler ist die Welt eine Bühne, doch zusätzlich befaßt er sich mit der Psyche des Menschen. Als Arzt stellt er die selben Überlegungen wie Freud an. Er ist von der Existenz des Unterbewußtseins und dessen Einflüsse auf den Menschen überzeugt. Da Freud Schnitzlers Denkweise entdeckt, treten beide öfters in Kontakt.
Schnitzler befaßt sich in seiner Thematik mit der Sexualität und der Todesfurcht. Der Tod ist etwas furchtbares und die einzige Wahrheit des Lebens. Die Furcht vor dem Tod hindert die Figuren am Leben. Leidenschaft und Liebe können nie in Einklang gebracht werden.
Schnitzler führt als einer der Ersten den \"inneren Monolog\" ein, der das Unterbewußtsein des Helden zum Ausdruck bringen soll. In \"Leutnant Gustl\" läßt Schnitzler die Figur über sein Leben im Rahmen eines \"inneren Monologs nachgrübeln:
Wie lange wird denn das noch dauern? Ich muß auf die Uhr schauen... schickt sich wahrscheinlich nicht in einem so ernsten Konzert. Aber wer sieht\'s denn? Wenn\'s einer sieht, so paßt er gerade so wenig auf, wie ich, und vor dem brauch\' ich mich nicht zu genieren... Erst Viertel auf zehn?... Mir kommt vor, ich sitz\' schon drei Stunden in dem Konzert. Ich bin\'s halt nicht gewohnt... Was ist es denn eingentlich? Ich muß das Programm anschauen... Ja, richtig: Oratorium? Ich hab gemeint: Messe.
Solche Sachen gehören doch nur in die Kirche. Die Kirche hat auch das Gute, daß man jeden Augenblick fortgehen kann. - Wenn ich wenigstens einen Ecksitz hätt\'! - Also Geduld! Geduld.
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