Mit der Ideenlehre Platons stimmte er insofern nicht überein, als er behauptete, das, was Platon als "Idee" einer Lebensform bezeichnet habe, sei nur die Vorstellung, die sich der Mensch mache, nachdem er eine bestimmte Anzahl an Vertretern dieser Lebensform gesehen habe. In dieser Beziehung kann er der exakte Gegensatz zu Platon genannt werden: Platon behauptete, es gebe nichts in der Natur, was nicht zuerst in der Ideenwelt existiert habe. Aristoteles hingegen war der Auffassung, nichts könne im Bewußtsein der Menschen, in ihrer ganz privaten Ideenwelt, existieren, was nicht vorher vom Menschen durch die Sinne wahrgenommen, empirisch erfahren worden sei. Er gab aber durchaus zu, daß der Mensch etwas Angeborenes hatte: seine Vernunft selbst. "Aber unsere Vernunft ist ganz ,leer', solange wir nichts empfinden. Ein Mensch hat also keine ange-borenen ,Ideen'."
Demzufolge kann Aristoteles als Empiriker (Vertreter der Auffassung, alle Erkenntnis des Menschen beruhe auf dem, was er erfahren habe), Platon hingegen als Rationalist (wahre Erkenntnis ist die, zu der der Mensch durch bloße Vernunftanwendung gelangt) bezeichnet werden.
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