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I. Der 1881 in Wien geborene Autor Stefan Zweig schildert in seiner 1910 entstandenen Novelle "Angst" die Geschichte der Ehebrecherin Irene Wagner und ihres Ehepartners Fritz. Trotz der Zuneigung zu ihrem Mann unterhält sie eine außereheliche Beziehung zu einem Künstler. Fritz will dem nicht tatenlos zusehen, er inszeniert eine Erpressung, die ich in der Analyse als "Vergeltungsaktion" bezeichnen werde. Durch diese wohlüberlegten Intrigen versucht er mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, seine Frau zurückzugewinnen. Das Werk schildert in eindringlicher Weise die verschiedensten Angstzustände Irenes und hat somit einen psychologischen Tiefgang, der für die Entstehungszeit selten ist. Dies ist wohl zu einem großen Teil auf die Freundschaft Zweigs mit dem bekannten Psychoanalytiker Sigmund Freud zurückzuführen, denn erst dessen Erkenntnisse im Bereich der Psychoanalyse machten die Beschreibung unterbewusster Vorgänge möglich. Somit lieferte Freud erst den psychologischen Hintergrund für diese Erzählung. Hier wirft sich die Frage auf, welche Beweggründe Fritz Wagner zu seinem Handeln verleiten und wie diese Vorgehensweise zu bewerten ist.
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